Standlautsprecher Dali Mentor 6:
Die Kraft der zwei Herzen
Weniger ist mehr, diese Regel gilt besonders für die Anzahl von Bauteilen eines hochwertigen Lautsprechers. Damit alle Parameter harmonieren kann man entweder gewisse Kompromisse in den Frequenzextremen in Kauf nehmen oder versuchen mehr Chassis miteinander in Einklang bringen. Mit dem Hybrid-Hochtonmodul geht Dali traditionell den ambitionierteren Weg, doch die Mentor 6 setzt noch eins drauf: Verschmelzen ihre vier Chassis zu einem Ganzen oder bleibt es diesmal beim hehren Versuch?
Die Zutaten der Mentor 6 sind Dali-Kennern zumindest teilweise wohl bekannt und in der Tat stimmen einige Konstruktionsmerkmale dieses Standlautsprechers unter anderem mit der kleineren 2,5-Wege-Box Helicon 300 MK 2 überein, die bei uns vor einiger Zeit bleibenden Eindruck hinterließ. Aber eben nur einige, der augenfälligste Unterschied besteht natürlich in der Tatsache, dass die Mentor 6 ein Standmodell mit respektablen einhundert Zentimetern Höhe ist. Obwohl frei aufgestellte Kompaktlautsprecher mit den dann dazugehörigen Ständern vergleichbare Überalles-Höhe erreichen, ergibt sich interessanterweise bei Standlautsprechern automatisch mehr Bedarf an Argumentationsgeschick und Überzeugungskraft, um sie ins Wohnimmer zu bringen. Da findet die Mentor 6 zum Glück viel leichter als manche ihrer Artgenossen den Weg in anspruchsvoll gestaltetes Ambiente, denn sie geht mit den häufig an ausgewachsenen Lautsprechern ungeliebten Merkmalen wie einer gewissen Gehäusebreite und einer gewissen Klobigkeit der Erscheinung sehr moderat um beziehungsweise spart sich diese ganz. Mit zwanzig Zentimetern Breite schmeichelt die Mentor 6 noch dem Schlankheitsideal, erfahrungsgemäß liegt der kritische Toleranzwert für akzeptable Gehäusebreiten noch ein Stückchen darüber.
So weit so gut, zumal sich das Gehäuse wirklich sehen lassen kann. Edle, gepaarte Echtholzfurniere von der Esche oder von der Kirsche, seidenmatt mehrfach lackiert, sorgen zusammen mit den sanft geschwungenen Formen und gelungenen Proportionen auch bei Ästheten für Wohlgefallen. Die sich nach hinten verjüngende Form der schwarzen Bodenplatten trägt zusätzlich durch die perspektivische Flucht zu einem dezenten Gesamteindruck des Korpus bei. Hauptsächlich aus akustischen Erwägungen sind sowohl die Rückwand als auch die Front gewölbt, problematische Resonanzen im Gehäuseinneren in Form stehender Wellen werden so wirksam verhindert. Zusätzlich finden sich mehrere Verstrebungen und Bedämpfungen im Innenraum der Mentor 6 um das Hochtonmodul und die Bassreflexkonstruktion resonanzarm arbeiten zu lassen und die beachtliche rückwärtig abgestrahlte Schallenergie der zwei Tiefmitteltöner genau kontrolliert zu verwerten.