Bitte 1-Bit
Kann sich also beruhigt und zufrieden zurücklehnen, wer einen Wandler auf dem neuesten Stand der Dinge sein Eigen nennt? Im Grunde ja. Doch als wäre die Sache des HD-Audio angesichts der kursierenden Datenstrom- und File-Formate nicht bereits kompliziert genug, taucht bei DSD ein weiterer Aspekt auf, wenn man ganz genau hinschaut: Seit etlichen Jahren sind 1-Bit-Konverterchips vom Markt verschwunden, viele gab es tatsächlich nie. Deshalb nutzen die meisten D/A-Wandler für angelieferte DSD-Daten PCM-Multi-Bit-Chips, die über einen DSD-Modus verfügen. Allerdings bleibt unklar, was ganz genau hinter dem DSD-Eingang des DAC passiert. Zwar verarbeiten aktuelle, hochwertige DAC-Chips praktisch aller Hersteller DSD dem Sprachgebrauch nach nativ, doch intern rechnen sie die Abtastrate herunter und die Bitzahl herauf - umgekehrt wie bei PCM-Datenströmen. Im Gegensatz zur Übertragung von DSD über USB, dem so genannten DSD over PCM, kurz DoP, handelt es sich bei diesem Vorgang um eine Umwandlung in einen PCM-Datenstrom; DSD wird de facto in ein niederbittiges PCM-Signal konvertiert, je nach DAC-Hersteller mit unterschiedlichen Wortbreiten. Die so errechneten zusätzlichen Bits werden häufig dazu genutzt, eine Lautstärkeregelung oder feine Klanganpassungen im Wandlerteil vorzunehmen.
T+A ging es in erster Linie darum, Kontrolle über die Datenverarbeitung zu haben; ein Ansatz, den man in Herford bereits vor zwölf Jahren verfolgte und zusätzlich zu einem Multi-Bit-DAC damals einen DSD64-fähigen 1-Bit-Wandler von Philips einsetzte. Für den DAC 8 DSD adaptierte T+A das aktuelle DSD-Wandlerkonzept aus dem Referenz-Player PDP 3000 HV: Ein selbst entwickelter, diskret aufgebauter 1-Bit-Konverter tastet die volle DSD-Samplerate bis zu DSD512 hinauf ab und generiert mit Schaltern und Widerständen quantisierte analoge Signale. Mit PCM-Daten nimmt es T+A wie gewohnt ebenfalls ganz genau und stattet die betreffende Sektion des DAC 8 DSD mit der bewährten Quadruple-Technologie aus. Dabei arbeiten nicht weniger als acht Burr-Brown-DACs in doppelt symmetrisch ausgelegter Schaltung, folglich wandeln vier DAC-Bausteine pro Kanal die angelieferten Daten. Das anschließende Oversampling übernimmt ein leistungsstarker, frei programmierbarer Signalprozessor, den T+A - gleichfalls in bewährter Manier - mit vier alternativen Algorithmen programmiert hat. Zur Wahl stehen zunächst zwei FIR-Filter, ein kurzes und ein langes, die sich in ihrer Charakteristik ähneln und in einem besonders linearen Frequenzgang resultieren. Des weiteren stehen zwei auf Bezier-Polynomen basierende Algorithmen zur Verfügung: ein reines Bezier-Filter sowie eine Kombination aus Bezier-Interpolation und einem IIR-Filter 8. Ordnung. Die beiden letzteren, von T+A bevorzugten Oversampling-Filter, zeichnen sich durch besondere Präzision im Zeitbereich aus, sie weisen kaum Vorschwingen und nur sehr geringes Nachschwingen auf.
Für die Hörtests haben wir dem DAC 8 DSD von einem MacBook aus mit Audirvana Plus und mit JRiver Media Center zugespielt; obgleich auch hochaufgelöste Files mit PCM-Datenströmen zum Einsatz kamen, haben wir uns diesmal auf Musik fokussiert, die als DSD-Datenstrom produziert wurde - unseren Testbericht über den Vorgänger DAC 8 können Sie hier nachlesen. Hervorragend geeignet für Quervergleiche ist eine Einspielung des Norwegischen Labels 2L aus dem Jahr 2006: Marianne Thorsen spielt mit den TrondheimSolistene Violinkonzerte von Mozart. Die originale Produktion ist unter anderem als 24 Bit / 192 kHz-FLAC-File und als DSD128-File erhältlich. Bei PCM-Datenströmen zeichnen sich die beiden Bezier-Filter klar als Favoriten ab, das Klangbild ist entschieden homogener und natürlicher als mit den FIR-Filtern. Im Vergleich der Dateiformate respektive der Datenströme vermag sich diese DSD-Produktion über den DAC 8 DSD gewandelt trotz ihrer, mit neueren Produktionen verglichen, unspektakulären Abtastrate wohltuend hervorzuheben: Die räumliche Abbildung gelingt noch akkurater, mit einem Hauch mehr Luft um einzelne Instrumente herum und klarer fokussierten Konturen. Die Violinen erklingen voller Strahlkraft und mit der richtigen Portion Schmelz, intensiv und schillernd, zugleich bar jeglicher Härte; selbst mit gehobener Lautstärke ist die Darbietung ein stressfreier Hochgenuss. Insgesamt vermittelt der DAC 8 DSD hierbei die Atmosphäre der Einspielung noch eindringlicher, geht mit einer Musikalität zu Werke, der jedwede Künstlichkeit abgeht und so die häufig an das DSD-Format geknüpften Erwartungen nachvollziehbar macht.