nuLine 122 - Sensibler Koloss
Alles andere als kinderleicht ist das Auspacken der nuLine 122, denn neben der Höhe von 1,25 Metern sind es vor allem die 40 Kilogramm Gewicht, die das Manövrieren für eine Person nahezu unmöglich machen. Besonders bei den lackierten Oberflächen empfiehlt sich die Verwendung von Handschuhen. Stehen die beiden Tonmöbel schließlich im Raum ist der Anblick überwältigend. Denn in einer Zeit, in der alles bei gleichbleibender Qualität immer kleiner und niedlicher wird, sind diese Lautsprecher ein echtes Statement. Im Auslieferungszustand ruht das Gehäuse auf höhenverstellbaren Gleitern, also einer runden Oberfläche. Hier empfehlen wir aus klanglichen Gründen den Tausch gegen die – ebenfalls im Programm befindlichen – soliden Spikes, mit deren Hilfe die Schallwandler ebenfalls plan zum Boden ausgerichtet werden können.
Es ist durchaus kein Konstruktionsfehler, dass die Hochtöner asymmetrisch in der Schallwand sitzen. Unter normalen akustischen Bedingungen sollen die beiden 25-mm-Kalotten innen sitzen, weshalb die Boxen auch über eine links/rechts-Kennzeichnung verfügen. Diese Anordnung führt zur exakteren Ortung von Stimmen und Instrumenten. Oberhalb der Hochtöner sitzt das für die Übertragung des Mitteltonbereichs zuständige Chassis. Unterhalb thronen zwei mächtige Basschassis. Sieht aus wie ein klassischer 3-Wege-Standlautsprecher, ist aber keiner. Denn das Besondere an der wuchtigen Box ist das Konzept der Weichenzweige, die aus 48 Bauteilen auf drei Platinen bestehen. Im Gegensatz zu normalen Standlautsprechern mit Hoch-, Mittel- und Tieftönern, arbeiten in der nuLine 122 ein autonomes Vollbereichs-2-Wege-System im oberen Drittel der Schallwand. In der unteren Hälfte sind zwei langhubige Tieftonchassis eingebaut, die mit je 22 Zentimeter Durchmesser für die Wandlung tiefster Tonlagen zuständig sind und eine sehr tiefe Abstimmung aufweisen. Die nuLine 122 ist also als eine 2-Wege-Kompaktbox plus Doppelbass-Subwoofer zu verstehen. Dass sich die beiden Konzepte in einem Gehäuse vereint finden und in puncto Laufzeit-und Abstrahlverhalten aufeinander optimiert sind, lässt die Erwartungshaltung an die Wiedergabeeigenschaften deutlich steigen.
Beim Anschluss der Verbindungskabel muss man sich zwischen Single- oder Bi-Wiring entscheiden. Bei erstgenannter Betriebsart sollten die mitgelieferten Brücken durch je zwei Stücke hochwertigen Kabels ersetzt werden. Besser ist die Verwendung hochwertiger Brücken, die beispielsweise bei HMS und Phonosophie im Sortiment geführt werden. Im Falle der 122er macht Bi-Wiring ebenfalls Sinn, denn der von den beiden Tieftönern induzierte Strom kommt dem Signal im Kabel entgegen, worunter offensichtlich Hochton- und Raumabbildungsqualität leiden. In unseren Tests zeigte sich, dass ein doppelt verlegtes 4 Quadratmillimeter-Kabel schon hervorragende Resultate bringt. Überraschend finden sich zwei Schalter im Anschlussfeld, einer mit „Bass“, der andere mit „Hochton“ gekennzeichnet. Sie erlauben die Anpassung an den Hörraum und/oder persönlichen Geschmack. Wichtige Anmerkung: bei diesen Klang-Beeinflussungs-Möglichkeiten geht es nicht um einen akustischen Gag. Günther Nubert hat hier sorgfältig entwickelt, damit der Lautsprecher unter verschiedenen Aufstellungs- und Betriebsarten stets akustische Maxima liefern kann.
Der frequenzabhängige Wechselstromwiderstand, kurz die Impedanz liegt im Mittel bei Verstärker unkritischen vier Ohm und der Übertragungsbereich verläuft ungewöhnlich linear zwischen 37 und 22.000 Hertz. Der Wirkungsgrad von knapp über 86 dB bedingt allerdings den Anschluss eines potenten Verstärkers. Hier darf es gerne ein bisschen mehr sein, denn immerhin liegt auch die Dauerbelastbarkeit der nuLine 122 mit 380 Watt sehr hoch. Wer mehr konstruktive Details erfahren möchte, sollte auf der Nubert-Webseite mal in der Rubrik „Technik Satt“ stöbern.