CES 2010
Wie jedes Jahr hat sich die Branche Anfang Januar auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas zusammengefunden. Die CES ist eine der wichtigsten Messen für Unterhaltungselektronik und zeigt, was bald die Heimkinos revolutionieren wird. Das AV-Magazin war für sie vor Ort. Erfahren Sie die wichtigsten Neuigkeiten und tauchen Sie mir unserer Fotostrecke nachträglich ins Messegetümmel ein.
Reportage von Volker Straßburg 26. Januar 2010
3D-Fernsehen kommt
Die beiden Buchstaben schienen auf der Messe allgegenwärtig. Sie hingen von der Decke, klebten auf den Wänden und blitzten von den TV-Schirmen: 3D. Auf geradezu spektakuläre Weise drängte das Thema andere bislang wichtige in den Hintergrund. Noch deutlicher als auf der IFA wurde klar: 3D soll kurz nach High Definition das Heimkino und Fernsehen neuerlich revolutionieren.
Jeder TV-Hersteller sitzt im 3D-Schiff. Alle gezeigten Techniken benötigen eine Brille, um die beiden aufgenommenen Kameraperspektiven für die Augen zu trennen. Dabei überwiegt die Shutter-Technik, die volle Bildauflösung und eine gute Farbdarstellung ermöglicht. Zudem soll sie das normale Fernsehen ohne Brille nicht beeinträchtigen, da im TV-Schirm keine qualitätsmindernden Filter zum Einsatz kommen müssen. Auf den ersten Eindruck scheint der Ansatz, bei dem abwechselnd das linke und rechte Brillenglas abdunkelt, auch den besseren 3D-Effekt zu bieten. Die wenigen Vorführungen mit Filtertechniken, bei denen das Licht polarisiert wird, zeigten deutlich öfter die berüchtigten Doppelbildeffekte. Weiterer erster Eindruck: Die besonders schnell schaltenden Plasmas kommen mit der Shuttertechnik besser klar als LCDs. Sie präsentieren die schnell hintereinander dargestellten, beiden Kameraperspektiven klarer von einander abgetrennt.
Um auch normalem Fernsehen zu 3D-Ruhm zu verhelfen, warten Toshiba und Samsung mit der Möglichkeit auf, sogar herkömmliche 2D-Bilder in 3D umzuwandeln. Leistungsstarke Chips und findige Algorithmen errechnen aus dem ursprünglichen Bild die zweite Perspektive. Der 3D-Effekt ist hier freilich nicht so ausgefeilt und fehlerfrei als mit Originalmaterial.
Spätestens Mitte des Jahres werden die ersten 3D-Fernseher auf den Markt kommen, Samsung will sogar schon im März starten. Fast durchweg taucht das Feature erst in den etwas höheren Preisklassen auf. Sony will sowohl TVs mit bereits integriertem 3D-Equipment anbieten als auch „3D-ready“-Schirme, die nachträglich aufrüstbar sind. Die anderen Hersteller bieten keine derartigen Update-Möglichkeiten. Gemeinsam ist allen jedoch, dass mindestens eine Brille, voraussichtlich zwei in den geschnürten 3D-Paketen liegen werden.
Panasonic, Samsung, Sony und Toshiba zeigten auch ihre ersten Blu-ray-Player, die 3D-HD-Filme abspielen können. Als Erster wird voraussichtlich Samsung im März sein Modell offerieren. Sony will es bis zum August schaffen, nennt aber sogar schon jetzt einen Preis von 300 Euro. Keinen neuen Spieler benötigen Playstation-Besitzer. Im Juni will Sony seine Spielkonsole mit einem kostenlosen Update 3D-fähig machen.
Auch an den Quellen des 3D-Spaßes tut sich viel. So haben die Filmstudios angekündigt, satte 60 3D-Filme auf Blu-ray veröffentlichen zu wollen. So viel 3D-Kost gab’s noch nie, und die Planung überflügelt die Prognosen aus dem vergangenen Jahr deutlich. Zudem soll 3D ins Fernsehen, wofür schlagkräftige Allianzen geschmiedet werden: Panasonic kooperiert mit DirecTV, im Juni soll der erste reine 3D-Sender mit der Ausstrahlung in den USA beginnen. Sony möchte gemeinsam mit dem Sender Discovery und Großbildpionier IMAX einen gemeinsamen 3D-Sender starten. Wann das Fernsehen bei uns aufrüstet, ist jedoch unklar. Immerhin wollen in Großbritannien BSkyB und BBC ebenfalls bereits in diesem Jahr ein 3D-Programm starten. Das könnte ein Signal für ganz Europa sein.