Audiophiler Nachbrenner
Meridian-typisch erscheint der kleine PHA als smarte, schicke und - für traditionell geprägte Klangfreunde - damit mehr oder weniger zugleich harmlose Komponente, doch dieses Vorurteil erweist sich auch dieses Mal als trügerisch. Dank seiner zwei 6,3mm-Klinken-Eingänge können Enthusiasten High-End-Kopfhörer, die über getrennte Kabelzuführungen für jede Ohrmuschel verfügen, im symmetrischen Modus ansteuern und so mit dem PHA das letzte Quentchen aus ihnen heraus kitzeln. Alternativ dazu können zwei Kopfhörer gleichzeitig betrieben werden - für Musikgenuss in trauter Zweisamkeit. Damit ist schon mal ein Nachteil von Kopfhörern ausgeglichen; manchen Musikhörern fehlt bei der Wiedergabe über Kopfhörer der räumliche Eindruck, den Lautsprecher erzeugen. Deshalb versuchen einige Kopfhörer-Hersteller durch unterschiedliche geometrische Maßnahmen, die Bühne des musikalischen Kopfkinos über die Ohrachse hinaus auszudehnen. Meridian hat eine Signalverarbeitung entwickelt, um Kopfhörern auf elektronischem Wege Raumklang beizubringen: Das Analogue Spatial Processing (ASP) genannte Verfahren funktionierte in den Hörtests mit ganz unterschiedlichen Kopfhörern ausgezeichnet, es erweitert die Illusion einer Klangbühne vor allem in der Tiefe vor dem Hörer, was in aller Regel einem Konzerterlebnis und dem Raumgefühl vor einer hochwertigen Anlage mit Lautsprechern entspricht.
Und wie klingt der PHA insgesamt? Um das zu testen habe ich zuerst mit dem Sennheiser Momentum einen hochwertigen Einstieg ins Kopfhörer-HiFi angesteuert, der prompt am PHA über sich hinaus wächst. Obwohl der Momentum elektrisch unkritisch ist, legt er am PHA deutlich in Sachen Dynamik zu, sein Auflösungsvermögen entfaltet sich ebenfalls deutlich mehr. Das gleiche Bild zeigt sich mit dem Bowers & Wilkins P5 - keine Frage, der PHA macht einmal mehr klar, wie wichtig Kopfhörer-Verstärker sind, auch wenn man kein Vermögen in den Kopfhörer investiert hat. Eher in diese Kategorie fällt unser letzter Spielpartner: Der PHA darf mit dem Audez’e LCD-2 zeigen was er wirklich kann. Diese akustische Lupe ist mir klanglich sehr gut bekannt, das dachte ich jedenfalls. Die klangliche Wirkung des PHA auf ein solch hochkarätiges Exemplar lässt so ziemlich alles vergessen, wofür man große Lautsprecher liebt - zu frappierend sind Auflösung, Geschmeidigkeit und die Intensität des Eintauchens in die Musik. Der PHA zündet am LCD-2 den Nachbrenner und beweist eindrucksvoll seine audiophile Klasse, die für jedes Kopfhörer-Match bestens geeignet ist und dem Klangerlebnis die Sahnehaube aufsetzt.