Optimal ausgereizt
Überhaupt ist der Headphone Optimizer in jeder Hinsicht sehr flexibel, denn die Linearisierung ist bei allen Modellen abschaltbar - ganz einfach per Knopfdruck während des Musikhörens. Eine große LED an der Gerätefront signalisiert den Betriebszustand: Sie leuchtet grün, wenn die Optimierung aktiviert ist, und rot bei ausgeschalter Anpassung. Eine bequeme Aufbewahrungsmöglichkeit für Kopfhörer bringt der Headphone Optimizer auch gleich mit: In sein robustes Aluminiumgehäuse ist eine mit Kunstleder bezogene Auflage integriert, die zwei Kopfhörern Platz bietet. Wer es ganz ordentlich mag, kann auch das Kopfhörer-Anschlusskabel hinten im Hohlraum dieser Halterung unterbringen.
Nun aber die Kardinalfrage: Funktioniert der Optimizer wirklich gut? Insbesondere wegen der ersten, verblüffenden Höreindrücke auf der Münchner Messe war ich gespannt, den Effekt mit einem sehr vertrauten Kopfhörer im privaten, ruhigen Umfeld zu erkunden. Für den Hörtest hat Ingo Schmidt-Lucas den Headphone Optimizer A2XL auf meinen Audeze LCD-2 justiert, einen zweifelsfrei klanglich ernst zu nehmenden Kopfhörer, der sehr nuanciert, transparent und homogen klingt - ich wünschte mir lediglich etwas mehr Agilität und Offenheit nach oben heraus, der LCD-2 rundet „naturbelassen“ ein wenig ab.
Bei den Hörsessions mit von der Partie war auch Musik vom Label HD Klassik, unter dem Ingo Schmidt-Lucas CDs, On-Demand-CDs, Hires-Downloads und USB-Sticks feiner klassischer Musik anbietet - hochaufgelöst produziert und zum Teil mit Kunstkopf-Mikrofon binaural aufgenommen. Die Hörerlebnisse mit solchen „3D“-Aufnahmen und aktivierter Optimierung sind beeindruckend: Welch dreidimensionalen, authentischen Raumeindruck ein Kopfhörer unter solchen Bedingungen vermitteln kann, muss man selbst gehört haben. Aber, um es gleich ganz klar zu sagen: Es braucht keine binaural oder sonst wie speziell aufgenommene Musik, um die Effektivität des Headphone Optimizers sofort deutlich zu hören. Denn wer erwartet, dass sich das Klangbild bloß in Nuancen stimmiger und besser durchhörbar präsentiert, wird gründlich überrascht.
Tatsächlich ändert sich der Höreindruck mit Optimierung grundlegend: Die Raumabbildung öffnet sich in allen Achsen, die Tonalität ist ausgewogener, jedes Detail des Klanggeschehens wird in zuvor nicht gehörter Weise transparent. Der Audeze LCD-2 spielt nun wie von Fesseln befreit; agiler, dynamischer und im Hochton-Spektrum völlig offen-ungebremst. In langen Hörsitzungen wurde auch eins deutlich: Eine akustische Kehrseite der Optimierung ist nicht auszumachen - es gibt keine Schärfen oder Unstimmigkeiten irgendeiner Art. Statt dessen kann der Audeze LCD-2 am Headphone Optimizer sein hohes Potenzial voll entfalten; Schwächen werden ausgeglichen, dennoch bleibt die Klangcharakteristik erhalten.
Nachhaltig betrachtet ist die virtuose, Modell-gerechte Optimierung das Wertvollste am Headphone Optimizer: Er ist kein Gleichmacher. Unterschiedliche Kopfhörer klingen nach wie vor unterschiedlich, klangliche Intentionen nivellieren sich nicht. Wer also einen bestimmten Kopfhörer aufgrund dessen Klangeigenschaften schätzt, kann beruhigt sein, mit dem Headphone Optimizer schlicht das Beste an seinem Präferenzmodell zu Tage zu fördern - nicht mehr und nicht weniger.
Obwohl ich das Bild ungern bemühe, lässt sich die klangliche Wirkung des Headphone Optimizers nur so angemessen beschreiben: Er entfernt einen Vorhang und gewährt einen frappierend klaren Blick in die Musik. Wie dick der Vorhang tatsächlich ist, zeigt sich eklatant wenn man die Optimierung abschaltet - dann klingt es einfach beengt, verwaschen und schwammig!