Gerade heraus auf den Punkt
Beide Chassis des Chameleon B wurden von Sonus faber entwickelt und werden nur in den Modellen der Chameleon-Serie eingesetzt. Der für tiefe und mittlere Frequenzen zuständige Treiber sitzt in einem verwindungssteifen, strömungsoptimierten Aluminiumkorb, seine Konusmembran hat einen Durchmesser 150 Millimetern und wird aus Polypropylen gefertigt. Für den Hochtonbereich verwendet Sonus faber eine beschichtete Gewebekalotte mit üppigen 29 Millimetern Durchmesser, die Schwingspule des Hochtöners kommt ohne Ferrofluid-Kühlung aus.
Hinsichtlich des Frequenzweichen-Designs bevorzugt Chefentwickler Paolo Tezzon generell minimalistische Ansätze, dennoch beinhaltet das 2-Wege-Konzept des Chameleon B einen vergleichsweise recht komplexen Weichenaufbau: Die meisten Bauteile sorgen dafür, dass der leistungsstarke Hochtöner möglichst linear und effektiv über einen großen Frequenzbereich hinweg arbeiten kann.
Was darf man klanglich von diesen preisgünstigen, sehr kompakten Lautsprechern erwarten? Ich zäume das Pferd zunächst einmal anders herum auf: der Chameleon B versucht nichts, was er nicht kann. Deshalb macht er das, was er kann - und das ist eine Menge - umso besser. So gibt es kein Holpern, kein Hecheln und kein angestrengtes Drücken im Tieftonbereich. Es gibt auch keine Illusion von Frische und Dynamik durch eine leichte Betonung höherer Frequenzbereiche, ebenso wenig will der Chameleon B überraschend vollmundig klingen. Statt dessen präsentiert er sich jederzeit als sehr kultivierter und grundehrlicher Monitor.
Völlig abseits von einer an Klischees orientierten Abstimmung und Kämpfen mit unvermeidlichen Limitierungen entfaltet der Chameleon B einen riesigen Kosmos voller Mikrodynamik und Klangfarben. Dabei zeichnet er sich durch hervorragende Durchhörbarkeit und Spielfreude aus. Der Chameleon B findet immer die genau richtige Balance, seine Grundton-Wiedergabe ist schlackenlos, aber nicht asketisch, seine Gangart agil und souverän-entspannt zugleich.
Dank der nach unten gerichteten Bassreflex-Öffnung ist sein Tieftonvolumen weitreichend unabhängig von der Positionierung, er spielt bis zu seinem Grenzbereich straff, trocken und knackig. Eine luftige Platzierung, idealerweise auf Stativen, möchte ich dennoch empfehlen, denn Bücher gehören ins Regal. Von mehr Freiraum profitiert insbesondere das grobdynamische Durchsetzungsvermögen und die räumliche Abbildung: Sie gelingt weitläufig, wohl proportioniert und ausgezeichnet fokussiert. Der Chameleon B ist zu einer außerordentlich scharf umrissenen, plastisch-griffigen Projektion fähig, kann auch die Körperhaftigkeit von Stimmen und Instrumenten mühelos glaubhaft vermitteln.
Richtig gut gemachte Kompakt-Monitore sind etwas Wunderbares - und der Chameleon B ist ein Vorzeige-Exemplar dieses Lautsprecher-Typs!