Privatsphäre in der Schlangengrube
So enthält der DNA zuhauf doppelseitige Platinen und Mikrochips, inmitten dieses SMD-Getümmels finden sich klassische Elemente einer High-End-Elektronik wie große Transformatoren, üppige Kondensatoren mit Seiden-Dielektrikum und Mikrophonie-dämpfende Knetmasse. Während der gesamte Signalweg ohne Kabel auskommt, führen Reinsilber-Gold-Leitungen mit hohem Querschnitt von den Trafos zu den Versorgungsstufen, um diese schnell mit stärkeren Strömen speisen zu können. Überhaupt ist Audionet das Thema Spannungsversorgung wie immer extrem aufwendig angegangen: Zusätzlich zur Vorregelung und Siebung in den separat für analoge und digitale Sektionen sowie für Steuersignale ausgeführten Versorgungsstufen wird die Spannung lokal in einzelnen Baugruppen wie dem Konverterboard und dem Streaming-Modul stabilisiert und geglättet. Diskrete Spannungsregler mit roten Leuchtdioden, die eine besonders präzise Referenzspannung liefern, bilden diese zweite Stufe der Abkopplung der Versorgungsspannungen vom Netz, isolieren darüber hinaus einzelne Schaltungsstufen und Kanäle.
Die Doppel-Mono-Architektur des DNA ist strikt getrennt in analoge und digitale Zweige aufgebaut, trotz wirksamer Schirmungen wurde die Digitalsektion so weit wie möglich entfernt von der analogen Signalverarbeitung platziert; eine geschirmte Platine hält zudem Hochfrequenzen des Digitalteils vom Wandlerboard fern. Der Sinn des immensen Aufwands lässt sich kurz zusammen fassen: Einzelne Baugruppen und Schaltungen sind nur so gut wie ihr Umfeld. "Unreinheiten und Schwankungen der Versorgungsspannung für den Wandlertrakt zum Beispiel wären in dessen Ausgangssignal messbar. Stimmt die analoge Versorgungsspannung nicht, stimmen auch die Samples nicht", erklärt Chefentwickler Volker Wischniowski.
Bei der Ansteuerung der DSPs setzt Audionet eine bemerkenswerte Entwicklung namens "LVDS" ein, um das elektromagnetische Streufeld der Hochgeschwindigkeits-Digitalsignale zu minimieren: Die "Low Voltage Differential Signal"-Technologie schickt statt der üblichen Spannungen nur winzige Ströme über den Bus, die entsprechend wesentlich schwächere EM-Felder generieren. Zudem können induzierte Störungen mithilfe des differentiellen Signals, wie bei einer XLR-Kabelverbindung, neutralisiert werden. Auch hier wird die absolute Priorität der Konstruktion deutlich: Es gilt, beste Arbeitsbedingungen für alle Komponenten und Baugruppen zu schaffen. Die ganz besondere Herausforderung hierbei stellt im Falle des DNA dessen Komplexität und die resultierende Enge in seinem Gehäuse dar - man musste in einer Schlangengrube für gebührende Privatsphäre sorgen.