Gern gehört
Ein gutes Argument für den Betrieb des FS 407 ohne Bespannungen ist der Anblick dieser Chassis: Sie weisen die von Elac-Membranen bekannte charakteristische Oberflächen-Strukturierung auf, die an kristalline Gebilde erinnert. Daher bekamen sie den plakativen Namen "Kristallmembrane", doch diese Formgebung dient natürlich nicht dem Zweck, unter wechselndem Lichteinfall interessante Blickpunkte zu geben: Die Geometrie der Membranoberfläche erhöht die Verwindungssteifigkeit der Membran und minimiert so unerwünschte Partialschwingungen. Hergestellt werden diese Sandwich-Membrane aus einer 0,2 Millimeter dünnen Schicht Aluminium, die mit einer Lage Zellstoff verklebt wird; auch dieser Materialmix gewährleistet ein kontrolliertes, optimales Resonanzverhalten und bildet die Grundlage für eine besonders verzerrungsarme Wiedergabe. Verwindungssteife, strömungsoptimierte Aluminium-Körbe, die im Druckgussverfahren produziert werden, und modifizierte, beidseitig belüftete Flach-Zentrierungen kennzeichnen darüber hinaus die neuen, weiter entwickelten Tiefmittelton-Chassis; ihre Rundsicken wurden ebenfalls überarbeitet und weisen nun ein variableres Rollverhalten auf. Zudem erhöhte Elac die Membranfläche der Konuschassis, die jetzt mit 150 Millimetern Durchmesser zehn Millimeter größer sind.
Die Überraschung hält der FS 407 allerdings im Hochtonbereich bereit: Dort arbeitet der mehr als bewährte, ausgezeichnete JET-Hochtöner - auf den ersten Blick gewissermaßen. Beim JET-Hochtöner handelt es sich um einen so genannten Bändchen-Hochtöner, dessen Membran aus einer hauchdünnen Folie besteht, die mäanderförmig gefaltet wird. Diese Folie wird in ein leistungsstarkes Antriebssystem aus Neodym-Magnetstäben eingesetzt, so dass zwischen Stärke des Antriebs und zu bewegender Masse ein Verhältnis herrscht, von dem Sportwagen nur träumen. Elac hat über mehr als zwei Jahrzehnte die Technologie dieses Bändchen-Hochtöners weiter entwickelt, die auf den Air Motion-Transformer von Dr. Oskar Heil zurückgeht, und innerhalb der letzten drei Jahre mit dem X-JET und dem VX-JET Kombinationen des JET-Hochtöners mit ringförmigen Mitteltönern in den Referenzlinien implementiert. Nun präsentiert Elac mit dem im FS 407 eingesetzten JET 5 abermals eine weiter perfektionierte Version des Bändchen-Hochtöners, äußerlich bei genauerem Hinschauen an der veränderten Form der Schallführungsschlitze zu erkennen. Im verborgenen Detail allerdings wurden einige Modifikationen vorgenommen, die meisten von ihnen kann Entwicklungsleiter Rolf Janke jedoch nicht verraten - angesichts weltweit diverser Nachahmer eine besonders leicht verständliche Haltung. In Erfahrung zu bringen war immerhin, dass man die Folienbeschichtung geändert und die Führung der Leiterbahnen variiert hat, zudem wird der diffizile Prozess des Verklebens nun mit den hauseigenen Robotern durchgeführt - das Falten und die Montage der empfindlichen Membran wird dagegen weiterhin von speziell geschulten, sehr erfahrenen Mitarbeiterinnen bewerkstelligt. Die Resultate der minutiösen Entwicklungsarbeit sind natürlich frei kommunizierbar: Das ohnehin ausgezeichnete Klirrverhalten des JET-Hochtöners konnte nochmals verbessert werden, darüber hinaus kann für seine Ansteuerung jetzt ein reduzierterer Weichenaufbau realisiert und seine untere Grenzfrequenz eine Terz tiefer festgelegt werden.
Konzeptionell ist der FS 407 zweifelsohne ein sehr interessanter und vielsprechender Lautsprecher, aber ein neues JET-Bändchen setzt sowohl der Neugier als auch den Erwartungen die Krone auf. Als prima Match in Sachen Spielpartner hat sich in unseren Hörtests unter anderem die kürzlich hier vorgestellte Cala von T+A erwiesen; von mehr Verstärkerleistung profitiert der FS 407 zwar nachvollziehbar, kann aber hinsichtlich seiner Ansteuerung klar als unkritisch bezeichnet werden. Die klangliche Vorstellung des FS 407 kann man dagegen nur brisant nennen: Die gebotene Kombination von extremem Auflösungsvermögen, Agilität und Ausgewogenheit dürfte in seiner Preisklasse nicht zu toppen sein. Indes überzeugt der FS 407 auch absolut gesehen vorbehaltlos, liefert eine sehr präzise und ausgedehnte räumliche Abbildung, macht auch komplexe Orchesterwerke sehr leicht durchhörbar und stellt seine filigranen Qualitäten auf ein solides, straffes und durchaus auch druckvolles Tiefton-Fundament. Vor allem jedoch wirft seine völlig stimmige Spielweise keinerlei Fragen auf, der FS 407 vermag all seine schillernden Facetten vorbildlich zu integrieren und die diesbezügliche Güte vergleichbarer Elac-Modelle noch weiter zu kultivieren. Das ist freilich ein Statement, aber der FS 407 verdient es, denn er hat ganz ganz viel Musik im Blut.