Technik und Klang
Spannungsspitzen bis zu zwei Volt, die von normalen Verunreinigungen des Netzstroms herrühren, werden nicht mit einer gängigen Shunt-Schaltung, welche die Spannungsspitzen auf die Masse leitet, gesiebt. Statt dessen setzt Keces für die Glättung der Spannung den Ringkerntransformator ein. Diese Lösung soll klangliche Vorteile bieten, weil sie eine erhöhte Massespannung vermeidet, die das Nutzsignal stören könnte. Dieser aus eigener Fertigung stammende Transformator weist eine symmetrische Wicklung auf, mit deren Hilfe eine durchgehend isolierte Masseführung realisiert wird. Bei Ringkerntrafos bedecken die Windungen den gesamten Kern, was eine effizientere Leistungsübertragung ermöglichen soll und hier gleichzeitig als Abschirmung dient. Der Trafokern wird aus gerichtetem Siliziumstahl-Granulat hergestellt; dessen »entspannte« Molekularstruktur soll eine fast völlig homogene Magnetfeldausrichtung bewirken, die ebenfalls dazu beiträgt, die Leistungsausbeute zu erhöhen. Dass ein Hersteller für Komponenten Transformatoren selbst entwickelt und produziert, ist durchaus bemerkenswert - besonders in diesem Preissegment. Möglich wird diese Profilierung, weil die Trafofertigung zu den Kerngeschäftsfeldern des Mutterkonzerns zählt.
Eric Lu spielt die 24 Préludes Op. 28 von Chopin; bei dieser ausgezeichneten Aufnahme macht sich sofort bemerkbar, was der BP-1200 zu leisten vermag: Die Konturen des Flügels werden noch schärfer abgebildet und die Noten entfalten sich vor einem schwärzeren Hintergrund. Besonders in ganz leisen Passagen wird deutlich, dass nun auch feinste dynamische Abstufungen wesentlich akzentuierter präsentiert werden. Zudem kann man in lebhafteren Passagen mühelos verfolgen, wie sich das lange Ausklingen von Noten überlagert. In klanglicher Hinsicht funktionierende Stromaufbereitungen führen typischerweise zu einer solchen schärferen dynamischen Fokussierung, die das Geschehen lebendiger wirken lässt - der BP-1200 kann sich allerdings noch darüber hinausreichend profilieren: Er ermöglicht der Testkette sogar, den prächtigen Klangfarbenreichtum des Pianos nochmals feiner zu differenzieren.
Die tonalen Nuancen des Klaviers betreffend entsteht bei »The Way Some People Live« vom Giovanni Guidi Trio derselbe Eindruck, und auch bei diesem wundervollen Titel wirkt die Darbietung insgesamt klarer strukturiert, rhythmische Verästelungen werden auf dem Präsentierteller serviert und die glaubhaft dimensionierte, akkurat gestaffelte Bühne erheblich heller ausgeleuchtet. Zudem werden jetzt die unteren Register farbstärker und straffer dargeboten, wenn Thomas Morgan am Kontrabass in Fahrt kommt. Mit »Ensemble« aus ihrer neuen EP »Return To Nowhere« hat die »Techno-Queen« Charlotte de Witte wieder einmal einen Track produziert, der Fans des Genres sicherlich für längere Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Wenn die Anlage vom BP-1200 ihren Strom bezieht, reichen Bassläufe tiefer herab und werden energischer in den Raum geschoben; überdies ist das auf wechselnden Positionen im Hintergrund abgemischte Summen - das einzige Vokalelement dieses Titels -, deutlicher vom übrigen Klanggeschehen abgegrenzt. Ein klarer Fall: Der BP-1200 kann auf ganzer Linie überzeugen.