Musik ist Trumpf
Musikalisch eher seichte, aber bisher von mir sehr geschätzte Kost von Schiller macht den Anfang des Hörtests, das neue Album "Sehnsucht" verschwindet sanft gleitend im SACD 1250 R. Nach dem sattsam bekannten "Willkommen" macht sich schnell halbwegs gepflegte Langeweile breit, Schillers "neue Welt" ist nicht einmal ganz die alte - Selbstzitate, Inspirationslosigkeit, das Fehlen von Maya Saban und nicht zuletzt selbst für dieses Projekt befremdlich pseudo-besinnliche Texte machen die Scheibe überflüssig. Über all den seichten Lüftchen schält sich dennoch bereits ein Klangeindruck vom SACD 1250 R heraus: Absolut akkurat, räumlich sehr differenziert und großzügig, wunderbar offen und schnell. Gleichzeitig scheint die letzte Prägnanz zu fehlen, wirken die Oberlagen minimal verrundet - auch mit Filter Nummer 2. Schmeichelt der nüchterne Westfale hier etwa weniger gelungenen Einspielungen? Das mag man so sehen, an der Praxis beurteilt wäre dies eher als vorteilhaft einzustufen, als dem T+A anzukreiden - sofern der weitere Hörtest zeigt, dass diese Tendenz nicht bei allen Oversampling-Algorithmen und Aufnahmen auszumachen ist.
Klanglich bestens geläufig, sauber produziert und musikalisch wie geschaffen um sowohl rhythmischen wie tonalen Qualitäten auf den Zahn zu fühlen ist "Between The Desert And The Sea" von El Tanbura. Mit der explosiven Dynamik der hierauf verewigten orientalischen Schlag- und Saiteninstrumente spielt das Bézierfilter seine Stärken voll aus: Es knallt und knistert, die Luft vibriert. Tonal präsentiert sich das Spiel schlüssig, jedoch immer noch ein klein wenig belegt, die allerletzte Portion Attacke und Biss bleibt der SACD 1250 R schuldig. Doch bisher haben wir den T+A noch nicht einmal in die Nähe seiner Grenzen gebracht, um zu hören was in hochkarätigen Playern wirklich steckt, eignen sich die herausragenden Produktionen von Wind Music stets auf's Neue. Prüfstein diesmal: das nach langer Schaffenspause 2006 erschienene Album „Seven Days" von Dadawa, eine klanglich ebenso beeindruckende wie beanspruchende XRCD.
Dadawa brilliert hier durchgehend mit luftig-leichten Stimmsprüngen über mehrere Tonlagen hinweg, interpretiert häufig sehr zart, dennoch sehr kraftvoll, eine Sängerin mit außergewöhnlicher Ausdrucksstärke und ruhiger Leidenschaft - Attribute, die ebenso den SACD 1250 R charakterisieren. Die Weite seiner räumlichen Abbildung und die phänomenale Offenheit des ganzen Spektrums zeigen die sich immer weiter verdichtenden Klangbilder gleichzeitig in so wohl strukturierter und spielerisch-flüssiger Weise, wie es wenige andere Player schaffen. Während bei diesem Album keine Spur von zu gut gemeinter Analogizität festzustellen ist, kann der SACD 1250 R hier den Hörer mit einer Fähigkeit für sich einnehmen, die nicht nur vielen digitalen Wiedergabegeräten, sondern oftmals gar dem Medium CD an sich abgesprochen wird: Das individuelle Moment von Stimmen und dem Zusammenspiel von Musikern zu vermitteln, jene Lebendigkeit der Musik darzustellen, die sich mit technischen Kategorien kaum hinlänglich erfassen lässt.
Innerhalb einer zweifelsfrei besonders qualifizierenden Vorstellung kristalliert sich die Wiedergabe mittlerer Tonlagen als absolute Schokoladenseite des SACD 1250 R heraus: Ein selten gehörtes Maß an Artikulation erlaubt es jedem Atemzug, jeder Bewegung der Stimmbänder, der ganzen Organik des Gesangs problemlos zu folgen.
Absolut betrachtet erspielt sich der T+A SACD 1250 R klar einen vorderen Platz unter den besten integrierten (SA)CD-Spielern, nicht zuletzt wegen seiner Möglichkeit zwischen mehreren hochkarätigen Filtern zu wählen und so auf dem goldenen Mittelweg unterschiedliche Poduktionen in bestes Licht zu rücken. In seiner Preisregion steht der SACD 1250 R mit seinem musikalischen Gespür ziemlich allein, auch einige teurere Kandidaten der Oberliga können seine Trümpfe nicht ausstechen. Wem exemplarische Natürlichkeit über das letzte Quäntchen Analytik geht, findet mit dem SACD 1250 R den Digitalspieler seiner Träume.