IP-Kameras – Funktion, Einsatzmöglichkeiten und mögliche Probleme
„Ohne Sicherheit ist keine Freiheit“, war der preußische Philosoph, Staatsmann und Sprachforscher Wilhelm von Humboldt (1767-1835) überzeugt. War dieses Zitat noch auf die Neuordnung Europas nach dem Wiener Kongress (1814-15) bezogen, lässt es sich auch auf die Situation jedes Einzelnen anwenden. Denn auch Menschen, die ihr Haus und ihr Eigentum zurücklassen, sind bestrebt, es so gut wie möglich zu sichern, um sich in Abwesenheit frei und des eigenen Besitzes sicher zu fühlen.
Ein Weg, dies zu erreichen, ist die Ausstattung von Räumen oder Plätzen mit Kameras. Zunächst wurde in diesem Zusammenhang CCTV (Closed Circuit Television) bekannt. An Plätzen großer Menschenansammlungen wie Flughäfen, Fußballstadien oder Bahnhöfen, aber auch zur Überwachung nachts verlassener Betriebe oder Parkhäuser wurden solche Systeme eingesetzt, besonders beliebt sind sie nach wie vor in England.
Herkömmlicherweise waren diese Kameras analog. Im Zuge des Erfolgs des Internets jedoch werden solche Überwachungskameras entweder an Computer angeschlossen, welche die Kamerasignale digitalisieren (sogenannte Hybrid-Anlagen) oder komplett durch digitale IP-Kameras ersetzt, welche auch als Netzwerkkameras bezeichnet werden.
Wie funktionieren IP-Kameras?
Eine Kamera nimmt einen bestimmten Bereich eines Gebäudes oder öffentlichen Platzes auf. Die Auflösung der Geräte reicht von 640 x 480 bis 1600 x 1200 Pixel. Die IP-Kameras können horizontal (engl. pan), vertikal (engl. tilt) oder fokussiert (engl. zoom) filmen. Aufgrund dieser Eigenschaften wird dieser Kameratyp als PTZ-Camera bezeichnet. Die bei der Aufnahme erstellten Daten werden komprimiert und digitalisiert.
- Sie werden zumeist als Videostreams oder Bildmaterial über private oder öffentliche Netzwerke an die Überwachenden (oder eine Zentrale) versendet. Das Filmmaterial wird zumeist in MPEG-4-Dateien umgewandelt. Teurere Kameras stellen sie in anderen Formaten wie 3GPP (für das Streaming auf Mobiltelefone) oder Motion JPG zur Verfügung. Der Netzauftritt kann über Web-Server, als E-Mail-Client oder FTP-Client stattfinden. Eine Auswahl von Netzwerkkameras verschiedener Preisklassen direkt vom Hersteller bietet beispielsweise der Online-Anbieter Lupus-Electronics.
- Netzwerkkameras können als Bewegungssensoren dienen oder mit einer lokalen Alarmanlage verknüpft werden. Geschieht dies, können dem Nutzer bei der Auslösung des Signals Bilder, Mails oder SMS gesendet werden, um ihn über die Auslösung des Signals zu informieren.
- Ein Vorteil der Technologie besteht darin, dass durch die Anbindung ans Internet, welcher über WLAN oder LAN erfolgt, die Daten potentiell weltweit abgerufen werden können. Das Ansehen der Dateien läuft zumeist über den Browser. Das Empfangsgerät muss nur internetkompatibel sein, somit können die Videostreams oder Bilder auf Laptops, PCs, Fernsehern, aber auch auf iPhones und Smartphones, betrachtet werden.
- Hochwertigere Geräte besitzen eine Tonspur. Dadurch kann der Nutzer in Echtzeit mit gefilmten Personen Kontakt aufnehmen. Dies müssen nicht nur Einbrecher sein, denn die Kamera kann auch ein Baby filmen, das durch Zureden über den Lautsprecher beispielsweise bei Weinen beruhigt werden kann.
Mögliche Probleme bei der Nutzung
Trotz der modernen Technologie bergen die Geräte neue Herausforderungen für Hersteller und Nutzer. Bei bewegungssensiblen Kameras muss die Fehlauslösung von Aufnahmen verhindert werden. Bewegungen von Tieren, beispielsweise Vogelflug, können Fehlaktivierungen auslösen.
Für einen lückenlosen Zugriff ist die Kamera auf eine ununterbrochene, schnelle Internetverbindung angewiesen. Diese sollte mindestens 1500 kb/s schnell sein. Die Speichermöglichkeiten für die Daten müssen ausreichend vorhanden sein und die Komprimierungsformate abgestimmt werden, da es davon eine große Vielfalt gibt. Die Sensoren der IP-Kameras sind lichtempfindlich. So kann es bei ungünstigem Lichteinfall zur Überbelichtung kommen. Dies gilt übrigens nicht nur für den Außenbereich, sondern kann etwa durch Sonnenlicht in geschlossenen Räumen zustande kommen. Diesem Problem kann durch die Installation mehrerer Geräte begegnet werden, welche einen definierten Raumbereich aus verschiedenen Blickwinkeln aufnehmen. Dies ist vor allem im Hinblick auf eine etwaige gerichtliche Verwendung der Videostreams unabdingbar. Bei der Aufstellung der Kameras müssen je nach Ort rechtliche Normen, Brandschutz- und Unfallbestimmungen beachtet werden. Eine Missachtung kann unter Umständen zu Bußgeldern führen.