Mit großer Bühne
Aufgrund ihrer kleinen schallabstrahlenden Membranflächen und ihrer Positionierung auf dem Kopf können Kopfhörer keinen allzu beeindruckenden, taktil spürbaren Schall erzeugen, sind jedoch in Bezug auf die tatsächlich wiedergegebenen Frequenzen im Tieftonspektrum den meisten Lautsprechern überlegen, auch wenn sich das nicht so anfühlt. Als zweites Manko eines Kopfhörers wird häufig die gegenüber audiophil sachgerecht aufgestellten, hochwertigen Lautsprechern deutlich zusammengerafft wirkende räumliche Darstellung angesehen. Wobei andererseits Kopfhörer Musik so unmittelbar an den Zuhörer herantragen und eine besondere Form von Intimität zwischen Klängen und Hörer herstellen, wie es eben auch nur ein wirklich guter Kopfhörer kann; immerhin besitzt selbst die Sound-Injektion eines In-Ears ihren ganz eigenen Reiz.
Über räumliche Darstellung hat sich denn auch Sennheiser intensiv Gedanken gemacht und dabei als seit Jahrzehnten bestens in den Bereichen professioneller Tontechnik, Übertragungssysteme, Mikrophone und Kopfhörer aufgestellter Hersteller einiges Know-how und Erfahrung ins Spiel gebracht. Das Gehör lokalisiert Schallereignisse horizontal anhand der Frequenzlaufzeiten zwischen Schallquelle sowie linkem und rechtem Ohr, der so genannten interauralen Laufzeitdifferenz. Darüber hinaus spielen durch das Reflexionsverhalten eines Schallfeldes am Körper und am Kopf resultierende Amplitudenunterschiede, die bei höheren Frequenzen zunehmen, nicht nur für die vertikale Lokalisation eine wichtige Rolle: Weil wir Schallwellen immer unter mehr oder weniger Einfluss der Filterwirkung unseres Körpers wahrnehmen und evolutionsgeschichtlich gewohnt sind mit dem ganzen Körper zu hören, entscheidet diese durch die so genannte Head-Related Transfer Function beschriebene Amplitudenauswertung des menschlichen Wahrnehmungsapparates mit darüber, inwieweit Klanggeschehen und insbesondere dessen Räumlichkeit als natürlich empfunden wird.
Im Falle eines Kopfhörers treffen Schallwellen zwar auch winklig auf die Ohrmuscheln, jedoch in wesentlich geringerem Maße, da die Ohrmuscheln nun die alleinige Reflexionsfläche bilden, entsprechend müssen Kopfhörer abgestimmt werden. Daher wendet Sennheiser beim HD 800 zusätzlich einen im Grunde simplen „Trick“ an: Dessen Schallwandler sind schräg in den Hörmuscheln positioniert, um dank des so erreichten Winkelverhaltens die Illusion natürlich ausgedehnter Räumlichkeit mit weiter vom Kopf entfernten Schallereignissen und richtig proportionierten Binnenverhältnissen zu erzeugen.