Praxis: Hightech für Hesse
Als die Sony-Innovation in der Redaktion eintraf, war die Aufregung groß. Kann der Reader tatsächlich konventionelle Taschenbücher toppen? Es sollte noch ein wenig dauern, bis die AV-Magazin-Redakteurin den Lese-Vergnügen-Test durchführen konnte.
Die mitgelieferte Kurzanleitung zeigte sich hilfsbereit. Der Ladevorgang am PC: Kein Problem! Doch wie bekomme ich jetzt den gewünschten Lesestoff ins Gerät? Die mitgelieferte CD hilft weiter, die Installation der Software gelingt auf Anhieb. Dass mein Computer gleich zwei Programme für ein Gerät benötigt, verwunderte mich jedoch. Die eBook Library, die stark an das Musikverwaltungsprogramm iTunes erinnert, unterstützt beim Verwalten des digitalen Lesestoffs. Auch das Reader-Befüllen mit digitalen Texten gelingt dank eBook Library mit wenigen Mausklicks. Der Reader beherrscht die Text-Formate TXT, RTF, PDF sowie den eBook-Standard EPUP. Die gängigen Bildformate hat er ebenfalls im Griff. Möchte ein Reader-Besitzer Word-Dokumente im DOC-Format lesen, wandelt die eBook Library diese automatisch in ein Reader-lesbares Format um. Also alles bestens.
Spannend wurde es jedoch beim eBook-Kauf: Wer von iTunes verwöhnt ist, erwartet im Menübereich „Store“ eine komfortable Einkaufsecke. Die eBook Library enttäuscht mich jedoch mit simplen Links zu kooperierenden Internet-Buchhändlern. Und als ich dort Lesestoff mit dem Kopierschutz DRM (Digital Rights Management) kaufen will, muss ich das zweite Programm auf der Sony-CD bemühen: Mit Adobe Digital Editions verwaltet der eBook-Käufer seine Buchlizenzen. Ist die erste selbst gekaufte Literatur lesebereit, kann der eBook-Unerfahrene also durchaus stolz auf sich sein.
Deutlich unkomplizierter erscheint mir das Bücher-Handling auf dem mit stilvollem Ledereinband umfassten Lesegerät. Das Menü führt mich ohne große Umwege zielstrebig zum aufgespielten Lesestoff. Zwar wirkt die Darstellung in Schwarz-Weiß auf Besitzer moderner Handys wenig beeindruckend, die Vorzüge der papierähnlichen Darstellung werden jedoch beim Lesen spürbar. So kommt der Reader auch Brillenträgern weit entgegen: Zwar fällt der Kontrast nicht ganz so gut aus wie bei bedrucktem Papier, die einfach zu bedienende, elektronische Leselupe bringt die Schrift während des Hightech-Lesens allerdings auf eine passende Größe. Wer sehr große Lettern bevorzugt, kann den Lesekomfort für sich weiter steigern, in dem er den Reader um 90° grad dreht und auf Querformat umstellt.
Um zu testen ob, das portable Lesegerät wirklich mit einem Taschenbuch mithalten kann, unternehme ich einen Ausflug in den nahe gelegenen Park. Und tatsächlich: Angesichts derartiger Outdoor-Qualitäten dürften sogar rastlose Hightech-Begeisterte das gemütliche Schmökern wieder für sich entdecken. Lediglich bei frontaler Lichteinstrahlung stören mich Reflexionen auf dem Display. Indem ich den Lesewinkel leicht anpasse, kann ich diese jedoch im Nu wieder vertreiben. Das läuft ohne Anstrengung ab: Mit nur 260 Gramm erscheint mir das Leichtgewicht nicht schwerer als ein durchschnittliches Taschenbuch. Bedienoptionen am unteren und seitlichen Reader-Rand erlauben mir zudem das Umblättern mit dem Daumen – auch da muss ich amüsiert ans gute alte Buch denken. Der leicht zeitverzögerte Bildwechsel beim Navigieren im Reader-Menü irritiert anfangs, tief in die Lektüre versunken reicht mir die Reader-Geschwindigkeit jedoch zum angenehmen Blättern absolut aus.
Eine kleine Lesepause einlegen? Den Roman einfach offen liegen lassen oder zuklappen und später an derselben Stelle weiterlesen? Auch das dürfen Leseratten jederzeit. Als ich nach meiner Mittagspause den Reader wieder einschalte, präsentiert er mir automatisch jene Seite, die ich zuletzt geöffnet hatte. Wer gerne mehrere Bücher parallel liest, kann sogar Lesezeichen setzen und diese später über das Menü aufrufen.
Der Gemütlich-Lesen-im-Park-Test überzeugt die AV-Magazin-Redakteurin vom Lesekomfort des Readers also absolut. Nach dem dritten Kapitel vergesse ich, dass in meiner Hand kein Papier, sondern die Hightech-Innovation von Sony liegt – fast hätte ich den Reader für ein weiteres Lese-Päuschen genauso schwungvoll wie mein letztes Taschenbuch auf die Parkbank geworfen. Derartiges sollte man trotz robuster Bauweise des Readers eher weniger häufig tun.