Markant
Soweit zeigt sich der Magnat in positiver Weise als klanglich typischer Vertreter seiner Gattung, wie sieht es jedoch mit wahrheitsliebender Akribie aus? „If Had You“ wird in hochauflösenden Ketten als Aufnahme entlarvt, die Diana Kralls samtig-warme Stimme mit einem Schleier von gläserner Rauigkeit und Kühle umhüllt, ihr Vortrag klingt mehr nach PA als nach präsenter Stimme ohne zwischengeschaltete Technik. Auch über derlei Feinheiten lässt der Magnat RV 1 keine Sekunde im Ungewissen, vielmehr stellt er auch diese Facette als eine klangliche Selbstverständlichkeit wie jede andere deutlich heraus ohne dabei zu überzeichnen.
Das Prädikat eines innerhalb seiner Preisklasse weit überdurchschnittlich neutral und transparent agierenden Verstärkers hat sich der RV 1 längst erspielt, vermag mit ausgereifter Balance und unerschütterlicher Übersicht vollauf zu übereugen. Dann ist es an der Zeit, endlich zu prüfen, ob der Magnat RV 1 tatsächlich auch noch den Wunsch erfüllt, richtig Leistung bereit zu stellen und seine feinen audiophilen Vorzüge bei groben Dynamiksprüngen und hoher Abhörlautstärke erhalten bleiben - Stabilitätsgrenzen auszuloten ist nicht alle Tage mit so viel Neugier und Hörspaß verbunden.
Synthetisch Pumpendes von Kraftwerk, im Geiste des phänomenalen Musikprojektes selbstverständlich analog gehört, soll über die Qualität der Phono-Eingangsstufe Aufschluss geben. „Tour de France“ und „Minimum Maximum“ auf dem Teller des Clearaudio Ambient sind auch als Klangtest-Werkzeuge nicht zu unterschätzen, hapert es an Dynamikumfang und Auflösung geht der charakteristische Zauber der Klangmalereien verloren, der von vielen Feinheiten und subtiler Komplexität lebt. Nicht so mit dem Moving Magnet-Modul des Magnat, es lässt den Eindruck verstehen, die Maschinen tönten wie beseelt, eine der heute noch faszinierenden Eigenschaften des unverwechselbaren Sounddesigns, welches Kraftwerk wie eh und je eine echte Alleinstellung sichert. Der beachtliche Aufwand mit vier exklusiv für die Phono-Vorverstärkung zuständigen Trioden macht sich voll bezahlt, wer keine MC-Systeme fahren will, braucht sich über das Thema Phono-Verstärkung keine Gedanken zu machen.
Auch orientalisch Percussives von Adel Salameh und der Auszug aus Rachmaninoffs Symphonischem Tanz Nummer 1 vom klanglichen Überflieger-Album „This Is K2 HD Sound“ kommen da gerade recht, was soll man lang drumherum reden: Es war eine Wonne! Der RV 1 verwöhnt mit fast unerschöpflich wirkender dynamischer Reserve und entfesselt furiose Spielfreude. Mit dem RV 1 ist Magnat wirklich ein Kunststück gelungen: Richtig erwachsenes High End virtuos mit dem speziellen Kick zu verbinden, der den Puls beschleunigt.