Wie wird Raumakustik modifiziert?
Ganz allgemein gesprochen geht es beim akustischen Tuning eines Raumes darum, seine geometrischen und materialabhängigen akustischen Eigenschaften so zu modifizieren, dass die Diffusion, Reflexion und Absorption der Schallanteile im Raum einen optimalen Signalverlauf ermöglicht. Für professionelle oder ambitionierte private Ansprüche geschieht dies praktisch mit so genannten Akustik-Elementen, deren Materialeigenschaften, Formen und Positionierungen die Ausbreitung einzelner Frequenzen im Raum lenken. Welche Materialien für den Bau der Akustik-Elemente verwendet werden, hängt ebenso wie deren genaue Form und Platzierung natürlich von Ausgangsvoraussetzungen ab, die der zu optimierende Raum aufweist. Typische Baustoffe für Akustik-Elemente sind Sperrholz, Faserholz und Schaumstoff, auch Aluminiumplatten und spezielle elastische Polymere werden für hochwertige Elemente im Rahmen weit reichender Optimierungskonzepte eingesetzt. Viele solcher Elemente weisen Aussparungen oder Lochmuster unterschiedlicher Tiefe beziehungsweise Größe auf, werden teils mit Versatz zueinander angeordnet und bilden ein modulares System: Aus mehreren kleineren Elementen wird eine größere Form zusammengesetzt. Auf diese Weise können ganz gezielt bestimmte Oberflächenstrukturen im Mikro- und im Makromaßstab gebaut und so die gewünschten Schallverteilungs-Eigenschaften geschaffen werden.
Neben den akustischen Gegebenheiten eines Raumes und dessen Nutzung muss besonders für private Räumlichkeiten freilich noch eine dritte Variable berücksichtigt werden, um geeignete Materialien auszuwählen: die Optik. Wenn Kunden ihre Hörraumoptimierung gestalterisch möglichst dezent wünschen, lässt sich mit porösen, Feuchtigkeit aufsaugenden Oberflächen wenig anfangen, da sie nicht lackiert werden können. Einige Kunden treten dagegen gewissermaßen die Flucht nach vorne an und nutzen Akustik-Elemente offensiv als Stilmittel in modernen Einrichtungen, sobald dabei besondere farbliche Akzente ins Spiel kommen, wird dadurch häufig die Materialwahl wiederum etwas eingeschränkt. Nicht zuletzt entscheidet die Bereitschaft eines Kunden, Akustik-Elemente gegebenenfalls von Profis anfertigen zu lassen darüber, wie komplex die Elemente sinnvoller Weise sein dürfen, denn ein anspruchsvolleres Heimwerkerprojekt ist nicht jedermanns Sache. Die umfassende akustische Optimierung eines Raumes ist daher immer als Gesamtkonzept zu betrachten, bei dem architektonische, handwerkliche, stilistische und raumakustische Aspekte gekonnt in Einklang gebracht werden wollen.
Vor dem Bau von Akustik-Elementen steht natürlich noch die Beantwortung einer wichtigen Frage: Wie klingt der Raum im Ausgangszustand? Um dies herauszufinden und einen Maßnahmenkatalog festzulegen verlässt sich der Raumakustiker nicht allein auf sein Gehör. Anhand der Raumgeometrie lassen sich schon einige Aussagen zu grundsätzlichen Eigenschaften machen, doch für ein detailliertes, vollständiges Profil werden umfangreiche Messdaten benötigt. Wie bei der klanglichen Abstimmung einer Elektronik oder eines Lautsprechers auch, bilden Daten und Hörproben die Basis für die Konzeption eines Hörraums, vor allem das letzte Feintuning geschieht dann in intensiven Testhörsitzungen. Die komplexe Datenbasis wird mithilfe hochempfindlicher Messmikrophone, ausgeklügelter Software und spezieller Testsignale gewonnen. Hauptsächlich bestehen diese Testsignale aus sehr breitbandigem Rauschen, das in der Regel über die im Raum installierte HiFi-Anlage wiedergegeben wird.
Empfindliche Messmikrophone, spezielle Testsignale und komplizierte Mathematik liefern einen akustischen Fingerabdruck des Hörraums
Die Testsignale enthalten alle relevanten Frequenzen mit bestimmten Pegeln und zeitlicher Verteilung, so dass die Summe der Signale ein exakt definiertes Muster darstellt, welches als bekannte Bezugsgröße dient. Zur Charakterisierung der Raumakustik werden die Testsignale über die HiFi-Anlage abgespielt und über die Messmikrophone aufgezeichnet, so dass anschließend ein Vergleich zwischen Input und Output möglich wird. Anhand dieser Korrelation lassen sich die Eigenschaften des Systems Hörraum präzise beschreiben, denn auch signalverfälschende Einflüsse der Wiedergabekette können von der Impulsantwort des Raumes klar unterschieden werden – letztlich liefert komplizierte Mathematik einen akustischen Fingerabdruck des Hörraums. Die so ermittelte Raumantwort wird schließlich mit der gewünschten Nutzung des Raumes gegenüberstellt, um ein optimales Raumakustik-Konzept zu entwickeln.