Ein klares Bekenntnis
Und dann dieser Verstärker. Wie gut auch der Mut zu einer Portion Herzeige-Optik funktioniert, hat sich schon während der IFA gezeigt, als Scharen einen satten Zentner Elektronik umringten - als würden sie hoffen, dass seine großen VU-Meter anfangen zu zucken. Wollte man die Rückkehr einer Legende auf eine Typbezeichnung reduzieren, müsste sie SE-R1 lauten. Von diesem Boliden geht eine immense Symbolkraft aus, er ist wahrhaft eine Hommage an die Anfänge der High Fidelity und an die großen Zeiten der großen Elektronik. Dabei ist er ist noch sehr viel mehr als das: Der SE-R1 ist eine klare Ansage, ein Bekenntnis zur Kompromisslosigkeit und zu durch sie technisch bedingter Größe. Die dominierenden VU-Meter bieten einen erfrischenden Gegenpol zur noch vorherrschenden Sachlichkeit im High-End-Design, sie sind funktional gesehen sinnlos und machen kurz gesagt einfach richtig Spaß. Es ist diese Inszenierung von Leistungsfähigkeit, die das Credo des neuen Technics kennzeichnet und einen Weg weist, denn sie verdeutlicht eins: Je besser die Technik, desto mehr Emotion.
Werfen wir also einen Blick auf die Technik der R1-Serie, deren Schlüsseltechnologien bereits aus der C700-Serie bekannt sind. Natürlich fand auch hier wie generell üblich ein Down-Sizing statt, sprich die Technologien und die R1-Serie wurden entwickelt und anschließend in der preisgünstigeren C700-Serie ebenfalls umgesetzt - obwohl die R1-Serie auf dem Markt nachfolgt, ist sie der Technologieträger.
Hinsichtlich der elektromechanischen Optimierung der Elektronik-Komponenten setzt Technics auf eine Doppel-Gehäuse-Konstruktion, bei der ein Aluminium-Chassis in einem gleichfalls aus Aluminium hergestellten Gehäuse montiert ist. Zu den technologischen Highlights der Netzwerk-Vorstufe SU-R1 und der Endstufe SE-R1 zählen insbesondere eigenständige, aufwendig konzipierte Lösungen, die interne Signalverarbeitung zu perfektionieren. Im Falle der Netzwerk-Vorstufe geht es allerdings vor allem um die Aufbereitung zugeführter Signale, denn die beste Weiterverarbeitung nützt wenig, wenn das Ausgangsmaterial der digitalen Tonquellen keine adäquate Güte aufweist. Deshalb isoliert die „Digital Noise Isolation-Architektur“ des SU-R1 sämtliche nicht-optischen Schnittstellen und minimiert das als Jitter bekannte Taktflanken-Zittern mithilfe eines speziellen Chips. Ein neu entwickelter Impuls-Transformer eliminiert Rauschen, das über den S/PDIF-Signalweg herein kommt, Störsignale der Ethernet-Schnittstelle beseitigt ein Gleichtakt-Filter.
Darüber hinaus enthält die Eingangssektion des SU-R1 Kondensator-Stromregelungen für die USB-Schnittstellen, doch eine ganz besonders charmante Herangehensweise betrifft die Stromversorgung an anderer Stelle: Der SU-R1 arbeitet während der Musikwiedergabe im so genannten virtuellen Batteriebetrieb. Diese prinzipiell aus der Historie von Technics bekannte unabhängige Versorgung vermeidet Störeinflüsse seitens der Netzteile, die beim SU-R1 einfach abgeschaltet werden: Die Audiosignal-führenden Schaltkreise werden dann nur aus dem Kondensator gespeist, der auch das Referenzspannungs-Potenzial bereit stellt.