Bild und Ton
Es wirkte fast wie eine optische Täuschung, als wir eine weite Wiesenlandschaft auf dem OLED55G19LA anschauten und den Eindruck bekamen, die Ähren ragten ein kleines Stück über den Bildrand hinweg in den Raum hinein. Die satten, in der Sonne leuchtenden, goldgelben und grünen Farben boten dabei ein schillerndes Lichtspiel. Unwillkürlich bekamen wir gemeinsam das Gefühl, Gras und Hügel unter unseren Füßen zu spüren. Das war ausgesprochen beeindruckend. Den skurilen Episoden-Western „Die Ballade von Buster Scruggs“ der Coen-Brüder streamten wir von Netflix in UHD und High Dynamic Range, und der LG-TV schmetterte die Kontraste und Farbnoten ungezügelt in den Kinoraum.
Trotz der großen Wirkung: Die Unterschiede zum Vorgänger-OLED-Panel sind eher fein. Aber sie schenken durchaus zusätzliches Bilderleben. Der Mehrwert von HDR gegenüber künstlich verstärktem Standardkontrast, selbst wenn gewissenhaft hochgerechnet, wird mit diesem Panel augenfällig deutlich. Natürlichkeit, Farbdarstellung und atemberaubende Kontrastrasteffekt wachsen auf hinreißende Weise zusammen.
Damit sind die hervorragenden Fähigkeiten des Panels eigentlich bereits beschrieben. Vieles andere ist Feinjustierung. Denn wie der 55G19LA mit anderem als HDR-Material umgehen soll, lässt sich detailliert einstellen. So begrüßen wir Testredakteure den Filmmaker-Modus, da er für Farb- und Kontrastnatürlichkeit sorgt. Gleichzeitig kann er je nach zugespieltem Bildmaterial aber für solch kinokonforme Darstellung sorgen, dass sie zu Hause vielleicht zu dunkel erscheint. Da will man entweder den Preset wechseln, oder aber mit vorsichtigen Korrekturen den Helligkeitsverlauf in den dunklen Bildpartien nach eigenen Vorstellungen anpassen. Wem das zu aufwendig wird, schaltet einfach den Bildsensor hinzu, der automatisch nachregelt. Welchen Heimkinoweg man auch geht, wichtig ist: Den LG kann man sowohl auf Norm wie auch individuell auf den Punkt justieren, und man erhält stets eine fantastische Abstimmung.
Automatiken, die das Umgebungslicht des TV mit seiner Helligkeit wie auch seiner Farbtemperatur berücksichtigen, kommen dank Dolby Vision IQ und LG-eigenen Sensormessungen zum Einsatz. Sie lassen sich zu HDR- und Standardkost nach eigenem Ermessen hinzu- oder ausschalten. Auch mit der Bewegungsdarstellung „TruMotion“ lässt sich entsprechend verfahren, falls das originäre 24p-Kinorucken vielleicht doch mal stören sollte – mit HDR ist das aufgrund der stärkeren Kontraste durchaus möglich. Die Zwischenbildberechnung stellt die Bildabfolgen sehr natürlich dar. Allerdings zuckt sie aufgrund von Fehlberechnungen ein wenig häufiger, als man es von dem High-End-TV erwarten würde. Inwieweit diese Ausrutscher bei Blockbuster-Spannung auffallen, wollen wir allerdings nicht beurteilen.
Grund- und Bewegungsschärfe sind jeweils hoch. Gamer profitieren von High Frame Rate mit bis zu 120 Hertz Bildwechselfrequenz, Kinofilme mit 60- Hertz-Bewegungsschärfe gibt's quasi noch keine. Etwas zugenommen hat gegenüber vorigen LG-Modellen die Tendenz zum Contouring: Etwa in Szenen mit Himmel als Teil der Motive konnten wir Abstufungen im Helligkeitsverlauf sehen, die je nach Qualität der Zuspielung ab- oder zunahm. Puristen könnte dies stören.
Der Klang des 55G19LA begeistert und irritiert zugleich. Die kräftigen Bässe sorgen für solch gelungene Effekte und tiefe Stimmen, dass man auf externe Unterstützung durchaus verzichten könnte. Die Höhen spielen dabei angemessen mit. Allerdings fehlen die Mitten recht deutlich. Das führt zu Ungereimtheiten – tiefe Männerstimmen wirken sehr mächtig, die Frauenstimme daneben wirkt aber allzu dünn. Außerdem leidet die Sprachverständlichkeit. Virtual-Surround-Einstellungen verbessern hieran nichts, sondern wirken eher grell. Daher gibt es trotz des Bass-Highlights statt eines „sehr gut“ nur ein „gut“.
Wichtig: Die Klangwirkung kann an der Wand anders ausfallen. LG hat den TV hierauf optimiert. Der Korpus ist für einen LG-OLED etwas dicker als gewöhnlich, liegt dafür aber mit der mitgelieferten Halterung rundum dicht an der Wand an. Die optionalen Füße, weit außen am Rand platziert, kosten laut LG um 139 Euro.