Digitales analog
Bis hierhin bietet sich also das gewohnte Bild: Optisches Understatement und sinnvolle, praxisorientierte Ausstattung paaren sich mit einem Innenleben, dass wirklich in keiner Weise nach Sparangebot aussieht, schon gar nicht den Eindruck hinterlässt, an „unauffälligen“ Stellen allzu viel Tribut an den Rotstift gezollt zu haben. Wer jetzt allerdings denkt, damit hätten sich die konzeptionellen Vorzüge des CD37 erschöpft, unterschätzt einen Hersteller, der sich längst über Klangverbesserungen von CD-Spielern grundlegende Gedanken machte, als nicht wenige Zeitgenossen Digitales noch für per se perfekt und die DIN 45500 für ein audiophiles Prädikat hielten. Der besondere technische Clou des CD37, sein Geheimnis, wenn man so will, besteht aus einigen Zutaten, deren zugrunde liegendes Prinzip selbst heutzutage von vielen Herstellern vernachlässigt und von vielen HiFi-Interessierten im Zweifelsfall als Marketing-Gag angesehen wird: Resonanzberuhigung. Selbige ist freilich in fast aller Munde und in der einen oder anderen Form bei allen Komponenten realisiert, die etwas auf sich halten, doch nicht häufig so clever umgesetzt wie von Arcam. Die am weitesten verbreitete Form, unerwünschten Mikrophonie-Effekten und irrläufigen mechanischen Schwingungen den Garaus zu machen, beruht auf dem Massekonzept: Viel Masse lässt sich schwer anregen. Aber - man kann es kaum oft genug betonen - Masse speichert auch Energie, so dass im Rahmen dieses Ansatzes nur Erfolg hat, wer sie richtig ableitet und nicht nur großen konzeptionellen, sondern vor allem großen Materialaufwand betreibt. Im Gegensatz dazu steht Arcam diesbezüglich voll in der britischen Tradition und setzt auf Leichtbau – ein Schelm, wer dies allein dem finanziellen Kalkül zuschreibt. Ganz im Ernst: Sowohl bei digitalen als auch bei analogen Tonquellen haben jene Best Value-Hersteller bewiesen, dass unabhängig von kalkulatorischen Rahmen brachial schwere Gehäusekonstruktionen und immens aufwändige Laufwerksaufhängungen nicht der einzig heilbringende Weg sind. Zumindest unterhalb der höchsten audiophilen Weihen sind alternative Methoden klanglich mindestens ebenso probat und oftmals sogar galanter.
Für die Komponenten ihrer Premium-Liga „Faithful Musical Joy“ implementiert Arcam im Detail einige recht unkonventionelle, ganz offenbar höchst wirksame Lösungen. So werden die Gehäuse der FMJ-Serie aus einem neu entwickelten, „Sound Dead Steel“ genannten Verbundstoff aus Aluminium, Stahl und Sorbothan gefertigt. Dieser Mix ist gegen Schwingungsanregungen weitgehend resistent und weist eine günstige Eigenresonanzfrequenz auf, deshalb verhält sich der Verbundstoff klanglich vergleichsweise wenig schädlich, wenn er denn zu Resonanzen angeregt wird. Bereits hier zeigt sich die Tiefe der Arcam-Entwicklung, denn häufig sind Gehäuse bezahlbarer Geräte bis zu einer gewissen Schwelle klangneutral, schwingen bei zu starken mechanischen Einflüssen jedoch in Resonanzspektren mit fatalen klanglichen Auswirkungen, weil die Grundresonanz des Materials nicht optimiert wurde. Beim CD37 geht die Feinarbeit in Sachen Resonanztuning danach erst richtig los: An diversen, klanglich vitalen Stellen im Inneren verteilt befinden sich unterschiedliche Varianten aufgeklebter Ringe, Pads und Plättchen. Kleine, rechteckige Elemente aus Sorbothan haften auf mehreren elektrischen Bauteilen, hauptsächlich auf Relais.
Auch der Taktgeber-Quarz ist mit einem solchen Sorbothan-Pad ruhig gestellt – diese prinzipiell mit unterschiedlichen Materialien durchführbare Maßnahme an der Clock zeigt im allgemeinen fast unglaublich große klangliche Effekte, letztlich weil sie wesentlich zur Jitterminimierung beiträgt. Einige Kondensatoren des CD37 sind mit Dämpfungsringen oder mit runden Polymer-Plättchen versehen, um sowohl die auf sie einwirkende als auch die vom Stromfluss hervorgerufene, von den Kondensatoren selbst ausgehende Schwingungsenergie zu absorbieren. Den gleichen Zweck sollen so genannte „Mask of Silence“ erfüllen: Ferrit-Plättchen, die auf ICs und dem D/A-Wandler angebracht sind. Zusätzlich befinden sich auf ICs winzige Kühlkörperchen, very „faithful“ indeed, so weit das Auge reicht. Last not least kümmern sich im Gehäusedeckel eingeklebte Matten aus einem Metall-Glasfaser-Mix um elektromagnetische Einstreuungen: Diese ebenfalls strategisch genau positionierten Elemente mit der etwas militärisch anmutenden Bezeichnung „Stealth Mat“ bündeln und neutralisieren EM-Felder bevor sie vagabundieren und hochsensible Bauteile oder Schaltkreise in ihrer filigranen Arbeit beeinträchtigen können; ursprünglich entwickelt und verwendet wurden ähnliche Materialien übrigens in der Tat für die Militärtechnik.