Performance
Der Aufbau des von KEF mittlerweile über viele Jahre hinweg weiter entwickelten Uni-Q-Treibers basiert auf dem Prinzip eines Koaxialchassis, das heißt, der Hochtöner ist zentral in der Mitte des Tiefmittelton-Konus montiert. Durch diese Anordnung werden größere Laufzeitunterschiede zwischen vertikal positionierten einzelnen Chassis vermieden, die Treibereinheit kommt dem ideal einer Einpunkt-Schallquelle näher. Ein weiterer Vorteil der Uni-Q-Treibereinheit liegt darin, dass die Pegel von Hochtöner und Tiefmitteltöner außerhalb der Achse ungefähr gleich stark abfallen, so dass überall im Raum ein homogenes Klangbild erhalten bleibt und Hörer nicht so sehr auf einen Sweet Spot festgelegt sind. Genau wie bei der LS50 setzt sich das Uni-Q-Chassis der neuen Aktiv-Version aus einer belüfteten 25mm-Aluminium-Kalotte und einem 130mm-Magnesium-Aluminium-Konus zusammen. Im Gegensatz zur LS50 nutzt KEF bei der LS50 Wireless die Möglichkeit, die klangliche Performance mithilfe eines digitalen Signalprozessors (DSP) zu steigern. Dies geschieht freilich nicht mithilfe von Algorithmen, die psychoakustische Phänomene ausnutzen und so beispielsweise mehr Größe suggerieren, sondern durch digitale Kontrolle des Uni-Q-Chassis. Dabei übernimmt statt einer klassisch aufgebauten passiven Frequenzweiche ein DSP die Aufgabe, dem Hochtöner und dem Tiefmitteltöner seinen jeweiligen Arbeitsbereich zuzuweisen. So kann auf im Signalweg liegende Bauteile verzichtet und zudem eine Laufzeit- und Phasen-korrigierte Ansteuerung des Uni-Q-Treibers realisiert werden, die sein Leistungsvermögen optimal entfaltet. Die DSP-geregelte Phasenkorrektur lässt sich separat von allen anderen Klangeinstellungen deaktivieren - wer sich ihrer Wirkung vergewissern mag, kann dies somit tun; wir empfehlen jedoch, die Korrektur zum Musikhören eingeschaltet zu lassen.
Ankommende Datenströme werden von zwei DAC-Chips in analoge Musiksignale umgewandelt, jeweils einer ist für einen Lautsprecher zuständig: Von der Eingangssektion des rechten Master-Lautsprechers aus werden die Daten des linken Kanals über das mitgelieferte CAT-6-Ethernetkabel an die Konvertersektion des linken Lautsprechers übertragen. Verstärkerseitig betreibt KEF ebenfalls hohen Aufwand, allein die Verstärkungsstufe für den Hochtonbereich hat eine Leistung von 30 Watt - pro Lautsprecher. In klanglicher Hinsicht noch interessanter ist deren pure Class-A-Topologie, die eingesetzt wird, um die effiziente Kalotte möglichst verzerrungsarm mit souveräner Leistung anzusteuern und so ihr Impulsverhalten auszureizen. Das mittlere Spektrum und der Tiefton dagegen werden von einer Class-D-Schaltung verstärkt; den hierfür zuständigen Teil der Uni-Q-Treibereinheit mit einer hocheffizienten Schaltverstärkung zu betreiben bietet den Vorteil, bei geringem Platzbedarf und geringer Abwärme insbesondere für den Bassbereich viel Leistung parat zu haben: Der Class-D-Verstärkerzug generiert 200 Watt - auch dies gilt für jeden Lautsprecher.
Für die Hörtests haben wir der LS50 Wireless Musik per Bluetooth von einem iPad, per WLAN und Ethernet von einem NAS und mit Audirvana Plus von einem MacBook zugespielt. Dabei stellte sich erwartungsgemäß schnell heraus, dass die LS50 Wireless nur auf Stativen frei positioniert und mit hochaufgelösten Files guter Produktionen gefüttert ihre ganze Klasse zeigt - sie macht auch auf dem Schreibtisch und mit weniger anspruchsvollem Musikmaterial eine ausgezeichnete Figur, doch in ihr steckt viel mehr. „Music of Chopin“ ist eine ausgezeichnete Einspielung von Wilson Audiophile mit dem Pianisten Hyperion Knight, wie geschaffen, um zu erleben, was die aktive, DSP-optimierte Neue zu leisten vermag. Und das ist eine Menge: Neben der präzisen, tonal neutralen Wiedergabe beinhaltet ihr Können vor allem eine feinzeichnende, detailverliebte Spielweise mit Atmosphäre; die LS50 Wireless stellt den Flügel selbst bei moderater Lautstärke scharf fokussiert in glaubhafter Größe auf die Bretter und beleuchtet jede Variation sanfter Tastenanschläge. Im Gegenzug vermittelt sie in energischen Passagen die Autorität des Instrumentes, macht tatsächlich eindringlich erfahrbar, dass ein Konzertflügel einen großen Resonanzkörper hat. Komplexere Instrumentierungen wie das Scottish Chamber Orchestra kommen der LS50 Wireless gerade gelegen, um ihre außerordentlichen Abbildungsfähigkeiten zu demonstrieren: Das Klanggeschehen bleibt bei den Mozart-Symphonien vom Lautsprecher abgelöst, akkurat sortiert und insbesondere in die Tiefe weitläufig dargeboten, die Streichergruppe steht einige Meter vom Piano entfernt im hinteren Bühnenbereich. Ganz klar: KEF hat mit der LS50 Wireless zeitgemäßen Komfort und hervorragende Klangqualität unter einen Hut bekommen.