Voll digital
Doch auch der neue Verstärker und die neuen Lautsprecher treten in durchaus große Fußstapfen, denn sowohl die R1-Komponenten als auch die Premium Class-Geräte konnten in ihren jeweiligen Gefilden Zeichen setzen. Damit der Verstärker SU-G700 diese hohen Erwartungen erfüllen kann, lag der Fokus bei seiner Entwicklung weniger auf Ausstattung als auf hochkarätiger Audiotechnik. Dementsprechend gaben die Ingenieure ihm fast alles mit auf den Weg, was das aktuelle Know-how hergibt - einzig die höchsten Selektionsstufen von Bauteilen und damit verbundene Schaltungsaufbauten bleiben den beiden über ihm positionierten Verstärkern vorbehalten.
Der SU-G700 ist wie seine Kollegen als Schaltverstärker konzipiert, das heißt, seine Endstufe wird von einem Pulsweiten-Modulator angesteuert. Einfach gesagt, unterscheiden sich solche häufig etwas unglücklich als »Digitalverstärker« oder »Class-D-Verstärker« bezeichneten Amps dadurch von herkömmlichen Verstärkern, dass ihre Leistungsstufen nicht kontinuierlich arbeiten, sondern extrem schnell an- und ausschalten. Dieser fliegende Wechsel zwischen den Betriebsmodi macht sie so energieeffizient und vor allem in Verwendung für sehr kompakte, preisgünstige Audio-Geräte so beliebt. Allerdings sind die seit einigen Jahren in hochwertigen HiFi-Verstärkern eingesetzten Schaltverstärker-Konzepte mit jenen Low-Budget-Lösungen in keiner Weise vergleichbar: Sie sind durchgehend wesentlich komplexer aufgebaut und greifen nicht auf Standard-Bauteile von der Stange zurück. Dies gilt natürlich auch für die entsprechenden Sektionen der Technics-Verstärker, den SU-G700 inklusive. Sein Pulsweiten-Modulator enthält einen selbst entwickelten Wandlerschaltkreis, der für besonders präzise Schaltvorgänge sorgt. Dem Modulator vorgelagert arbeitet ein neu entwickelter Taktgenerator, der den Abtastratenkonverter steuert. Diese Baugruppe nennt Technics »JENO-Engine«, das Kürzel steht für »Jitter Elimination and Noise Shaping Optimisation« und beschreibt ihre Funktion, während der Rauschformung und der Pulsweiten-Konvertierung Störungen im gesamten Spektrum zu unterdrücken und Jitter zu minimieren.
Analoge Eingangssignale werden digitalisiert, bevor sie der Pulsweiten-Wandlung unterzogen werden, hierfür verwendet Technics den 24 Bit / 192 kHz-A/D-Wandler-Chip PCM1804 von Burr-Brown. Ein rauscharmes Hybrid-Schaltnetzteil versorgt sämtliche Sektionen des SU-G700 mit Spannung. Es hat eine feste Schaltfrequenz, um Klangbeeinflussungen durch die lastabhängig variierende Schaltfrequenz, die bei konventionellen Schaltnetzteilen eine stabile Ausgangsspannung generieren soll, zu vermeiden. In der finalen Stufe des im SU-G700 eingesetzten Schaltnetzteils übernimmt diese Aufgabe ein Längsregler mit speziell gefertigten Elektrolytkondensatoren. Angeschlossene Lautsprecher jeden Typs profitieren von einer weiteren Schaltung des SU-G700: »Load Adaptive Phase Calibration«, kurz »LAPC«, passt das Ausgangssignal des Verstärkers an die Impulsantwort der Lautsprecher an. Diese Funktion steht wahlweise zur Verfügung; wird sie mithilfe der entsprechenden Taste auf der Fernbedienung aktiviert, schickt der SU-G700 eine Reihe von Testsignalen an die Lautsprecher. Währenddessen misst der SU-G700 seinen eigenen, vom Zusammenspiel mit den Schallwandlern beeinflussten Phasen- und Amplitudengang. Diese Prozedur ermöglicht, die Lautsprecher über ihren gesamten Impedanzverlauf hinweg mit passend korrigierter Phasen- und Amplitudencharakteristik anzusteuern.
Ergänzend zu diesen technischen Hauptmerkmalen enthält der SU-G700 eine Sektion, die unter anderem mithilfe von Glimmerkondensatoren und nichtmagnetischen Kohleschichtwiderständen die digitalen Schnittstellen isoliert, um von ihnen herrührende Störungen von den Audioschaltungen fernzuhalten. Weitere Raffinessen dokumentieren Sorgfalt im Detail: Eine »intelligente« Schaltung sorgt dafür, dass die Module zur Steuerung des Displays und der Anschlüsse nur bei Bedarf aktiv sind. Klassische Tugenden des Verstärkerbaus verstehen sich da von selbst: Das Netzteil, die Eingangssektion und die Endstufe residieren jeweils in einem eigenem, abgeschirmten Abteil, damit wechselseitige elektromagnetische Beeinflussungen zwischen diesen Baugruppen verhindern werden.