French Kiss
Was soll man da groß drumherumreden: C57 und A57 spielen einfach hervorragend. Ich habe es mir angewöhnt, sofern Verkaufspreise nicht schon im Vorfeld bekannt sind, erst einmal zu hören, dann zu schätzen und schließlich erst nachzuschauen beziehungsweise zu fragen. So weit daneben wie bei den Carat habe ich in fünf Jahren nur bei einer einzigen anderen Gelegenheit getippt, obgleich der Braten irgendwie zu riechen war, dass diese Geräte weniger kosten als die Ohren glauben machen. Der CD-Spieler C57 vollzieht einen herrlichen Balanceakt zwischen quirliger Spielfreude, erwachsener Übersicht und detaillierter Akuratesse. Er bringt diese gewisse Rafinesse mit, in der so viel musikalisches Potential liegt, ein Direktvergleich mit dem Rega Apollo drängt sich förmlich auf. Dieser rund einhundert Euro teurere Ausnahme-Player gibt im Mittelton eine Spur mehr Klangfarbendifferenzierung preis und hat dem C57 beim Spurt im rhythmischen Mikrokosmos noch eine halbe Nasenlänge voraus - angesichts des in der Einstiegspreisklasse relevanten Unterschiedes der jeweiligen Erwerbskosten und der ebenfalls sensationellen Preis-Leistung des Rega sind diese marginalen Unterschiede nichts anderes als ein dickes Kompliment für den Carat. Ähnliches gilt für den Verstärker A57, dieser vermag sich klanglich sogar noch etwas weiter von den Mitspielern seiner Preisklasse - und etlichen darüber - abzusetzen. Früher oder später trennt Laststabilität bei Verstärkern ansonsten gleichwertige Konkurrenten, diese ausgiebig zu fordern eignet sich elektronische Musik des genialen Berliner Klangkünstlers Paul van Dyk vorzüglich. Im C57 rotiert der Vorgeschmack auf das am 24. August erscheinende Album „In Between“, „White Lies“. Um es kurz zu machen: Bei Lautstärken, die wir nicht zuhause fahren können, pumpen die Synthiebässe noch genauso exakt differenziert, scharf konturiert und staubtrocken wie bei moderaterer Gangart. Auch sonst keine Spur von Atemnot: Feindynamik, Räumlichkeit und Taktgefühl der Carat hauchen der Musik Leben ein. Sie gehören damit zu einer erlesenen Auswahl von Musikmaschinen, die auf das Essentielle hin konzipiert wurden und haben damit manch Preisrekordanlage das voraus, worauf es ankommt. So können die Carat den einen mit schönem HiFi versöhnen, den anderen mit hohem Anspruch an Musikwiedergabe - Hauptsache, ein Mindestmaß an Begeisterungsfähigkeit für schöne Dinge des Lebens die keiner braucht ist vorhanden. Dann wird aus diesem Keim schnell eine pralle, süße Frucht und genau solches HiFi zum schöner Leben gebraucht.