Alter Ego
In der Tat zeichnen keine unbekannten Namen für die Anmutung von Aura Note verantwortlich: April Design aus Süd-Korea ist zwar nur unter Insidern ein Synonym für frisches, dennoch unaufdringliches Produktdesign, ein weiterer kreativer Kopf des illustren Aura-Teams dagegen erlangte über die Branchenzirkel hinaus Bekanntheit: Kenneth Grange, der in Großbritannien ansässige Star-Industriedesigner und Mitbegründer der renommierten internationalen Design-Agentur Pentagram. Wie kam es zu dieser Verknüpfung und wer ist überhaupt Aura? Zur Beantwortung der zweiten Frage muss man etwas in der HiFi-Historie wühlen: 1989 wurde die Firma Aura in England gegründet, verschaffte sich einige Bekanntheit und vor allem eine eingefleischte Anhängerschaft mit zeitlos-revolutionär gestalteten HiFi-Komponenten wie dem Erstlingswerk VA40, einem Vollverstärker, der für die damalige Zeit viel zu wenig Knöpfe aufwies und damit keine populären Herzeige-Allüren bediente. Es kam wie es kommen musste: Mit den ihrer Zeit zu weit vorauseilenden Ambitionen ließ sich nicht überleben, Aura wurde zwischenzeitlich an Bowers & Wilkins verkauft, bevor die Unternehmung schließlich 1996 als Aura Design Corporation in Japan neu beheimatet wurde. Damit beantwortet sich die erste Frage nach dem Ursprung dieses Kontinente überspannenden Kreativnetzwerks auch quasi von selbst. Seither wird also in Japan entwickelt und gefertigt, in England und Japan gestaltet – so lange Globalisierung so aussieht, kann man auch emotional wohl kaum etwas dagegen haben.
Auch bei mir schlagen wie bei vielen Musikliebhabern zwei Herzen in der Brust wenn es um hochwertige Wiedergabekomponenten geht: In erster Linie müssen sie das bestmöglich können, was dieser Begriff aussagt, nämlich Musik reproduzieren das es eine wahre Wonne ist. Wenn sie dann prima aussehen und allerlei praktische Vorteile mit sich bringen – super. Neben dem Hörgenuss wird gelegentlich eine andere ebenso große sinnliche Freude auch von HiFi angeregt: Die Inspiration durch eigenständige, rundum gelungene Gestaltung. Leider tut sich in der Realität zwischen diesen beiden Ansprüchen häufig ein so breiter Graben auf, dass man beim besten Willen keine Brücke mehr darüber bauen kann, egal ob nun schöner hören oder schöner wohnen im Vordergrund steht. Sei's drum – umso spezieller sind die Momente, wenn beides den eigenen Nerv trifft. Aura Note erscheint als äußerst viel versprechender Kandidat für Doppelherzrasen, denn im schmucken kleinen Gehäuse verbirgt sich technischer Aufwand, den man so nicht zwingend vermuten würde.