Velodyne Acoustics MiniVee X im Test:Kompakter Aktiv-Subwoofer mit enormer Leistung und App-Steuerung
Velodyne Acoustics schließt mit dem MiniVee X eine Lücke zwischen dem MicroVee X und den 10“-Zoll-Modellen der Deep Waves- und VI-Q-Serie. Vor allem jedoch setzt der MiniVee X mit neuer, hauseigener App und Top-Ausstattung ein Ausrufezeichen in der 1.000-Klasse. Wie viel Qualität da noch mit zum Paket gehört, klärt unser Test.
Testbericht von Marius Donadello06. Mai 2024, Fotos: Hersteller, AV-Magazin
Bei Velodyne Acoustics zeichnet sich mittlerweile eine Produktoffensive ab, immerhin waren erst im vergangenen Herbst mit Deep Waves und VI-Q zwei neue Serien eingeführt worden. Ihnen vorausgegangen waren die Deep Blue- und Impact X-Subwoofer sowie der MicroVee X, allesamt wurden innerhalb von drei Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht. Historisch betrachtet ist dieser Tritt aufs Gaspedal keine Überraschung, schließlich sollte die Marke nach der Übernahme durch Audio Reference wieder nach vorne gebracht werden. Das Konzept dahinter war einfach: Der Produktionsstandort und die Entwicklungsabteilung in den USA bleiben unverändert bestehen, während mit der neu gegründeten Firma in Hamburg jemand am Ruder sitzt, der wieder Kurs auf Innovation setzt. Denn an Know-how hat es nie gemangelt, was auch die zahlreichen über Jahrzehnte hinweg entwickelten Schlüsseltechnologien zeigen. Mit Blick auf den neuen MiniVee X könnte man zwar fragen, ob es eine Neuauflage des 8“-Zöllers gebraucht hat, doch im Grunde ging es in erster Linie bei dieser Entwicklung nicht um die Dimensionierung. Vielmehr sollten die aktuelle Technologie und die umfangreiche Ausstattung, die mit den 2022 und 2023 vorgestellten Serien etabliert wurden, in eine günstigere Preisklasse transferiert werden.
Zugleich macht Velodyne Acoustics einen Riesensprung nach vorne: Mit dem MiniVee X wird die neue, in über zwei Jahren Entwicklungsarbeit entstandene eigene App eingeführt. So praktikabel und legitim eine Lösung wie die zuvor genutzte mit iWoofer auch ist, die Vorteile einer selbst entworfenen App liegen auf der Hand: Man ist unabhängig von Drittanbietern, kann die Oberfläche nach eigenen Vorstellungen maßschneidern und neue Features leichter integrieren. Demgegenüber stehen natürlich höhere Kosten und die Verantwortung, jeweilige Maßgaben des Google Play Store und des Apple App Store zu erfüllen. »Die Mühe hat sich gelohnt und wird sich zweifelsohne auszahlen«, ist Mansour Mamaghani überzeugt, »denn wir haben eine flexible Software-Basis für die Zukunft geschaffen«. Lorenzo Mamaghani ergänzt: »Zu Premium-Produkten gehört auch eine App, die das eigene Logo trägt und nicht von der Stange kommt.« Welche Möglichkeiten die App Auto EQ SUB im Einzelnen bietet, schauen wir uns gleich näher an.
Ausstattung
Zuvor werfen wir einen Blick auf die Ausstattung des neuen Bass-Spezialisten, die wie schon angedeutet umfangreich ist. De facto zieht der MiniVee X an dieser Stelle mit den teureren Modellen der Deep Blue- und der VI-Q-Serie gleich, was angesichts seines symbolisch knapp unterhalb von 1.000 Euro gehaltenen Preises eine bemerkenswerte Offensive im Wettbewerb darstellt. Für die saubere Integration in ein stereophones oder mehrkanaliges System stehen zum einen Hochpegeleingänge bereit, die sowohl mit RCA als auch mit symmetrischen XLR-Buchsen ausgeführt sind, wobei die RCA-Buchse des rechten Kanals gleichzeitig als LFE-Eingang fungiert. Zudem ermöglichen RCA- und XLR-Ausgänge sowie ein LFE-Ausgang, das Signal an weitere Subwoofer durchzuschleifen. Falls der Vollverstärker in einer Stereo-Anlage weder über einen Subwoofer- noch einen Vorstufenausgang verfügt oder die Vorstufe keinen Subwoofer-Ausgang hat, stehen Speaker-Level bereit, die nunmehr sogar Bananenstecker akzeptieren.
Für diese klassische, im audiophilen Segment häufig präferierte Anschlussvariante kann in der App ein Hochpassfilter definiert werden, um die nachgeschalteten Lautsprecher zu entlasten.
Die wichtigsten Einstellungen, nämlich die Einsatzfrequenz und der Pegel, können auch am Gerät mit feinfühligen Drehreglern definiert werden; dabei gibt ein kleines Display über die jeweils eingestellten Werte Auskunft. Außerdem findet sich an der Rückseite des Subwoofers ein Schalter, um den Betriebsmodus zu wählen: Neben dem manuellen Wechsel und einer automatischen Ein-/Ausschaltung steht hier auch die Steuerung über den Trigger-Eingang zur Verfügung.
Ausstattungsseitig hält der MiniVee X damit wie die größeren Modelle alles bereit, um problemlos in unterschiedliche Szenarien eingebunden zu werden, doch darüber hinaus liegt noch eine besondere Beigabe im Karton: Zum Lieferumfang gehört ein Einmessmikrofon samt Tischstativ - das ist für gewöhnlich allenfalls im oberen Preissegment anzutreffen und war bis dato auch bei Velodyne Acoustics den Digital Drive Plus-Modellen vorbehalten.
Technologie
Das geschlossenes Gehäuse ist Markenzeichen von Velodyne Acoustics, im Falle des MiniVee X wird die Konstruktion aus dickwandigem MDF hergestellt und mit Verstrebungen im Inneren zusätzlich versteift. Die immensen Kräfte, die im Gehäuse wirken, gilt es bei nicht ventilierten Gehäusen in den Griff zu bekommen; dafür sorgt neben der grundsoliden Bauweise die gegenüberliegende Anordnung der beiden Treiber. Wenn höchste Präzision gefragt ist, geht unter entsprechenden, hier vorliegenden Voraussetzungen nichts über geschlossene Gehäuse. Die Schallleistung erzeugt ein aktiver 200-mm-Treiber, der auf Basis inzwischen bewährter Technologie für den MiniVee X vollständig neu entwickelt wurde. Seine 2“-Schwingspule wird vierlagig aus hochreinem Kupfer gewickelt, der Schwingspulenträger wird aus Karbonfaser hergestellt, um größtmögliche Steifigkeit zu erzielen. Der Stahl-Chassiskorb ist zwecks ausreichender Wärmeabfuhr doppelt belüftet.
Diesem leistungsfähigen Chassis steht ein Passivradiator gleicher Größe zur Seite; die Membrane beider Treiber werden aus einem sehr leichten, zugleich verwindungssteifen Karbongeflecht gefertigt und sind in einer dicken, hochbelastbaren Rundsicke aus Nitrilgummi aufgehängt. Für die komplexe Signalverarbeitung sowie den adaptiven, verzerrungsminimierenden Überlastschutz verwendet Velodyne Acoustics mit dem ADAU 1761 von Analog Devices einen DSP, der über die nötige Rechenleistung verfügt, um die Algorithmen in Echtzeit anzuwenden. Seitens der Verstärkertopologie setzen die Ingenieure weiterhin auf die »hybride« Lösung: Eine Class D-Vorstufe treibt eine mit vier 40-Ampere-MOSFETs bestückte Ausgangsstufe an. Im Herzen des Schaltnetzteils liefern zwei 650-Volt-MOSFETs Spitzenströme von 30 Ampere Stärke an die Verstärkersektion - man kann hier getrost von souveränen Leistungsreserven sprechen.