Spiellaune
Demgegenüber ist das Netzteil auch abseits einer Jagd nach dem letzten Quentchen Klangqualität von wesentlich größerer Bedeutung, und deshalb hat Andreas Schönberg hier den Rotstift sehr moderat walten lassen. Daher verfügt die im P 0.8 integrierte Netzteilsektion über eine hohe Transformatorkapazität und hohe Siebkapazität. Als Eingangsreceiver verwendet Audio Exklusiv den Crystal 8416; er leitet die digitalen Datenströme zum PCM1793-DAC-Chip von Burr-Brown. Die dritte klanglich vitale Baugruppe eines Wandlers ist die Ausgangsstufe, sie wurde im Falle des P 0.8 diskret als Single-Ended-Schaltung in Class-A-Topologie aufgebaut. Wegen ihrer klanglichen Vorzüge sitzen dort auch Koppelkondensatoren des Typs 1837 von ERO Vishay Roederstein; diese mit engen Toleranzen definierten Kondensatoren gehören zu den teureren, aber auf sie wollte Andreas Schönberg nach einigen Hörtests nicht verzichten - mal sehen, ob mir das mit dem P 0.8 genauso geht.
Zum lockeren Einstieg spiele ich einen wunderbaren House-Track von Ralf Gum featuring Diamondancer: »All this Love For You«. Diamondancer, alias Carolyn Ferrari, schrieb den Text und sang auch diese Hommage an das Genre - vor fast zehn Jahren, zum zehnten Jubiläum der House-Musik. Diese Produktion braucht sich auch klanglich nicht zu verstecken, die in Roccos Spoken Mix nur mit minimalen Effekten abgemischte Stimme besitzt, über gutes Equipment gehört, eine gehörige Portion Authentizität und offenbart Diamondancers Qualitäten als Sängerin, die übrigens erst mit diesem Titel als Künstlerin zur House-Musik kam und sonst in der Weltmusik und im Soul als Vokalistin unterwegs ist. Der P 0.8 setzt sich hierbei mit einer dynamisch sehr agilen, direkten Gangart in Szene und vermittelt die Facetten des ausdrucksstarken Gesangs sehr nuanciert. Die für dieses Genre charakteristischen Bass-Läufe klingen genau so, wie sie sollen: Rund, erdig und präzise.
Eine viel größere Herausforderung für den P 0.8 und ganz aktuell ist das Album »Living In Twilight« von Ariel Pocock. Die erst 25-jährige Jazz-Pianistin, Sängerin und Komponistin aus Durham in North Carolina sorgte bereits mit ihrem Debütalbum »Touchstone« für einiges Aufsehen und hatte schon zuvor bei diversen internationalen Festivals eine prominente Rolle gespielt. »Living In Twilight« ist durchgehend beschwingt, zuweilen heiter, dabei immer niveauvoll - dieses Album kann ich Jazz-Freunden nur an's Herz legen. Auch hier zieht der P 0.8 problemlos mit, er vermittelt Atmosphäre, geht voller Spiellaune zu Werke und folgt den temporeichen Variationen mühelos. Der Bass klingt straff und sonor, das flüssig-flinke Pianospiel ist rhythmisch exakt eingebunden und Pococks Gesang kann seinen Facettenreichtum voll entfalten. Aber der P 0.8 vermag darüber hinaus ebenso präzise und feinzeichnend wie lebendig aufzuspielen: Alle Instrumente und die Stimme haben körperhafte Konturen, seine Bühnendarstellung ist weitläufig und luftig; dank einer gekonnten, musikalischen Abstimmung trübt hier wirklich gar nichts das Hörvergnügen. Der P 0.8 tut sich weder mit einzelnen Stärken besonders hervor, noch erlaubt er sich irgendwelche Schwächen - diese Ausgewogenheit aller Fähigkeiten macht seine Spielweise stimmig und profiliert ihn auch über seine Preisklasse hinaus.