Amtlich
Angesichts entscheidender Bedeutung der Güte von Ausgangsübertragern sowohl für die Wiedergabequalität als auch die Röhren-Lebenserwartung ist die Investition von Magnat an dieser vitalen Stelle umso erfreulicher und dokumentiert eindeutig wohin die Reise mit dem RV 1 gehen soll. Alle im RV 1 eingesetzten Röhren - insgesamt sind dies zwölf - stammen aus russischer Produktion, sie werden bei Magnat sechzig Stunden lang eingebrannt, anschließend einer strengen Qualitätsprüfung unterzogen und nach bestandener solcher paarweise selektiert. Allein auf die Vorverstärkung für Phono-MM entfallen vier Röhren des Typs 12AX7 (ECC 83), zwei weitere Glaskolben mit dieser Spezifikation bilden die Line-Eingangsstufe. Diese beiden Verstärkerstufen sind im so genannten Shunt Related Push Pull-Layout konzipiert, welches wegen geringer Klirrwerte, hoher Linearität und niedriger Ausgangsimpedanz gemeinhin hoch geschätzt wird. Bei dieser Topologie bringt eine zusätzliche Triode einen variablen Widerstand in die Anoden-Spannungszuführung, der dank entsprechender Ansteuerung der „Hilfstriode“ ihr Pendant stets innerhalb des optimalen Arbeitsbereichs hält. Zudem lässt sich mit diesem Schaltungsprinzip mehr Leistung aus den Röhren kitzeln, allerdings wird der Signalverarbeitungszweig auch um eine Stufe komplexer. Wohl nicht zuletzt deswegen scheute Magnat auch hier keinerlei Mühe und setzt alle Röhren außerhalb der Endstufe in hochwertige Röhrenfassungen die aus präzisionsgefrästen, vergoldeten Ringkontakten angefertigt werden, immerhin ist Mikrophoie der ärgste Feind eines sensiblen Vakuumkolbens. Nach der Eingangsverstärkung gelangen die Musiksignale in eine mit zwei 12AU7 (ECC 82) bestückte Treiberstufe. Hier kommt erstmalig ein von diesen Doppeltrioden erzeugtes Gegentaktsignal ins Spiel welches schließlich vier endverstärkende EL34-Pentoden ansteuert. Diese Leistungsröhren residieren in temperaturfesten Keramik-Sockeln und liefern durchaus beeindruckende, laststabile fünfunddreißig Watt - sowohl an vier als auch an acht Ohm. Jedes Detail dieser diskret bestückten, in klassischer Push-Pull-Manier ausgeführten Class AB-Endstufe zeugt von feinstem Verstärkerbau: Eine Platine sucht man vergebens, edle Bauteile wie Metallfilmwiderstände und Folienkondensatoren sind sauber freiverdrahtet - eine Augenweide. Konsequent klassisch nach guter alter Art verzichtet der RV 1 allerdings auf eine automatische Ruhestromregelung. In der Praxis lässt sich dieses Tribut an den Purismus jedoch leicht zollen, denn bis der so genannte Bias der Endröhren nachjustiert werden muss, haben Besitzer des Magnat sehr viele glückliche Stunden verbracht. Irgendwann müsste sich der gewissenhafte Musikfreund mit einem feinen Schraubendreher, einem Multimeter sowie einer Portion Fingerspitzengefühl und Geduld daran machen, ein paar kleine Schräubchen an den Röhrensockeln zu drehen - oder den RV 1 einfach kurz in die Hände eines Fachmanns geben.