Best of 650 und 780 Nanometer
Natürlich sind damit weder alle Neuerungen geschweige denn alle bemerkenswerten technischen Aspekte vollständig beschrieben, aber letztlich geht es ja nur um eins: Welches Film- und Musikerlebnis erwartet den stolzen Eigner eines VIP G3? Im Zusammenwirken mit adäquaten Spielpartnern wie den kürzlich hier vorgestellten anderen Komponenten der AV-Magazin-Referenzanlage ein wirklich phänomenales, so weit kann man mit der Tür ins Haus fallen. Angeschlossen am brandneuen Projektor PT-AE4000 von Panasonic verköstigen wir die neuesten Streifen von DVD. Beim letzten Bond-Film „Ein Quantum Trost“ sitzen wir bei der Auto-Verfolgungsszene aus dem ersten Kapitel im Cockpit des Aston Martin. Für einen DVD-Player liefert der Audionet eine unglaublich naturgetreu wirkende, homogene Darstellung mit überragendem Farbeindruck, die nicht weit von nativem HD-Material entfernt ist.
Aber erst ein ausgewogenes Zusammenspiel von erstklassiger Bild- und Tonwiedergabe sorgt wirklich für Gänsehaut. Auch mit diversen Konzert-DVDs liefert der VIP G3 audiovisuelle Referenzleistungen ab: „The Dance“ von Fleetwood Mac, eine DVD, die schon hunderte Male im AV-Magazin-Testraum gelaufen ist, erleben wir völlig neu. Feinste, hauchzarte Percussion-Schläge, die Mick Fleetwood in Szene setzt, hören wir zum ersten Mal so detailliert und mit derart klarer räumlicher Zuordnung. Lindsey Buckingham bleibt problemlos ortbar wenn er „Tusk“ singt, während die tosende US-Marching Band auf der Bühne um ihn herum läuft und das Klanggeschenen dominiert.
In der Funktion als Musikspieler vermag der VIP G3 außerordentlich zu brillieren, um nicht zu sagen, zu einer Form aufzulaufen, die ihn in einer eigenen Liga spielen lässt. Universal-Player hin oder her, die Rolle des Musikanten ist dem VIP G3 wie auf den Leib geschrieben. Im direkten Vergleich mit dem ART G2 zeigt sich schnell, wie die beiden klanglich zueinander stehen: Der ART G2 ist nahe dran, aber eben „nur“ nahe dran. Da heißt es tapfer sein für alle, die trotz der Möglichkeiten die Audiowiedergabe puristisch zu gestalten, sich aus rein ideologischem Empfinden heraus eine dezidierte Musikmaschine als Spitze der Bochumer Ingenieurskunst in Sachen Quellgeräte gewünscht hätten. Gleichwohl sind ART G2 und VIP G3 klanglich vom gleichen Schlag, und so steht unsereins mal wieder vor die Bedrouillie, das Ergebnis einer praktisch kaum feststellbaren klanglichen Charakteristik der Wiedergabekomponente zu beschreiben.
Um sofort das souveräne klangliche Niveau des VIP G3 zu erkennen, spielen Musikrichtungen keine Rolle, im Gegenteil: Auch bei Musik, die man persönlich nicht mag, verschafft der Audionet augenblicklich eine Art erweiterten Zugang zum Musikstück, der manches Mal sogar zu einer Revidierung vorheriger Geschmacksurteile führt. Selbst eine mäßige Produktionsqualität trübt das Musikvergnügen schlimmstenfalls am Rande, so lange der Zuhörer nicht ausschließlich auf das highfidele Resultat bedacht ist; ja in der Tat erschwert der VIP G3 eine solche Haltung des Hörers abseits der Musik enorm, es wird auf Dauer regelrecht anstrengend, nicht einfach der Musik zuzuhören und sich statt dessen in Analytik zu ergehen. Entgegen der hin und wieder beklagten Annahme, mit einer hervorragenden Anlage schwinde die Anzahl genießbarer Produktionen weil jede Schwäche gnadenlos aufgedeckt wird, demonstriert der VIP G3, dass dieses Phänomen allenfalls für ein Niveau zutrifft, dass man ohne Diplomatie als „Mitte“ bezeichnen muss. Ganz oben sieht die Sache anders aus: Je höher die Wiedergabequalität einer Komponente innerhalb dessen, was sich ohne inflationären Sprachgebrauch als Highend bezeichnen lässt, angesiedelt ist, desto mehr Spaß macht im Grunde die Aufnahme.
Es gibt auf fast allen Scheiben interessante, charmante Facetten zu entdecken, und dieser Player zeigt sie alle. Im Zweifelsfall kann es mit einem Zuspieler wie dem VIP G3 sogar ungeahnt großes Vergnügen bereiten, einfach alle Eigenheiten einer Aufnahme völlig sebstverständlich zu hören ohne darauf besonders geachtet zu haben, sei sie auch noch so wenig audiophil.
Verantwortlich für diese Beobachtung ist natürlich die unmittelbare Erfahrbarkeit der künstlerischen Intention; diese Vermittlung gelingt dem VIP G3 in einer absolut außergewöhnlich eindringlichen Weise. Das jüngst mit dem britischen Violonisten Daniel Hope eingespielte Album „Air - A Baroque Journey“ animiert die Musik einer Epoche des Umbruchs in der klassischen Musik, als Konzerthäuser breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich wurden und das musikalische Geschehen oft eher nebensächlich war, mit anderen Augen zu sehen. Gerade bei oberflächlich betrachtet harmlos wirkenden Stücken wie dem populären „Air“ aus der Suite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach lässt sich mit dem VIP G3 leicht die Rafinesse hinter der Eingängigkeit entdecken, die vermeintliche Banalität als perfekt dosierten Minimalismus entlarven. Klassische Stücke wie dieses entfalten mit dem VIP G3 auch vom Tonträger eine emotionale Kraft, die das Gefühl vermittelt, in der Musik aufzugehen und in den Klängen zu zerfließen. Worte können wirklich nur ansatzweise ein Verständnis für die außergewöhnliche Leistung von Komponenten wie dem VIP G3 vermitteln, denn mit Audionets VIP G3 dürfte das letzte Wort in Sachen DVD- und CD-Wiedergabe gesprochen worden sein.