Stereo-Klang: Erst die Pflicht...
Klanglich fühlte sich der Onkyo mehr zu Surround als zu Stereo hingezogen. In beiden Fällen zeigte er zwar ein helles Timbre mit feinen Obertönen plus kontrolliertem, recht tiefreichendem Bass. Doch zeigte der TX-SR805 im Zweikanal-CD-Hörtest nicht den gleichen Enthusiasmus wie im Kino-Durchgang. Pop, Jazz, Klassik: Er baute eine in Höhe und Breite über die Lautsprecher hinauswachsende Hörbühne auf. Allerdings wirkte die Darbietung nicht so körperhaft und plastisch wie man es von einem reinen Zweikanalspezialisten in dieser Preisklasse erwarten würde. Gegenüber früheren Onkyo-Modellen, die einer Art Markenklang folgten und deren Obertonverhalten oft als etwas „glasig“ beschrieben wurde, verhielt sich der neue 23-Kilo-Koloss eine Spur neutraler. Der neue Receiver klang aber auch nüchterner als seine Ahnen, weil alle Kanten, die durchaus auch individuellen Charme besitzen können, wegfielen. Nüchtern betrachtet, löst der neue Onkyo im Hochtonbereich sehr gut auf und differenziert feinste Klangnuancen. Damit setzt er sich auch von vielen Mitbewerbern ab, denen man Stereowiedergabe schlicht verbieten müsste. Der ausführliche Vergleich spült es an die Oberfläche. Dafür benutzen wir das aktuelle Timbaland-Album und daraus den Riesenhit „Apologize". Der TX-SR805 geht mit Elan zu Sache, tief und druckvoll der Bass und die Stimme mit dem nötigen Brustkorb. Bei zum Vergleich heran gezogenen AV-Receivern hörte es sich so an, als ob die Luft entweicht und in der Folge die Musik langweilig klingt. Auch hat der Onkyo genügend Reserven, um auch bei höheren Pegeln mühelos die Dynamiksprünge zu schaffen. Unterm Strich eine starke Vorstellung ohne gravierende Schwächen, aber auch ohne jenes reizvolle Maximum an Emotionalität zu versprühen, die besondere Musik-Künstler ausmacht.
Dann die Kür: In Surround geht es richtig zur Sache
Die wahre Berufung des Onkyo liegt freilich im Filmbusiness. Hier ließ der TX-SR805 nichts anbrennen. Dabei überzeugt vor allem die akustische Stabilität bei Nutzung aller sieben Kanäle, denn der 805er knickt nicht ein. Bei Klassikern wie Star Wars ist die akustische Weiterentwicklung gegenüber den Vorgängern deutlich spürbar. Die akustische Kulisse ist gewachsen und erreicht jetzt Dimensionen, die auch größere, sprich teurere AV-Maschinen bieten. Fantastisch ist anscheinend die Abstimmung der D/A-Wandler gelungen, die im Rahmen des Dekodierprozesses keinerlei Fehler machen. Denn Detailauflösung und Dialogverständlichkeit sind die Kerntugenden jedes exzellenten AV-Receivers. Ansonsten verschwinden tonale Details, oder was man hört, hat nichts mit dem Bild zu tun. Doch davon keine Spur beim Onkyo, der sich mit The Corrs „Live in London" mächtig ins Zeug legt. Die Größe der Konzerthalle wir authentisch abgebildet und die Fans stehen im Verhältnis zum Bild genau richtig. Außerdem wir deutlich, dass die automatische Einmessung der Boxen sehr gut funktioniert hat. Denn obwohl die DVD neben der reinen PCM- nur ein 5.0-Tonspur hat, bietet der TX-SR805 perfektes Heimkino-Vergnügen. Selbst die in Stereo leicht bemängelte Plastizität profitierte vom Teamwork eines im ganzen Raum verteilten Lautsprecher-Ensembles. Man wähnte sich je nach Programmmaterial auf riesigen Plätzen, in großen Sälen oder weiträumig von Revolverhelden umzingelt. Die Kontrolle im Bass fiel tadellos aus – in Verbindung mit seiner großen Pegelfestigkeit verspricht das eine beachtliche Wahlfreiheit bei der Lautsprechersuche. Onkyo schließt mit dem TX-SR805 locker zur angestammten Konkurrenz auf und lässt sich das im Verhältnis mit weniger Geld belohnen.