CES in Las Vegas – TV-Neuheiten im AV-Magazin-Überblick
Die Consumer Electronics Show in Las Vegas gehört zu den größten Messen für Unterhaltungselektronik. Wie auf der IFA in Berlin feiern die großen Hersteller dort wichtige Produkteinführungen. Vom 6. bis 9. Januar durften die Firmen sich austoben. Das AV-Magazin war für Sie vor Ort und entdeckte spektakuläre TV-Neuheiten, die im Laufe des Jahres auch in Europa aufschlagen sollen. Die augenfälligste Botschaft auch in diesem Jahr auf der CES: Heimkino wird dreidimensional.
Reportage von Volker Straßburg 12. Januar 2011
3D ohne Brille
Toshiba plant, bis spätestens April 2012 Heimkino erneut zu revolutionieren. Als erster Anbieter wollen die Japaner 3D-Fernseher über 102 Zentimeter Diagonale auf den Markt bringen, für die man keine Brille mehr benötigt. Auf dem bekannten Lentikularlinsen-Prinzip basierend präsentierte der Hersteller Prototypen. Sie zeigten das bekannte Problem des Wechsels zwischen Schärfe- und Unschärfezonen beim Betrachten des Schirms aus unterschiedlichen Blickwinkeln deutlich weniger augenfällig als Vorläufermodelle aus anderen Entwicklungslabors. Möglich macht es eine neue Art der Berechnung von Zwischenbildern. Wer seine Position vor dem Schirm in der Waagrechten verändert, sieht die Objekte dieser Blickwinkelveränderung entsprechend aus einer leicht veränderten Perspektive. Diese zusätzlichen Blickwinkel generiert die Elektronik aus den beiden zugespielten Bildperspektiven, aus denen 3D-Sequenzen stets bestehen.
Tatsächlich konnten die Toshiba-Prototypen auf der CES-Vorführung mit ihren sanften Übergängen zwischen den Betrachtungspositionen überzeugen. Statt störender, harter Sprünge spielte eine deutlich homogenere 3D-Bildwiedergabe als bei anderen brillenlosen Ansätzen auf. Gleichzeitig gaben sich die Unschärfezonen kleiner und bestimmten das Seherlebnis deutlich geringer. Passte der Blickwinkel schließlich, wirkten die Filmsequenzen erwartungsgemäß räumlich und beeindruckten in ihrer Natürlichkeit. Abstriche muss man nach jetzigem Entwicklungsstand allerdings in der Wiedergabe der Bildtiefe hinnehmen. Die Kulissenstaffelung reichte nicht so weit in den LCD-Schirm, wie man es von Konzepten mit Brille kennt. Wie weit Toshiba-3D bereits entwickelt ist, belegte die Auswahl der während der Präsentation gezeigten Inhalte. Sie wurden nicht eigens für die Schirmtechnik produziert, sondern stammten aus bekannten, animierten „Final Fantasy“-Szenen.
Nicht als Vorstufen marktreifer, brillenloser 3D-Produkte angekündigt, aber ebenfalls überraschend räumlich gaben sich gleich mehrere Segmente bei Sony. 142-Zentimeter-Schirme informierten über den Entwicklungsstand im Haus, der ebenfalls deutlich eher überzeugte als die bisherigen Versuche. Sony setzt dabei die Prioritäten anders als Toshiba. In der Vorführung warteten die Großbild-LCDs mit härteren Übergängen auf, dafür zeichnete sie allerdings mehr Bildtiefe aus. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass sich die Optimierung dieser beiden Parameter negativ beeinflusst. Bei kleinen 3D-OLED-Schirmen, mit denen Sony ebenfalls nicht hinterm Berg hielt, trat dieser Effekt weniger zu Tage. Einen Vorgeschmack auf 3D für unterwegs gab’s ebenfalls. Portable Blu-ray-Spieler kreierten auf ihrem Schirm Raumbilder, und eine dicke Brille mit integrierten Mini-OLEDs vermittelten das Gefühl, in einem 3D-Kino zu sitzen. Technische Details rückte Sony zu keiner seiner Innovationen heraus.
Schließlich hatte auch LG einen brillenlosen Großbildschirm in petto. Die speziell produzierten Sequenzen zeigten allerdings keine Verbesserung gegenüber den bekannten Versuchen anderer Anbieter, die bereits auf Messen zu sehen waren. Zu diesen zählt etwa Samsung. Diese hielten sich allerdings auf der CES mit einer neuerlichen Präsentation zurück. Nach Auskunft der Presseabteilung wolle man warten, bis ein verkäufliches Produkt entwickelt ist.
3D mit Brille
Ob als ganze Monitorwand, auf zahllosen Großbildschirmen oder mit kleinen Displays, 3D-Bilder waren auf allen CES-Ständen der großen Hersteller gegenwärtig. Während LG wie bisher auf Polarisationstechnik setzt, verfeinern die Konkurrenten ihre Shutter-Techniken weiter. Einen großen Komfortvorteil kann dabei Samsung für sich verbuchen. Die Brillen wurden deutlich leichter, kleiner und bequemer, wie die AV-Magazin-Redakteure erproben konnten. Zudem bieten sie die Möglichkeit, geschliffene Gläser zu integrieren, womit man trotz Sehschwäche keine zwei Brillen mehr tragen muss. Weiterer Fortschritt: Samsung will zukünftig für die Synchronisation von Brille und Schirm auf Bluetooth- statt Infrarot-Signale setzen. Bluetooth erfordert keine freie „Sicht“ zwischen Sender und Empfänger, sodass Störungen der Verbindung – etwa durch kurzzeitiges Wegschauen oder dem herumlaufenden Sohnemann – nicht mehr möglich sind. Spezielle Präsentationen stellten schließlich noch klar, dass man sich im Hause Samsung der noch zu verbessernden 3D-Bildqualität bewusst ist und man etwaigen Doppelkonturen durch die Überlappung der beiden 3D-Bildperspektiven noch stärker als bisher zu Leibe rücken möchte.
Wie bereits auf der IFA angekündigt, stattet Toshiba seine neuen Fernseher mit der „Cevo-Engine“ aus. Dahinter steckt eine Kombination aus Hochleistungsprozessoren, die je nach Anforderung der TV-Ausstattung oder Bildsignalverarbeitung flexibel veränder- und erweiterbar ist. Die Cevo-Engine löst das nicht umgesetzte Cell-Konzept ab, das letztlich doch als zu kostspielig und überdimensioniert eingeschätzt wurde. Dank Cevo-Ansatz sollen 3D-Bilder von Toshiba nicht nur bestens präsentiert werden. Auch die Umrechnung einfacher 2D-Filme in 3D-Kost wollen die Japaner dank besonders hoher Rechenleistung perfektionieren.
Panasonic erweitert die 3D-Produktlinie und packt dabei 82- und 94-Zentimeter-LCDs (32 und 37 Zoll) zu den bisherigen Plasmas dazu. Ob diese so ausgefeilte 3D-Bilder hinbekommen werden wie das Konkurrenzsystem, müssen Tests des AV-Magazins noch zeigen. Einen Abschied von der Plasmatechnik läuten sie jedenfalls nicht ein, auch die kommende Produktrange hält am leuchtenden Edelgas fest und verspricht weiter verbessertes Energiemanagement.
Sharp gibt sich in puncto 3D ebenfalls kämpferisch und will durch noch schnellere Flüssigkristalle und perfekt darauf abgestimmtes Backlight-Scanning auf die 3D-Tube drücken.
Ganz groß steigt Mitsubishi ein. Nach eigener Aussage kommt nun tatsächlich ein 190-Zentimeter-Bolide (75 Zoll Diagonale) auf den Markt, der Laser- und DLP-Technik zusammenführt. Der Rückprojektor verbraucht wenig Energie, zeigt brillante Bilder – und machte auf der CES zudem eine ausgesprochen gute 3D-Figur.
3D-Extras
Um dreidimensionale Bilder zu Hause selbst kreieren zu können, gibt es schon bald vermehrt zweiäugige Camcorder und Fotoapparate. Fujifilm zeigte erneut die im Oktober gelaunchte Kleinkamera Finepix Real 3D W 3. Panasonic stellte eine eigene Variante auf und legt mit einer Camcorderreihe eins obendrauf, die sich per optionalem Stereo-Objektiv auf 3D hochrüsten lassen. Dabei filmen sie sogar mit 50 Hertz in voller 1080p-Bildpunktzahl. Sony wiederum setzt ausschließlich auf Bewegtbilder und wird einen handlichen Pocket-Filmer wie auch einen ausgewachsenen Camcorder offerieren.
Für zusätzliche Auswahl auf dem Brillenmarkt sorgt Monster. Der Kabel- und Kopfhörerspezialist will sich mit Universal-Shutterbrillen ein Stück vom 3D-Kuchen abschneiden. Für zusätzlichen Komfort sorgt dabei, dass die Sync-Signale des TV umgewandelt und per Funk übertragen werden. Auf diese Weise wird die Verbindung zwischen TV und Gläsern völlig immun gegen Störungen.