Musikalische Qualität
Was für ein Erlebnis! Wochenlang rotierte Eleanor McEvoys-Album „Yola“ nur als CD in den Playern und jetzt lag die LP auf der Filzmatte des TD 350. „Seasond Love“ beginnt mit leisen Klavieranschlägen. Klar, perlend und mit dem für das Klavier typischen Ausschwingen der Saiten erklingt der Titel. Beim ersten Ton von McEvoys eindrucksvoller Stimme ist Gänsehaut garantiert, ungeheuer plastisch und räumlich perfekt steht sie zwischen unseren Referenzschallwandlern Elac BS 602 X-Jet. Atemgeräusche und Artikulation gelingen in einer Echtheit, dass es den Testern die Schuhe von den Füßen haut. Um hier keinem Irrtum aufzusitzen, musste ein 15 Jahre alter Thorens TD 166 unter gleichen Bedingungen ins Rennen.
Um es kurz zu machen, sang- und klanglos ging er neben dem TD 350 unter. Offensichtlich hat die durchdachte Neukonstruktion wesentlich mehr an Dynamik, Feinauflösung und Genauigkeit der Klangfarben zu bieten. Was sich nach Nuancen anhört und möglicherweise nur mit ganz speziellen LPs heraus zu kitzeln ist, erweist sich spätestens mit ZZ Tops „Afterburner“ als Trugschluss. Mit „Planet of Woman“ dreht der Thorens voll auf. Brutal schiebt er die melodischen Gitarren in den Raum, blitzschnell erweckt er das Schlagzeug zum Leben und legt dabei einen „Drive“ an den Tag, dass es die wahre Freude ist. Geht er denn auch mit klassischer Musik ordentlich um?
Und ob! Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 ist immer eine harte Prüfung für Laufwerk, Arm und Tonabnehmer. Doch der Thorens nimmt auch diese Hürde locker: beschwingt und mit substanzieller Räumlichkeit bildet er das tonale Geschehen ab. Keine Lästigkeit trübt das Klangbild. Typisch war zu diesem Zeitpunkt des Tests ein Phänomen, das wir aus dem analogen Bereich kennen: während man hört, fallen einem immer weitere Titel ein, die es unbedingt noch zu hören gilt. Beispiel gefällig? Pink Floyd, The Wall und die Hubschrauber-Sequenz, denn das charakteristische Pfeifen der Turbine kommt analog richtig gut. Die sich anschließende Basslinie ist digital anscheinend nicht reproduzierbar, denn die wird nur mit dem absoluten Punch bei analoger Wiedergabe hörbar. An dieser Stelle schlug dann auch die Stunde des Lehmann Audio-Pre-Pres. Für normale Ansprüche ist der Clearaudio Phono-Vorverstärker eine solide Lösung, doch das Potenzial des TD 350 liegt so hoch, dass der Einsatz des Decade sinnvoll ist. Nachdem er zwischen Laufwerk und T+A V 10-Vollverstärker seinen Dienst versah, verschoben sich akustische Maßstäbe nach ganz oben. Ob das „The Köln Concert“ von Keith Jarret jetzt auf dem Plattenteller drehte oder Grace Jones den „Slave to the rhythm“ praktizierte, besser geht es nur noch mit sehr viel größerem Finanz- und Materialaufwand. Wunderbar, dass es Katie Meluas-Album „Piece by Piece“ auch als LP gibt. Rhythmische Gitarre, ihre filigrane Stimme und das Schnippen der Finger machen „On the road again“ zu einem der vielen Highlights dieses Albums. Beim Einsatz der Trompete und später der Bläser überkamen uns Schauer, denn die Musiker standen uns absolut glaubhaft gegenüber. Phänomenal, wie dieses Laufwerk echte Stimmungen erzeugen kann! Was die Kombination aus Thorens TD 350 und Benz ACE L in Verbindung mit dem Decade an Musikalität bietet, setzt definitiv neue Maßstäbe. Logische Konsequenz: der Thorens TD 350 ist ab sofort die amtierende Referenz des AV-Magazins.