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Ganz vornehmlich im Dienste der Musikalität - und nicht etwa der Nostalgie - steht auch die in Röhrentechnik aufgebaute Class A-Vorverstärkerstufe. Natürlich ist der Glühfaden einer Röhre immer nett anzuschauen und verleiht dem iDecco schon optisch einen Schuss audiophilen Charakters, doch der hinter einer Glasabdeckung sitzende Vakuum-Glaskolben wird für die Vorverstärkung verwendet, um typische Härten digitaler Musikwiedergabe gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wer jetzt über diese so sinngemäß auch von Peachtree Audio getroffene Aussage aus mehreren Gründen stolpert, hat erst einmal einerseits Recht: Haben wir die Zeiten, in denen man der Digitaltechnik per se harschen Klang nachsagte und allemal die, als Quantisiertes tatsächlich allzu künstlich klang, nicht weit hinter uns? Und überhaupt, eine Röhre als moderaten Weichmacher einzusetzen, widerspricht doch dem Ideal der reinen HiFi-Lehre; dies auch noch zu propagieren ist freilich nachgerade mutig, aber vor allem ehrlich. Gemach, denn andererseits lautet auch hier das Stichwort „MP3“: Ohne dieses in High End-Kreisen viel gescholtene Format weiter als No-Go abstempeln zu wollen, muss man berücksichtigen, dass Peachtree sich auch an Musikfreunde richtet, die nur stark komprimierte Files verwenden und dies nie hinterfragt haben. Folglich würden im Zweifelsfall absolut ungnädige Verstärker zu einem eher schauerlichen Resultat führen, mit dem niemandem gedient wäre. Zu prinzipiell sollte man die Angelegenheit also vielleicht doch nicht betrachten, denn Jim Spainhour will besagte Aufsteiger dort abholen, wo sie stehen und entscheidend ist, was hinten herauskommt. Davon abgesehen, dass ein Röhrendesign an sich ebenso wenig verrundet klingt wie digitale Quellen kantig, verdient der iDecco trotz eines tendentiell sanften Gemüts das Prädikat hochwertigen HiFis, denn Peachtree hat die Röhrentechnik sehr gefühlsvoll als Zutat dosiert, so dass ein gelungener Kompromiss zwischen möglichst unverfälschter Reproduktion und der berühmten Musikalität genau seinen legitimen Zweck erfüllt: Der HiFi-Laie staunt und der High End-Fachmann wundert sich. Anders gesagt: 128 Kbit werden erträglich und hochaufgelöste Files klingen formidabel.
Kopfhörerfans werden mit einer ebenfalls in Class A-Technik aufgebauten Röhren-Verstärkerstufe beglückt, für diesen Zweck gelten Röhren generell als erste Wahl. In der Class A/B-Endstufe des iDecco sorgen Transistoren für genügend Leistung, um auch nur durchschnittlich effiziente, größere Lautsprecher im Griff zu haben und herzhafte Durchsetzungsfähigkeit an den Tag legen zu können. Für unseren Hörtest haben wir als externe Tonquelle neben dem iPhone 3G und einem USB-Stick unsere Referenz-Digitalquelle Audionet VIP G3 eingesetzt, um so die Qualität des Verstärkers separat auszuloten. Lautsprecherseitig wählten wir die neue Sonus Faber Liuto Wood Monitor, die wir Ihnen in Kürze vorstellen werden, und die PSB Image T6 als Spielpartner. Klanglich und preislich liefern beide Lautsprecher mit dem iDecco ein tolles Match. Die Image T6 wird als Standlautsprecher wahrscheinlich für viele Interessenten nicht in Frage kommen, der iDecco eignet sich jedoch durchaus auch, um sie schön auf Trab zu bringen. Wer eher auf ein Sideboard-Ensemble schielt, sollte auch auf die hauseigenen Kompaktlautsprecher Ds4.5 einen Blick werfen, sie wurden von Aerial Acoustics-Designer Michael Kelly speziell für Peachtree-Verstärker entwickelt.
Vom Audionet-Player gefüttert zeigt der iDecco sehr schnell, wo es lang geht: Wer als anspruchsvoller und HiFi-mäßig bereits einigermaßen verwöhnter Musikhörer eine klanglich eher harmlose Darbietung erwartet hat, wird in bestem Sinne überrascht. Der Peachtree-Verstärker legt knackig, energisch und frisch drauf los, löst gleichzeitig auch feine Nuancen auf und zeichnet einen weitläufigen, proportional stimmigen Raum nach. Unkomprimiert auf dem iPhone gespeicherte Musik klingt ebenfalls ausgezeichnet, voller Atmosphäre und innerer Spannung. Der Wandler des iDecco empfiehlt sich unbedingt auch für eventuell vorhandene andere Komponenten wie beispielsweise die Sonos-Module, die in diesem Fall über den Line-Eingang angeschlossen werden können. MP3-Files profitieren wie schon angedeutet vom subtilen vollmundigen Charme der Röhre enorm, die Rechnung von Peachtree geht bestens auf: Der iDecco ist eine vielseitige Komponente, die für unterschiedliches Musik- und Datenmaterial jede Menge Spaß garantiert.