DVB-T: wann, wo, wie?
Jetzt auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Ostfriesland, Weserbergland und Ostwestfalen
Nach der erfolgreichen Einführung des digitalen Antennenfernsehens DVB-T in vielen Gebieten Deutschlands folgt nur die Aufschaltung in den Regionen Stuttgart, Heidelberg, Kaiserslautern, Aurich, Bielefeld, Minden, Wuppertal und Teutoburger Wald. Dazu kommen zudem Hessen und der Großraum Würzburg. In diesen Regionen erfolgt die Umstellung auf das digitale Antennenfernsehen zwischen dem 15. und 31. Mai 2006.
Die Vorteile von DVB-T liegen auf der Hand: neben der gegenüber analogem Antennenfernsehen wesentlich größeren Sendervielfalt ermöglicht DVB-T erstmals den portablen und mobilen Empfang in bester Qualität. Der Fernseher bzw. der Empfänger ist unabhängig von einem Kabelanschluss oder einer Sat-Anlage und garantiert in der Regel mit einer kleinen Zimmerantenne störungsfreien Empfang. Sogar in Bus, Bahn oder Auto ist der Fernseh-Genuss möglich.
Auch für alle, die bisher ihr Programm über Kabel oder Satellit empfangen, bietet sich DVB-T als Alternative oder Zusatz an. Denken Sie nur an Schlafzimmer, Kinderzimmer, Arbeitsraum oder Terrasse. Meist sind hier keine Antennendosen zu finden oder der Satellitenempfang ist zu aufwändig.
DVB-T bietet noch einen weiteren handfesten Vorteil: neben der obligatorischen GEZ-Gebühr gibt es keine zusätzlichen oder gar monatlichen Kosten. Jedoch sollen hier auch die Nachteile nicht verschwiegen werden: der Kabel- oder Sat-Empfang bietet eine wesentlich größere Programmvielfalt. Auch ist der Empfang von Premiere über DVB-T nicht möglich und Radioprogramme gibt es zur Zeit nur in Berlin/Brandenburg. Zudem muss meist wie beim Sat-TV an jeden Fernseher eine Box angeschlossen werden.
Die Regionen
Mittlerweile ist die Umstellung von analogem auf digitales Antennenfernsehen in vielen Ballungsgebieten abgeschlossen. In den Regionen Kiel/Lübeck/Hamburg, Berlin/Potsdam, Bremen/Hannover/Braunschweig, Köln/Bonn/Ruhrgebiet sowie Frankfurt/Wiesbaden und München/Nürnberg ist der analoge Antennenempfang bereits abgeschaltet. Ende letzten Jahres folgten Thüringen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und der Großraum Osnabrück/Lingen. Ende Mai 2006 werden große Gebiete in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Ostfriesland, Hessen und im Weserbergland und Ostwestfalen folgen. Die Empfangsgebiete in Schleswig-Holstein und Bayern bzw. Oberfranken werden bis zum Herbst 2006 weiter ausgebaut. Bis zum Jahr 2008 soll der flächendeckende Ausbau im wesentlichen abgeschlossen sein.
Programme
Durch die digitale Übertragungstechnik können die herkömmlichen Kanäle besser ausgenutzt und ein Vielfaches an Programmen übertragen werden. In den meisten Regionen Deutschlands sind so über 20 Sender verfügbar. Dazu gehören neben den Öffentlich-Rechtlichen die beliebtesten privaten Programme sowie Regionalsender. Zum Start werden in einigen Regionen allerdings zunächst nur die Öffentlich-Rechtlichen Programme übertragen. Zusätzliche Sender, die analog nicht zu bekommen sind, werden ebenfalls angeboten. So gibt es von der ARD gleich drei weitere Programme wie Eins Festival, Eins Plus und Eins Extra. Das ZDF setzt im Gegenzug auf den Theaterkanal und einen Info und Doku-Sender. Im Großraum Berlin werden zudem 32 Radioprogramme ausgestrahlt. Im digitalen Fernsehen ist jedoch noch mehr möglich: neben ausführlichen Programminformationen in Form einer elektronischen Programmzeitschrift sind interaktive Sendungen und multimediale Datendienste denkbar.
Eine vollständige Senderliste nach Regionen sortiert finden Sie hier als kostenlosen Download
Analog vor dem Aus
Die größte Änderung werden alle erleben, die bisher ihr Programm nur über eine Zimmer- bzw. Dachantenne empfangen haben. Wie schon in vielen Gebieten Deutschlands wird auch an den neuen Sendestandorten mit dem Start von DVB-T die analoge Ausstrahlung abgeschaltet. Das beginnt mit den Privaten und folgt nach einer Übergangszeit mit ARD, ZDF und den Dritten. Wer nicht vorbereitet ist, schaut im wahrsten Sinne in eine schwarze Röhre.
Das brauchen Sie!
Zur Beruhigung: ein neues Fernsehgerät benötigt man zum Empfang von DVB-T nicht. Allerdings wird Ihr Fernseher die digitalen Signale nicht verstehen und um die Anschaffung einer Zusatzbox werden Sie nicht herumkommen. Diese so genannte Set-Top-Box setzt die von der Antenne kommenden Signale in eine für den Fernseher verständliche Form um. Angeschlossen wird sie wie ein Videorekorder über die Scart-Buchse des Fernsehers. Das TV-Gerät wird dann weiterhin als Bildschirm genutzt. Set-Top-Boxen sind von allen namhaften Herstellern im Handel zu finden und kosten je nach Ausstattung und Qualität ab 60 Euro. Einfache Modelle bieten die Grundversorgung, besser ausgestattete und damit auch teuerere Boxen verfügen dann über Timerfunktionen, interaktive Möglichkeiten oder eine elektronische Programmzeitschrift. Einen Vergleichstest von Receivern unterschiedlichster Ausstattung finden Sie hier. Zudem sind Empfänger z.B. von Humax oder Panasonic mit eingebauter Festplatte und DVD-Rekorder erhältlich.
Mittlerweile bieten alle namhaften Hersteller auch TV-Geräte an, in denen sowohl analoges als auch ein DVB-T-Empfangsteil eingebaut ist. Das bietet beim Kauf eines neuen Fernsehers den Vorteil, dass man für alle Gelegenheiten gerüstet ist. Wohnt man noch in einem "analogen" Gebiet, nutzt man den analogen Tuner, wird in der nächsten Zeit umgestellt, hat man den entsprechenden Empfänger auch schon mit an Bord. Metz-Geräte sind durch ein Modulsystem nachrüstbar, bei Loewe kann man zwischen verschiedenen Empfangsvarianten wählen. Zudem sind auch tragbare Empfänger sowie PC-Karten, USB-Boxen und PCMCIA-Karten für Laptop oder PC erhältlich.
Antennen
Für den Empfang von DVB-T können vorhandene Antennen weiter benutzt werden. Je nach Standort braucht man eine Zimmer- oder Außenantenne, abhängig von der Entfernung vom Sender und den baulichen Gegebenheiten. Im so genannten Kernbereich des Senders genügt sogar eine kleine Stabantenne (um die 10 Euro), die einfach hinter dem Fernseher versteckt wird und in jedem Zimmer einwandfreien Empfang liefert. Weiter entfernt genügt möglicherweise eine Zimmerantenne mit Verstärker (ca. 30 Euro), alternativ eine Außenantenne. Bestehende Hausanlagen können natürlich weiter genutzt werden, ebenso ist eine Einspeisung in Gemeinschaftsanlagen möglich. Praxistipp: fragen Sie beim Kauf einer Set-Top-Box beim Fachhändler nach den Empfangsbedingungen. Ein guter Händler wird Ihnen auch eine Zimmerantenne probeweise zur Verfügung stellen.
Funktionen und Einstellungen
Haben Sie sich für eine Set-Top-Box entschieden, muss sie angeschlossen und installiert werden. Das AV-Magazin zeigt Ihnen am Beispiel der Panasonic TU-CT30E, welche Schritte Sie durchführen müssen. Dieser Empfänger bietet neben den DVB-T Grundfunktionen einen sehr übersichtlichen EPG und komfortable Timerfunktionen. Im Handel ist er für 150 Euro zu bekommen. Mit anderen Set-Top-Boxen ist die Vorgehensweise in den Grundzügen ähnlich- schauen Sie einfach in die hoffentlich verständliche Bedienungsanleitung.
1. Anschlüsse
Verbinden Sie die Set-Top-Box per Scart-Kabel mit dem Fernseher. Verwenden Sie ein voll beschaltetes Kabel, damit Sie die bessere Bildqualität einer S-Video oder RGB Übertragung nutzen können. Dann noch die Antenne in die Eingangsbuchse und schon ist alles startklar.
Viele Boxen wie auch die Panasonic verfügen zusätzlich über einen digitalen Audio-Ausgang. Hier kann man die direkte Verbindung zu einer Heimkino-Anlage herstellen und somit den begeisternden Surround- oder DolbyDigital Ton genießen. Einige Sender wie Sat 1 oder ProSieben senden ausgewählte Filme sogar im Mehrkanalton.
Besitzen Sie einen älteren Fernseher ohne Scart-Anschluss (diese Geräte sind meistens mehr als 15 Jahre alt) benötigen Sie unbedingt eine Box mit einem HF-Modulator. Dieser wandelt die digitalen Signale in analoge Antennensignale um und gibt sie über ein normales Antennenkabel an den Fernseher weiter.
2. Grundeinstellungen
Beim ersten Einschalten der Panasonic Box erscheint auf dem Bildschirm ein Menü mit der Sprachenwahl. Bestätigt man dies startet der automatische Suchlauf und alle empfangbaren Programme der Region werden in sinnvoller Reihenfolge gespeichert. Das heißt ARD liegt auf Programmplatz 1, ZDF auf 2 usw.. Ein Umsortieren nach eigenem Geschmack ist natürlich auch möglich, im Normalfall aber nicht notwendig.
Danach müssen Sie noch die Übertragungsnorm zum Fernseher wählen. Die TU-CT30E bietet hier Video, S-Video oder RGB an. Zu besten Ergebnissen führt hier immer RGB oder S-Video – der angeschlossene Fernseher muss jedoch auch entsprechend eingestellt werden. Je nach Bildschirm wählen Sie zudem das Format 16:9 oder 4:3 aus. Das 16:9-Format macht gerade im Zusammenspiel mit digitalem Fernsehen Sinn, da mittlerweile auch viele Eigenproduktionen von ARD und ZDF digital im Breitbildformat ausgestrahlt werden. Sogar die beliebte Lindenstrasse wird seit einigen Wochen digital in 16:9 gesendet.
3. Zusätzliche Funktion
Die Panasonic Box bietet weitere Besonderheiten: Neben einer Kindersicherung zeigt die Box eine Meldung an, wenn neue Sender empfangbar sind. Vier verschiedene Profile erlauben unterschiedliche Senderlisten für verschiedene Nutzer anzulegen. So finden die Eltern ARD auf Programmplatz 1, während der Sohn dort RTL speichert. Natürlich können diese Listen auch jederzeit verändert oder angepasst werden. Ein weiterer Pluspunkt von Panasonic ist die Update-Fähigkeit. Werden Funktionen erweitert oder verbessert, kann man diese per Software-Aktualisierung direkt über Antenne bekommen. So hat man die Box immer auf dem aktuellen Stand.
4. Programmführer
Ein elektronischer Programmführer – er wird von den meisten Sendern im DVB-T Signal mit übertragen – hilft bei der Vielzahl von Sendern und Sendungen nicht den Überblick zu verlieren. Panasonic zeigt diese Informationen sehr übersichtlich und wahlweise nach Nutzerprofilen an. Sofern die Daten von den Sendeanstalten übertragen werden, hat man die Möglichkeit , die Programminformationen für 7 Tage im voraus zu bekommen. Zudem kann man eine Sendung, die man aufzeichnen möchte, einfach anklicken und in eine Timerliste übertragen. Die TU-CT30E schaltet dann zur entsprechenden Zeit ein oder um.
Klartext
DVB-T bietet gegenüber herkömmlichem Antennenfernsehen eine Vielzahl von Vorteilen. Mehr Programme, gute Bild- und Tonqualität und Zusatzfunktionen wie elektronische Programmführer. Die Installation erfolgt nahezu problemlos – in vielen Fällen kommt man mit einer kleinen Zimmerantenne aus. Kann man auf Pay-TV verzichten und reichen die rund 20 Programme aus ist DVB-T die ideale Lösung. Verfügt man über Kabel- oder Sat-Empfang bietet sich das digitale Antennenfernsehen für alle Zweitgeräte oder im mobilen Einsatz an.