Bild und Ton
Was sich da vor den Augen der Testredakteure und Cineasten abspielt, ist fast ein wenig seltsam. In den vergangenen LCD-Jahren haben wir gelernt, viel Helligkeit zu sehen, eine immens klare Zeichnung der Motive – und stets zumindest leicht aufgehellte Schwarztöne. Doch auf einmal baut sich da vor einem ein 5500-Euro-OLED auf und macht alles anders. Und im ersten Moment scheinen da die Bilder zu dunkel zu sein, zu wenig Farbkräftig und irgendwie weicher in der Darstellung. Das soll richtig sein?
Ja! Nicht unbedingt richtigER, aber ebenfalls richtig. Schon fast haben es Cineasten verlernt, wirkliches Schwarz zu sehen. Da kommt einem die OLED-Abstimmung bei dunklen Bildern fast fehlerhaft vor. Glückspilze, die Blicke auf letzte Generationen der Plasmas werfen konnten, fühlen sich schlagartig zurückversetzt. Nur: So gut wie der TX-65EZW1004 war keiner dieser letzten High-End-Schirme.
Der Panasonic klotzt mit der neuesten OLED-Panel-Generation und sticht die alten Recken nun in fast allem aus. Denn obgleich er in der Lichtleistung hinter Spitzen-LCDs systembedingt zurück bleibt, strahlt er intensiver und heller, als Plasmas es je konnten. Auch nochmals etwas tieferes Schwarz gelingt ihm. So kann er nicht nur in den dunklen Bildpartien zugespielte HDR-Signale voll auskosten, sondern leistet auch in den lichtgefluteten Motiven Erstaunliches.
Schon bald war vergessen, dass es den OLEDs eigentlich noch etwas an Helligkeit fehlt – denn im Test fehlte uns Redakteuren rein gar nichts. Ganz im Gegenteilt: Der immense Kontrast aufgrund der extrem satten, aber genauen Schwarzzeichnung des TX-65EZW1004 macht die Helligkeitsunterschiede deutlich erlebbar. Unsere UHD Test-Blu-ray „Lucy“ führte nicht den TV an seine Grenzen, sondern eher umgekehrt. Wenn die staunende Blondine ihre Zeitreise bis zum Urknall unternimmt, dabei in einem Farbrausch der Natur schwelgt oder vor absolutem Dunkel leuchtende Sterne und Galaxien passiert, wünscht man sich, dass der Blu-ray-Colorist die Farb- und Lichtblitze nochmals mutiger abgemischt hätte. Der Panasonic hätte hier ohne Überzeichnungen oder Fehlinterpretationen mitgehalten. Doch natürlich erzielen die UHD-Filmsequenzen dennoch phänomenale Wirkung. Und die pixelgenaue Darstellung der Helligkeitswerte ermögllicht es dem Panasonic, dabei ganz entspannt auch Pluswerte in der Schärfe zu sammeln. Die selbstleuchtenden Bildpunkte zeichnen die Motivkanten daher äußerst detailliert, aber auf ausgesprochen natürliche Weise harmonisch weich. Ob Lucys blonde Haarsträhnen, von Morgan Freeman die dunkle porige, faltige Haut als Professor oder die vielen Details in den Natur- und Stadtaufnahmen, hier geht rein gar nichts verloren. Auf dem Riesenschirm wirkt all dies extrem nah, Gesichter in Überlebensgröße fesseln mit ihrer Mimik, und man sitzt vor dem 164-Zentimeter-Riesen ganz selbstverständlich mit gerade mal zwei Meter oder noch weniger Abstand, ohne sich darüber zu wundern, dass das überhaupt geht. Dank extrem gutem Upscaling wird das sogar mit Full-HD-Filmen aus dem Fernsehen möglich. Erst bei Bildern in Standardauflösung ist ein größerer Sichtabstand notwendig.
Hinzu kommt die extrem natürliche Farbwiedergabe der OLED-Technik, die den Riesenschirm von Panasonic endgültig vom Panel zum Fenster zu machen scheint. Panasonic geht hier ebenfalls äußerst behutsam mit den ankommenden Signalen um, sodass auch alle Farbnuancen ausgefeilt und harmonisch wirken.
Wann kommt dieser Schirm an seine Grenzen? Mit qualitativ hochwertigeren Bildern kaum. Und daher dank inzwischen gutem TV-, Blu-ray- und Internetzuspiel so gut wie nie. Wenn die Vorlage allerdings Bildrauschen mitbringt, dann wird eine Schwäche des Panasonic-OLED sichtbar: Er neigt in dunklen, bräunlichen Motivpartien zum Grieseln. Das überrascht vielleicht, da er mit durchschnittlich hellen Bildern den Blick der Cineasten glasklar einlässt und fast dreidimensional die Szenerien serviert. Und auch mit dunklen Bildern fiele das Rauschen nur wenig auf, wenn hierdurch nicht die Bewegungsanalyse der Elektronik durcheinander käme. Dann auf einmal kommt es gehäufter vor, dass sich bei Motivbewegungen Ruckeln in die einschleicht. Gesellt sich ein komplizierter Bildaufbau mit vielen Details hinzu, erhöht dies die Ruckelgefahr. Mit durchschnittlich hellen Bildern gibt sich die Bewegungswiedergabe dagegen in der Regel hochwertig und gelungen.
Ist die beschriebene Schwäche ein Grund, die 5500 Euro nicht auszugeben? Aus unserer Sicht kaum. Der einzige Bildausrutscher zeigt sich nicht häufig und gravierend genug angesichts der sonst durchweg grandiosen Leistungen. Und wer so hochwertig zuspielt, wie es der TV verdient, um dessen Potenzial auszuloten, bekommt mit Bildrauschen ohnehin kaum Probleme. Denn dann schaltet der Schirm gekonnt auf die Wiedergabe eines erweiterten Farbraums um, auf eine feinfühlige HDR-Wiedergabe, und auf geniale UHD-Schärfe. Da kommen Cineasten aus dem Staunen nicht mehr heraus, und jeder Kinoabend wird zum Erlebnis.
Was uns AV-Magazin-Redakteure ebenfalls begeistert hat: Die mitgelieferte Soundbar verdient ihren Namen. Sie transportiert hinreichend Tiefen, und insgesamt wirkt sie ausgewogen und klangstark. Mit ihr lässt sich das Heimkino durchaus bereits genießen. Ebenfalls angenehm: Sie ist trotz ihrer Größe so gut ins Design integriert, dass sie optisch lediglich als formschönes Detail auffällt.
Highlight-Info: High Dynamic Range und erweiterter Farbraum
Der Panasonic beherrscht Features, die das Heimkino der Zukunft bestimmen. Hierzu zählen HDR 10 (PQ) als Kontrast-Norm für Blu-ray, HLG als HDR fürs Fernsehen, sowie ein erweiterter Farbraum. Aufgrund der aktuellen technischen Limitationen stellt der Panasonic die Normen zwar nicht optimal dar, hält sich aber exakt an sämtliche Standard-Vorgaben und setzt diese bestmöglich um. Damit ist er ein im wahrsten Sinn des Wortes leuchtendes Beispiel, wie mit HDR- und Farbraumvorgaben umzugehen ist. Denn es ist aktuell unvermeidlich, dass ein TV nicht den gesamten Normenumfang darstellen kann. Aufgrund der übermittelten Daten sollte er ihn jedoch optimal seinen Fähigkeiten anpassen. Das schafft der Panasonic-OLED auf exzellente Weise.