Meister des Understatement
Ein konventioneller Tiefmitteltöner mit geringerer Impulstreue wäre ohnehin keine Sache gewesen, die die Kieler Ingenieure unterschreiben, doch in diesem Fall sind die Anforderungen an das Chassis in zweifacher Hinsicht groß: Aufgrund der vielfältigen Einsatz- und Platzierungsmöglichkeiten muss der Mittelton möglichst gleichmäßig abgestrahlt werden, außerdem hat das Chassis in puncto Schnelligkeit, Präzision und Auflösungsvermögen eine besonders hoch angelegte Messlatte zu erreichen. Denn auch der WS 1235 wäre kein Elac-Lautsprecher ohne den viel gerühmtem JET III-Hochtöner, der im WS 1235 für alle Frequenzen oberhalb von 3,1 Kilohertz zuständig ist. Damit die Wiedergabe insgesamt stimmig gerät und ein nahtloser Übergang zwischen den beiden Frequenzweichenwegen ohne so genannte Einbrüche der Schalleistung im Bereich der Übergabefrequenz gewährleistet ist, muss der Tiefmitteltöner ebenfalls wieselflink sein, um mit dem vorbildlich agilen Bändchen mitzuhalten.
Dieser Bändchen-Hochtöner JET III darf zweifelsohne als eine der erfolgreichsten Entwicklungen aus dem Hause Elac angesehen werden und gehört weltweit zu den sowohl bekanntesten als auch renommiertesten Chassistechnologien, im Laufe vieler Jahre wurde der auf dem Prinzip des Air Motion-Transformers von Dr. Oskar Heil basierende Hochtöner weiter entwickelt und perfektioniert. Bei einem Bändchen-Hochtöner wird statt einer klassischen Kalotte eine hauchdünne, kompliziert gefaltene Folie als Membran eingesetzt. Im Falle des Elac JET III weist diese Membran inklusive zugehöriger Materialien eine Gesamtstärke von nur 50 My (0,05 mm) auf, die Folie wird innerhalb des sehr aufwändigen Hochtöner-Fertigungsprozesses mäanderförmig gefaltet, die Breite der Falten beträgt nur 0,84 Millimeter. Die für die vollständig bei Elac in Kiel durchgeführte Herstellung erforderliche, fast ungeheure Präzision kommt übrigens trotz modernster Fertigungsroboter nicht ganz ohne kundige, sehr ruhige Menschenhand aus: Unter anderem wird das Falten der Membranfolie unter dem Mikroskop manuell bewerkstelligt. Seine hervorragenden Übertragungseigenschaften erreicht der JET III-Hochtöner durch die äußerst massearme Folie, die von kräftigen Neodymstäben angetrieben werden.
Aufgrund seiner gutmütigen, breitwinkligen Abstrahlcharakteristik unterstützt der JET III natürlich bestens die Intention des WS 1235, in praktisch allen Regal- und Lebenslagen ausgewogen zu musizieren. Und in der Tat: Elacs WS 1235 weist zwar etwas mehr Bautiefe als die neueste Generation Flat-TVs auf, aber davon abgesehen, dass dies optisch in keiner Weise stört, lohnen sich die paar Zentimeter mehr Tiefe klanglich allemal. Angesichts seiner dezenten Erscheinung kann man den WS 1235 nur als Meister des Understatement bezeichnen, denn er entfaltet ungeahntes Klangpotenzial. Der Elac WS 1235 ist sehr ausgewogen abgestimmt, spielt sehr dynamisch, offen und mit Substanz. Er vermag auch als HiFi-Lautsprecher zu überzeugen und mittelgroße Räume problemlos mit gepflegtem Klang zu erfüllen.