Luft zum Atmen
Das Gehäuse des AMP 8 ist genau wie das des DAC 8 vollständig aus Aluminiumteilen aufgebaut, sein Konzept beruht auf dem des ebenfalls kürzlich vorgestellten Referenz-Vollverstärkers PA 3000 HV. Die Abkürzung „HV“ steht hierbei für „High Voltage“ und deutet an, worin der Clou dieser Schaltung besteht: Die Eingangsstufe und die Spannungsverstärkerstufe des AMP 8 arbeiten mit erhöhten Spannungspotenzialen, letztere ist als Class A-Stufe ausgelegt und kommt mit geringfügiger Überalles-Gegenkopplung aus. Die Stromverstärkung findet in der Ausgangsstufe statt, thermisch optimierte Hochleistungstransistoren sollen für besonders stabile Arbeitspunkte sorgen. Um rückwirkende Einflüsse von Lautsprechern auf die klanglich maßgebliche Spannungsverstärkerstufe auszuschließen, ist diese völlig von der Stromverstärkerstufe abgekoppelt, beide Stufen verfügen zudem über separate Spannungsversorgungen. Dieses von T+A „Isolated Current Amplifier“, kurz „ICA“ genannte Prinzip kam erstmals in der R-Serie zum Einsatz.
Was fehlt da noch im Rahmen eines konsequent auf Performance ausgelegten Verstärkers? Richtig, sorgsam ausgewählte Bauteile wie nicht-magnetische Widerstände von Vishay geben dem AMP 8 klanglich seinen letzten Feinschliff; ein leistungsstarkes, sehr belastbares Netzteil mit Ringkerntrafo ist für so ein Konzept ohnehin obligat. So vereint der AMP 8 also Schlüsseltechnologien aus Referenz-Produktlinien und empfiehlt sich ungeachtet seiner kompakten Bauform als idealer Spielpartner für den DAC 8 und als sehr ernst zu nehmender Verstärker.
Dann mal los, getestet und bewertet haben wir DAC 8 und AMP 8 ihrer Intention gemäß zusammen, sie spielten mit den Lautsprechern Magnat Quantum Signature, Sonus faber Venere 3.0 und Elac BS 403, während als Tonquellen unser Twonky-QNap-NAS, ein mit Audirvana Plus optimiertes MacBook und der CD-Player Audionet ART G3 zulieferten. Bei Komponenten wie diesen schaut man besser erst nach dem Test auf’s Preisschild und schließt während des Hörens die Augen - die sozialisierte Skepsis gegenüber solchen Verstärkerzwergen sitzt doch recht tief, allen bisher mit ihnen gemachten Erfahrungen zum Trotz.
Doch egal, ob Augen auf oder geschlossen, mit offenen Ohren zeigt sich schnell, dass der AMP 8 eine neue Erfahrung bedeutet. Er hat auch größere Lautsprecher derartig fest im Griff, feuert sie zur Bestform an und bleibt bei hohen Lautstärken völlig stabil - solch eine Souveränität ist mir bis dato nur bei Minis mit digitalen Schaltendstufen untergekommen. Um gleich ganz weg zu gehen von der Betrachtung eingedenk seiner Größe: Der AMP 8 präsentiert sich als vollwertiger Leistungsverstärker für Hörer mit sehr hohen Ansprüchen. Denn er kann viel mehr als viele Watt heraus pusten, seine klangliche Finesse und Reife stehen seiner Kraft in nichts nach. Eine großzügig aufgefächerte, glaubhaft proportionierte Raumabbildung und eine ungehalten dynamisch zupackende Spielart kennzeichnen den AMP 8 als Big Player; dazu agiert er blitzschnell, detailversessen und behält selbst über sehr komplexes Klanggeschehen den Überblick.
All dies würde freilich nicht funktionieren, wenn der DAC 8 kein hervorragender Wandler wäre, abgesehen natürlich von den Kraftreserven gilt das Gesagte für ihn ebenso. Klassische Musik zeigt eindrucksvoll, dass sich der Aufwand für seine Wandlersektion lohnt, die Dynamik des DAC 8 fächert auch innerhalb leisester Passagen Berge und Täler auf: Das taufrische Album „Brahms Concertos“ von Hélène Grimaud, ganz ganz zarte Klavieranschläge, begleitet von angedeuteten Streichern, ein spannungsgeladener Mikrokosmos und ein Hochgenuss!