„Farewell Tony“ Ein persönlicher Abschied vom Ausnahme-Manager und Ausnahme-Menschen Anton Schalkamp
Am Dienstag, den 13. April 2021, ist der langjährige Bose-Manager Anton Schalkamp bei einem Autounfall in der Nähe seines Heimatortes Ennigerloh-Westkirchen ums Leben kommen. Wir sind bestürzt und trauern zutiefst um eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
von Ulrich Hempel
Als wir Anton Schalkamp im April 2016 bei seinem offiziellen Bose-Abschied unser
„Farewell Tony“ zuriefen, war das nach 39 Dienstjahren eigentlich die Fanfare für den Aufbruch in die nächsten Dekaden voller neuer Abenteuer. Wir hatten noch viel vor.
Die Bilanz bis dahin konnte sich sehen lassen: Schalkamp, der seit 1985 die Geschäfte der deutschen Bose-Vertriebstochter führte und dann als Regional Manager Europe vor allem die Bose-Aktivitäten in den deutschsprachigen Märkten verantwortete, verzweihundert-fachte unter seiner Führung den Umsatz der amerikanischen Marke und machte sie zum unbestrittenen Marktführer in der DACH-Region. Dafür wurde er unter anderem 2011 als „Manager des Jahrzehnts“ ausgezeichnet und nahm 2015 für Bose den begehrten Titel als „Best Brand“ entgegen. Es wäre ein ausuferndes Vorhaben, hier die Schalkamp-Erfolgs-geschichte in Zahlen, Titeln und Awards zu schreiben.
Ich möchte stattdessen den Blick auf den Menschen Anton Schalkamp lenken, dem Bauernsohn aus dem westfälischen Ennigerloh – dem Ort, den er nie verließ, wo immer er auch arbeitete. Der Ort seiner Kindheit, an den er stets zurückkehrte und den er immer mit sich trug. Wo er leidenschaftlich und erfolgreich seine Landwirtschaft betrieb, wo er lebte und wo er jetzt auch starb. Hier traf ich Anton Schalkamp 1986 zufällig und hatte keine Ahnung, dass diese Begegnung die folgenden 30 Jahre so entscheidend prägen würden.
Grundlage unserer Zusammenarbeit war ein Handschlag, der auch ohne Schriftsatz galt- „in guten wie in schlechten Zeiten“. Loyalität, Verlässlichkeit und Fairness waren in der Zusammenarbeit mit Anton Schalkamp selbstverständliche und tragfähige Werte, die über drei Jahrzehnte keiner vertraglichen Absicherung bedurften. Stets galt: Ein Mann, ein Wort.
Als ich Anton Schalkamp 1986 traf, hielt ich mich natürlich für einen überaus fähigen Werbe- und PR-Spezialisten. Heute weiß ich, dass ich meine Profession ganz wesentlich erst von Anton Schalkamp gelernt habe. Das ungewöhnliche Bose-Produktportfolio und das mindestens ebenso unkonventionelle Schalkamp`sche Marketing ließen viel Spielraum für außergewöhnliche Auftritte und experimentelle Aktionen. Unsere Verabredung dabei war, dass wir jeden Fehler nur ein Mal machen. So war Anton Schalkamp stets der ideale Mentor auf der kreativen Spielwiese.
Anton Schalkamp war in einem sehr wörtlichen Sinn verbindlich: Er setzte auf Verbindung und Bindung zu seinen Mitarbeitern genau so wie zu allen seinen Geschäfts- und Gesprächspartnern. Wer in traf, wird diese Verbindlichkeit bestätigen.
Dabei war er stets interessiert und selbstbewusst, aber niemals eitel. Das machte ihn unbestechlich und souverän, aber eben auch in besonderem Maß verlässlich.
Und noch ein anderer, oft arg strapazierter Begriff traf auf Anton Schalkamp in besonderer Weise zu: Nachhaltigkeit. Das war ganz sicher eine Tugend, die seiner bäuerlichen Herkunft geschuldet war. Sein Denken und sein Handeln war bestimmt von dem Ziel nachhaltiger Wertschöpfung, die zeitgeistig-kurzatmige „Wegwerfmentalität“ suchte man bei Anton Schalkamp vergebens. Auch darin war er ein Vorbild. Mit seinem Auto hätte er so fast die 1.000.000 Kilometer-Marke geknackt – fast: Der sinnlose Unfall beendete die Fahrt vor der Zeit.
Anton Schalkamp war ein Ausnahme-Manager, vor allem aber ein Ausnahme-Mensch. Ein Mensch, der 35 Jahre lang mein Leben auf vielerlei Weise inspiriert, geprägt und bereichert hat. Einer, der Vorbild war. Deshalb fehlt er sehr.
Zum letzten Mal: Farewell Tony!
Uli Hempel (GMM Media Agentur) verfasste als langjähriger PR-Partner von Anton Schalkamp diesen Nachruf