Bild und Ton
Auf Messen und bei Produktvorstellungen durften wir Journalisten schon des Öfteren 84-Zoll-TVs samt UHD-Auflösung in Augenschein nehmen. Die in der Regel großräumige, beleuchtete Umgebung mit Menschenansammlungen verändert die Wirkung eines solchen Schirms allerdings. Als der riesige UHD-Star von drei AV-Magazin-Redakteuren mit Hilfe eines Handkarrens endlich im Testraum platziert war und wir anschließend drei große Schritte zurückgehen mussten, um das Ausnahmeobjekt überblicken zu können, wurde die schiere Größe des neuen Heimkino-Caesaren dagegen erstmals deutlich. Da steht nicht nur ein Bild-Schirm, sondern eine Bild-Wand im Heimkino.
Und wenn diese aufleuchtet, können selbst Journalisten kaum noch kühl-objektiv bleiben. Der erste Impuls ist eindeutig: Man fühlt sich von der Farbflut des Riesenschirms überwältigt. Nüchterne Kontrast- und Farbqualitätseinschätzungen treten fürs Erste völlig in den Hintergrund. Umso einprägsamer wird, wie die Schirmgröße und UHD-Detailschärfe eine Bildkulisse mit fast dreidimensionaler Wirkung schaffen und auf diese Weise geradezu einen Raum im Raum kreieren. Wenn etwa Baumzweige in Richtung Betrachter ragen oder Tunnel und Häuserschluchten im Badminton-Film „Dark Knight“ gezielt perspektivisch aufwarten, fällt der Effekt in frappierender Weise auf.
„UHD-Detailschärfe“ ist dabei noch nicht einmal ganz erreicht. Außer Testfotos, via USB zugespielt, stand den AV-Magazin-Redakteuren kein originäres 4K-Material zur Verfügung. Allerdings schafft es der LG, Full-HD-Filme so gekonnt auf die höhere Auflösung umzurechnen, dass tatsächlich ein verbesserter Schärfeeindruck entsteht. So wirkt etwa im Bond-Thriller „Casino Royal“ am Anfang des zweiten Chapters das Gesicht des wartenden Spions auf Full-HD-Schirmen eher verschwommen. Auf dem großen LG gewann es dagegen deutlich an Kontur. Da dieses Motiv keine geometrisch geraden Linien zeigt, ist es schwer zu kalkulieren. Das Ergebnis attestiert dem LG daher äußerst ausgefeilte Skalierungsfertigkeiten.
Gleiches gilt bei HD-Fernsehprogrammen. Und sogar SD-Kost kann sich auf dem Riesenschirm ohne Weiteres Sehen lassen. Hier erhält man zwar nicht die oben beschriebene Qualität. Aber grobkörnige Artefakte, ausgefranste Motivkanten oder übermäßige Unschärfen braucht man in keiner Weise zu fürchten.
Will man trotz dieser fulminanten Gesamtwirkung seine Aufmerksamkeit auf Details lenken, kann man bemerken, dass der Schwarzwert des Schirms nicht ganz den Optimalvorstellungen entspricht. Schwächlich erscheint er dennoch sicher nicht: Grauschleier gibt’s keine, weswegen man zu keinem Zeitpunkt spannungslose Bildstimmungen verdauen muss. Obendrein fällt die Bildwahrnehmung bei solch einem Riesenschirm anders aus als gewohnt: Wer gezielt darauf achtet, wird etwa im großen Kino feststellen, dass auch den Projektoren kein Tiefschwarz gelingt. Doch dies stört allein aufgrund der Bildgröße nicht. So ist es beim LG ebenfalls: Der Schwarzwert erhält deutlich weniger Relevanz, weil auch hier das Gesichtsfeld komplett ausgefüllt wird.
In puncto Farbdarstellung lässt sich der LG auf den Punkt eichen. Die Abstimmung bleibt bei aller Brillanz ausgewogen, sodass etwa Hautfarben oder Schwarz-Weiß-Nuancen bestens gelingen. Sehr realistisch wirkt dazu die Zwischenbildberechnung, die Bewegungsabläufe schärft und Bildruckeln vermeidet.
Ein echtes Highlight ist schließlich auch die 3D-Performance. LG verwendet Polfiltertechnik, bei der sich die vertikale Bildauflösung prinzipbedingt halbiert. Dies war bislang besonders auf großen Schirmen zu erkennen. Die neue UHD-Bildpunktzahl präsentiert nun in der Vertikalen Full-HD-Zeilenzahl und in der Horizontalen volle UHD-Bildpunktwucht. Entsprechend gewaltig fällt die großformatige Tiefenwirkung aus. Hohe Schärfe, perfekte Bildruhe und ein absolut stabiler Kulissenaufbau erzeugen im Trio fulminante Raumerlebnisse. Die Farb- und Kontrastbrillanz des Schirms perfektioniert die Tiefenwirkung weiter. Wer die Chance hat, „Avatar“ auf dem LG nochmals zu sehen, sollte sie unbedingt nutzen.
Ohne fulminante Soundkulisse fehlt einem solchen Bild natürlich dennoch etwas. Ausgewachsene Surround-Technik ist hier fast Pflicht. Aber dank seines Gehäusevolumens, großer rückseitiger Lautsprecher und integriertem Subwoofer weiß der Kaiser auch in puncto Sound das Kinovolk zu beherrschen. So lautet für den LG schließlich ebenfalls das Motto: veni vidi vici!