Bild und Ton
LG will sich nicht selbst Konkurrenz machen. OLED ist nach Aussage der Koreaner ihre Top-Bildtechnik schlechthin. Ziel ist daher nicht, einen LCD-Schirm zu bauen, der an OLED-Technik heranreicht oder das Optimum der Technik auslotet.
Was der LG 65SM98007LA serviert, ist dennoch ganz großes Kino. Das Optimum anzustreben ist das eine – mit geringerem Aufwand ein dennoch hochwertige Bild zu erreichen das andere. LG gelingt der Spagat tatsächlich bravourös. Zumal mit Direct-LED und Local Dimming technisch betrachtet schon mal eine gute Basis für geschliffene Wiedergabe gelegt wurde.
Was hinter „NanoCell“ als weiteres Highlight technisch genau steckt, verrät LG nicht. Es ist unklar, ob tatsächlich nanogroße Kristalle für Farbreinheit sorgen, wie der Name dies suggeriert. Daher können wir hier leider nicht ins Detail gehen. Das Ergebnis, dass der 164-Zentimter-Bolide liefert, lässt sich dennoch bestens beschreiben – und in hohen Tönen loben.
Zuvorderst hat uns seine HDR-Leistung beeindruckt. Auch wenn wir uns hier nicht im absoluten High End befinden, ist doch klar: So etwas sieht man selten. Unsere Test-Blu-ray „Unsere Erde II“ bietet optische Leckerbissen wie Blitze in dunkler Nacht und gleißende Sonne in der Wüste – und der LG ließ uns diese Szenen neu entdecken. Wir mussten angesichts der Helligkeit nicht nur fast, sondern tatsächlich kurz zwinkern, da uns die Flashs blendeten. Da der LG Schwarz dunkel genug darstellt, kommen die Kontraste hervorragend zur Geltung. In der Wüstensonne dann wurde es uns beim Hingucken geradezu heiß, so intensiv strahlte sie uns ins Gesicht. Die bräunlichen Stacheln des grünen Kaktus ragten uns dank UHD-Bildpunktzahl bedrohlich spitz entgegen. Das sind echte Naturerlebnisse vom eigenen Wohnzimmer aus.
Schattierungen und Farbnuancen servierte der Schirm mit hoher Präzision, sodass auch hier keine Zweifel aufkommen, dass der Schirm weit oben auf der Qualitätsleiter seinen Platz einnimmt. Allenfalls Grün betont der Schirm ein klein wenig. Von dieser leicht fehlerhaften Nuancierung abgesehen: Ob fein angedeutete Farben oder knackig leuchtend, Überzeichnungen sind der Elektronik fremd, immense Plastizität mit gleitenden Helligkeitsübergängen gelingen ihr dagegen ganz selbstverständlich.
Wie schon erwähnt, überzeugt uns der Heimkinoschirm auch mit seiner Schwarzdarstellung. Local Dimming hilft dabei: Partien des Bildschirms werden unabhängig voneinander hell und dunkel gedimmt, womit sich der Schirm besser den Bildinhalten anpassen kann. Die Parzellierung ist jedoch nicht so fein, dass die bekannten Leuchtränder um helle Motive unsichtbar blieben. Zu sehen sind sie etwa mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund.
Doch selbst hier können wir dem Kino-Crack gelungene Balance attestieren. Denn er bringt Local Dimming und hohe Helligkeit so unter einen Hut, dass man unterm Strich mehr Vor- als Nachteile wahrnimmt.
Wir empfehlen für die Grundeinstellungen „Experte (Dunkler Raum)“. Anschießend sollte man den Kontrastregler noch drei oder vier Stufen zurückdrehen, sonst übertreibt der Schirm doch ein klein wenig. Mehr jedoch ist nicht zu tun. Zusätzliche Verstärkung – von LG gern Artificial Intelligence (AI) benannt – ist bei hochwertigem Zuspiel unnötig, kann bei schlechten Vorlagen jedoch Vorteile bringen.
Die sonstigen, üblichen Pflichten eines großen UHD-TV erfüllt der Kinostar ebenfalls mit Leichtigkeit. Die Skalierung von Full-HD-Bildern auf UHD gelingt ihm ausgesprochen gekonnt: Vorder- und Hintergrund haben sich so deutlich voneinander ab, dass schon fast 3D-Gefühle aufkommen. Die Größe des Schirms trägt zu dem Effekt bei.
Schon immer ein Plus war bei LG, dass man die Bewegungswiedergabe entweder kinokonform mit leichtem Rucken darstellen, oder in feinen Schritten unter der Option „TruMotion“ flüssiger einstellen kann. Von wenigen Fehlberechnungen abgesehen, erzielt die Elektronik mit ihren eingefügten Zwischenbildern eine sehr gelungene und auch sehr natürliche Bewegungswiedergabe, sofern man nicht die TruMotion-Maximalwerte bemüht. Scharf bleiben die Motiv selbst bei schnelleren Sequenzen. Mit dafür verantwortlich ist das LCD-Panel, das mit 100-Hertz-Geschwindigkeit schaltet. So könnte auch die versprochene High Frame Rate (HFR) zur Geltung kommen, die dank HDMI 2.1 möglich wird. Da es noch keine handelsübliche Blu-ray-Ausstattung gibt, können wir dies alledings noch nicht abschließend prüfen.
Auch der Klang des LG ist der Versuch wert, ob man vielleicht sogar ohne Zusatz-Equipment auskommen mag. Wer allerdings den 164-Zentimeter-Schirm einen passenden Rahmen verleihen möchte oder schlicht etwas höhere Ansprüche hat, sollte mit einer ebenso großen Surroundanlage nachbessern.