Im Netzwerk angekommen
Im Jahr 2011 gehören Streaming und Internetradio für die meisten Musikfreunde längst zum genießerischen Teil dazu, für viele ist gar eine Netzwerk-Audiolösung zur wichtigsten Tonquelle avanciert. Daher war die Integration der Streamingfunktion erst recht für einen Hersteller wie Arcam, der zwar in bestem Sinne traditionell ist, aber nie konservativ war, schon beinahe überfällig, aber sorgsame Produktpflege braucht schließlich sinnvollerweise auch ihre Zeit. Der Solo Neo kann per Ethernet-Kabel oder WLAN mit dem Heimnetzwerk verbunden werden, die Konfiguration beider Konnektierungen geschieht praktisch vollständig automatisch und ist ruck zuck erledigt. Im Falle der Einbindung in ein WLAN muss natürlich dessen Passwort angegeben werden, aber das war’s dann auch schon. Überhaupt zerstreuen kurze Menüwege und übersichtliche Tastenanordnungen bei allen Bedienschritten und Einstellungen sofort etwaige Befürchtungen, man müsse sich in geduldige Studien der Anleitung vertiefen und beharrlich Fehlversuche unternehmen, um in den Genuss der Funktionsvielfalt des neuen Arcam zu kommen.
Obwohl der Solo Neo allein schon für fast alle musikalischen Zwecke genügt, bietet Arcam mit fünf Eingängen nichtsdestotrotz mehr als genügend Kontaktmöglichkeiten, um beispielsweise auch den Fernsehton über das Solo Neo wiedergeben sowie eine Phono-Vorstufe und eine Spielekonsole anschließen zu können. Doch der Arcam zeigt sich nicht allein bei den Tonquellen flexibel, auch die darüber hinaus gehende Ausstattung lässt keine Wünsche offen: Besonders leistungshungrige Musikfreunde können an den Vorverstärker-Ausgang separate Endstufen anschließen; ein zweiter Vorverstärker-Ausgang kann dazu genutzt werden, einen zweiten Raum mit Musik zu versorgen, dabei lässt sich sogar die Lautstärke beider Hörzonen unabhängig voneinander regeln. Sofern die RS-232-Schnittstelle nicht für die Steuerung des irDock über den Neo genutzt wird, ermöglicht sie auch die Integration des Solisten in ein Haussteuerungs-System. Für ein solches Szenario beziehungsweise für eine Multiroom-Anwendung bieten 12 V-Trigger-Ports und mehrere Remote-Anschlüsse weitere Möglichkeiten: „Remote In Local“ und „Remote In Zone 2“ gestatten eine Weiterleitung von Infrarotsignalen aus dem Hauptraum respektive dem Nebenraum, der Remote-Ausgang leitet die Fernbedienungssignale an zusätzliche, verdeckt installierte Arcam-Komponenten weiter. Das ist noch nicht ganz alles, was der Solo Neo kann, aber das soll’s mit der funktionalen Betrachtung gewesen sein, denn eins bleibt zu klären: Wie gut macht das Multitalent Musik?
Sparen wir uns gleich akademische Vergleiche mit wesentlich größeren HiFi-Anlagen und diesbezügliche kleine Relativierungen seines audiophilen Vermögens: Der Solo Neo lässt beinahe vergessen, das hier nicht drei oder vier Komponenten Musik von einer Tonquelle wiedergeben, sondern eine Komponente Musik von sechs Tonquellen macht. Der klangliche Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger fällt erheblich signifikanter aus als erwartet, die Souveränität seiner Wiedergabe bringt auch strenge Klangenthusiasten ins Grübeln, sofern sie über einen Funken Pragmatismus verfügen. Insbesondere im CD-Betrieb und mit hochaufgelösten Files von Festplatte spielt der Solo Neo ausgesprochen crisp, agil, kraftvoll und dynamisch. Doch der Arcam weiß mit mehr als jugendlichem Charme zu überzeugen: Große Bühnen werden glaubwürdig nachgezeichnet, fein gewobene Spannungsbögen und stimmliche Nuancierungen hervorragend aufgelöst, atmosphärische Details gelangen unter die Haut. Könnte der Solo Neo nur halb so viel, wäre er dank seiner Klangqualität sein Geld schon wert.