Musikalisch versiert
Und nun zum Eingemachten: Das Herz der Maschine, verantwortlich für die ausgezeichnete Performance der Musiksteuerung, ist ein Industrial Board mit einem 4-Kern-Chipsatz von Intel. Diese Hardware-Architektur bevorzugt Christof Poschadel gegenüber DSPs wegen ihrer Geschwindigkeit. Auf ihr arbeitet ein Linux-Clone, dessen Kernel er selbst programmiert hat. Viel Aufmerksamkeit widmete er auch dem elektrischen S/PDIF-Ausgang, den er für unterschätzt hält, was dessen Klangpotenzial anbelangt. Und weil besonders hoch auflösende Formate allein keine Klangqualität gewährleisten, optimierte er die Peripherie der Koaxialbuchse, damit dieser Ausgang möglichst exakt die elektrische Definition der Schnittstelle einhält und die Daten sorgfältig aufbereitet den Netzwerk-Player verlassen. Der S/PDIF-Ausgang wird intern per USB-Bus mit Spannung versorgt, während das Netzteil die Schaltung für die Datenaufbereitung separat speist. Vor den Oszillatoren wird eine mehrfache Siebung und Glättung der Versorgungsspannung vorgenommen, um minimale Jitter-Werte zu erreichen. Auch zwischen Computerplatine und den galvanisch entkoppelten, asymmetrisch arbeitenden USB-Ausgangssektionen findet eine aufwendige Siebung und Glättung der Spannung statt. Wenn man die USB-Ausgänge nutzt, besteht die Möglichkeit, den S/PDIF-Ausgang per Webinterface abzuschalten - dann klingt es tatsächlich noch eine Idee besser, der Hintergrund wirkt etwas »schwärzer.« Wie der xo|stream generell klingt, habe ich im Netzwerk-Betrieb und mit angeschlossener USB-Festplatte getestet, dabei kamen sowohl der koaxiale als auch ein USB-Ausgang zum Einsatz, um den Mytek Brooklyn anzusteuern.
»Lost Lake« heißt das Debütalbum des Duos Endless, hinter dem der Saxophonist David Haudrechy und der Pianist Grégoire Aguilar stehen. Diese ausgezeichnete Einspielung enthält vorwiegend Melodien zum Dahingleiten und Entspannen, jedoch haben einige Kompositionen durchaus emotionale Tiefe. Eine musikalische Vorliebe betreffend und zur Klangbeurteilung bedeutet eine exzellente Piano-Aufnahme für mich schon die halbe Miete, und der xo|stream besorgt den Rest: Während ich mich bei »Galactic Lake« auf das souverän dargebotene Spiel des Pianos einlasse, den fein perlenden Zwischentönen folge und den scharf umrissenen Korpus »anschaue«, kristallisiert sich schnell heraus, dass dieser Player nicht subtil mit bestimmten Klangeigenschaften um die Gunst des Zuhörers buhlt. Statt dessen integriert der xo|stream sein hervorragendes Auflösungsvermögen und seine bemerkenswerten dynamischen Fähigkeiten in eine völlig stimmige, in bestem Sinne unaufdringlich wirkende Spielweise, die dennoch Biss hat. Diana Krall macht auf ihrem neuen Album »Turn Up the Quiet« musikalisch einen Schwenk zurück zum Anfang ihrer Kariere und widmet sich dem Great American Songbook. Bei »Moonglow« halten sich Schlagzeug und Piano dezent im Hintergrund, während Marc Ribot zusammen mit Diana Krall die melodiösen Akzente setzt. Der xo|stream zeichnet hierbei eine besonders in die Tiefe hinein sehr weitläufig ausgedehnte, akkurat gestaffelte Bühne und präsentiert das poetisch anmutende Gitarrenspiel mit dem richtigen Verve. Auch wenn Hélène Grimaud bei »Les Jeux d’eau a la villa d’Este« aus den »Années de pèlerinage III« von Franz Liszt über die Klaviatur flitzt, charakterisiert sich seine nuancierte Wiedergabe durch lockeren musikalischen Fluss und beweist eine tonale Ausgewogenheit, die nachgerade »analog« wirkt.