Fruchtbare Begegnung
Die Rock- und Pop-Musik zum Aufwärmen wechselt mit dieser Anlage schnell zu elektronischer Musik, schließlich verspricht die Venere S außerordentliche Qualitäten im Tiefton. „Secret Encounters“ aus der gleichnamigen EP von Guy Gerber steigt zwar nicht so abgrundtief herab, wie in den Electro-Genres häufig anzutreffen, enthält jedoch Bässe ganz unterschiedlicher Charakteristik: federnde, schiebende und trockene Rhythmus-Sounds fächern sich in zahlreiche Klangfarben auf, wechseln sich ab und überlagern sich. Mit dem M-One 100 und der Venere S bleibt die volle Übersicht über das Gesamtgeschehen erhalten, sie präsentieren jede feinste tonale und rhythmische Nuance. Schnell wird klar, dass sich diese Kombination auch bei gehobener Lautstärke mit einer solchen Aufgabe »langweilt«, deshalb kommt jetzt ein Bonbon für Freunde des Französischen House an die Reihe: Die Bass-Loops bei „Chain Reaction“ von Rodriguez Jr. fordern fast alle Lautsprecher bis in ihre Grenzbereiche hinein. Da geht es tatsächlich auch der Signature kaum anders, aber das war trotz dreier recht großer Tieftöner mit Bassreflex-Unterstützung zu erwarten. Überraschender dagegen ist ihre tonale Abstimmung im Bassbereich, die Venere differenziert das tiefe Klangfarbenspektrum nicht nur ausgezeichnet, sie ist ganz kompromisslos auf Präzision getrimmt. Eingedenk ihrer Bestückung hätten vielleicht manche Hörer etwas mehr Saftigkeit erhofft; audiophile Puristen hingegen dürfen gewiss sein, dass dieser Lautsprecher ihnen auch die geringste Aufblähung erspart. Bei diesem House-Titel lässt sich dank solch punktgenauer Impulsivität wunderbar in den Frequenzkeller-Orgien schwelgen, mein Bewegungsdrang ist nur schwer zu unterdrücken - und es ist nicht zu überhören, dass der M-One 100 die Venere Signature ohne jede Anstrengung antreibt.
Die ruhigere Jazz-Atmosphäre des Albums „Fear & Faith“ vom Cécile Verny Quartet kommt zur Entspannung genau richtig; diese tadellos produzierte Einspielung einer Besetzung mit Piano, Bass und Percussion zeigt sofort auf, dass die Signature im Mitteltonbereich ebenso streng der Ehrlichkeit verpflichtet ist, was zu der hervorragenden Durchhörbarkeit des Klangbildes und der ausgezeichneten Fokussierung einzelner Instrumente und Stimmen beiträgt. Außerdem gibt dieses Repertoire dem Duo Micromega und Sonus faber Gelegenheit, seinen Feinsinn unter Beweis zu stellen, und das macht es auf eindrucksvolle Weise: Der M-One 100 ist geradezu versessen auf kleinste dynamische Schattierungen und spielt rhythmisch akzentuiert, voller quicklebendiger Agilität, ohne dabei je in Nervosität abzudriften. Diese erwachsene Spielfreude wird von der Signature dankbar aufgenommen, und so klingt Cécile Vernys facettenreiche Stimme völlig natürlich und entsprechend sehr für sich einnehmend. Abstecher in klassische Musik erweisen sich genauso vorbehaltlos als Domäne dieser Anlage; zu ihrer Souveränität gehört auch ein in alle Richtungen weit ausgedehntes Klangbild mit akkurater räumlicher Staffelung, daher sind die Streicher des Scottish Chamber Orchestra bei den Mozart-Symphonien weit hinter dem Piano auf der großen Bühne platziert.