Komfortabel und Klischee-frei
Die Frontplatte der PRE I G3 wirkt mit lediglich vier vorhandenen Tasten erfreulich aufgeräumt, dennoch können hier alle Funktionen aufgerufen und auch alle Einstellungen ohne Fernbedienung am Gerät vorgenommen werden. Gleiches gilt für die AMP, deren signal- oder zeitgesteuerte Abschaltung mithilfe des Power-Tasters aktiviert werden kann. Dank eines relativ einfach gehaltenen Bedienkonzeptes ist im Grunde keine Fernbedienung für die Verstärker nötig, obwohl die PRE I G3 mit frei benennbaren Eingängen, Monitorschleife und Pegelanpassung praktisch jeden erdenklichen Komfort bietet. Freilich empfiehlt sich für die Bedienung einer Audionet-Anlage dennoch eine Fernbedienung, sofern man nicht die Lautstärkeeinstellung und Titelwahl zu Fuß erledigen möchte. Kürzlich hat Audionet anstelle der SCR7000 eine neue Systemfernbedienung ins Programm aufgenommen, die lernfähige, weitreichend frei programmierbare Audionet Harmony 785 stammt original von Logitech und wird in Bochum den Bedürfnissen von Audionet-Kunden angepasst. Ähnlich ihrer Vorgängerin verfügt sie über eine LC-Anzeige; wie von multifunktionalen Fernbedienungen gewohnt gilt es zunächst, das zu steuernde Gerät, beispielsweise die PRE I G3 oder den VIP G3, auszuwählen. Aufgrund der umfassenden Steuermöglichkeiten dieses potenten Impulsgebers ist für die Handhabung wie bei allen Systemfernbedienungen ein genauerer Blick erforderlich - taktile Navigation ohne Hinschauen ist aufgrund der Vielzahl recht kleiner, eng beieinander angeordneter Tasten kaum möglich. Insofern und trotz der eigentlich ansprechenden, latent eleganten Optik der Harmony werden sich an ihr die Geister wohl genauso scheiden wie früher an der SCR7000: Sie ist schlanker, hübscher, leichter. Andererseits ist auch die 785 eben kein betont highendiger, schwerer Aluminiumklotz mit nur sieben großen Tasten. Sie erfüllt als Kommandeurin einer Audionet-Kette ganz einfach ihre Funktion und gefällt in der Praxis durch Annehmlichkeiten wie etwa das Farb-Display.
Viel schweres, sichtbares Material für’s Geld bieten dagegen natürlich sowohl die Vorstufe als auch die Monoblöcke mit ihren sechs Millimeter starken Frontplatten, deren rückstandsfreies Aluminium denkbar sorgfältig gebürstet wird und im Rahmen des reduzierten, sachlich-eleganten Designs einen tragenden Blickfang bildet. Wie jede gute Gestaltung ist das unaufgeregte Design der Audionet-Komponenten Botschafter einer bestimmten Auffassung davon, was High End-Elektronik leisten sollte: Optisch nehmen sich die Verstärker ebenso zurück wie klanglich.
In der mittlerweile fünfzehnjährigen Firmengeschichte war es nie die Sache von Audionet, mit bestimmten, allzu typischen äußerlichen Merkmalen des Genres zu demonstrieren, dass man in Bochum High End baut; deswegen gibt es keine Messing-Typenschilder, keine riesigen seitlichen Griffe oder Kühlkörper - und keine keulenschweren Fernbedienungen. Diese unbedingte Zweckdienlichkeit aller eingesetzten Mittel und die in besonderem Maße auf modernste Messtechnik gestützte Entwicklungsarbeit sollte man jedoch nicht mit einer Form Pragmatismus verwechseln, die wahren Audiophilen nicht schmeckt. Im Gegenteil, mit vorbildlicher Liebe zum Detail werden bei Audionet technisch innovative Lösungen und Materialien wie aus dem High End-Bilderbuch zu einem Gourmetmenü angerichtet. In der PRE I G3 und in den AMP kommen an klangrelevanten Stellen ausschließlich per Hörtest ausgesuchte Bauteile wie beispielsweise Elektrolytkondensatoren mit einem Dielektrikum aus Seide oder besonders verlustarme Glimmer-Kondensatoren zum Einsatz. Darüber hinaus werden alle klangrelevanten Bauteile trotz geringster Toleranzen für jedes einzelne Gerät gematcht, um optimale Wiedergabequalität zu gewährleisten. Bei dieser mühevollen Selektion ist das extrem aufwändig akustisch optimierte Audionet-Hörlabor neben den Ohren von Thomas Gessler, Volker Wischniowski und Andreas Sehlhorst das wichtigste Werkzeug.