Groove und Raffinesse
Die Netzteilsektion einer Elektronik, besonders einer verstärkenden, nimmt üblicherweise einen erklecklichen Teil des Platzes im Gehäuse ein, beim XXL Phono PreAmp Ultra dagegen ist das Netzteil ausgelagert. Was steckt also im Gehäuse drin? Zunächst einmal handelt es sich beim externen Netzteil um ein kompaktes 12-Volt-Modell, deshalb befindet sich im Inneren der Vorstufe alle Bauteile, die zur Stromaufbereitung gehören. Darüber hinaus finden sich auf der einlagigen Platine unter anderem ein paar für einen Phono-Zweig recht üppige Kondensatoren in den Verstärkungs-Schaltkreisen, insgesamt sieht es unter dem robusten Chassis jedoch luftig aus - schließlich braucht eine Phono-Schaltung nicht viel Platz. Vermutlich sind die Gehäuseabmessungen auf die häufig gemachte Erfahrung zurück zu führen, dass außergewöhnlich kleine Komponenten nicht immer gleich so recht ernst genommen werden... Und das wäre auch mit Blick auf den XXL Phono PreAmp ein Fehler, denn immerhin wurden durchweg Bauteile, deren Qualitätsniveau für diese Preisklasse nicht selbstverständlich ist, verwendet und zu einer effizienten, durchdachten Schaltung kombiniert. Vor der Eingangssektion und nach der Ausgangssektion setzt sich dieses positive Bild fort: Dort befinden sich hochwertige, präzise führende RCA-Buchsen, deren Kontaktflächen mit 24-Karat vergoldet sind.
Während man bei einem so überschaubaren Budget zuweilen mit einer Vorverstärkung für Moving Magnet-Tonabnehmer Vorlieb nehmen muss, bietet der XXL Phono PreAmp Ultra zusätzlich auch einen Entzerrungszweig für Moving Coil-Systeme an. Zwischen diesen beiden Signalwegen lässt bequem wählen mit dem dafür an der Rückseite positionierten Schalter. Die jeweiligen Abschlusswerte für MM- und für MC-Abnehmer sind nicht variabel, was durchaus sinnvoll ist: Jeder Tonabnehmer kommt mit den Impedanzen des Oehlbach wunderbar klar. Da belässt man es besser bei den gewählten Standardwerten, als eine Anpassungsmöglichkeit zu realisieren, die ziemlich aufwändig ausgeführt sein muss, um klanglich keinen Schaden anzurichten.
Wie schlägt sich also der große Phono-Zwerg im Hörtest? Zu Beginn spielt der XXL PhonoPreAmp Ultra mit einem preislich passenden Partner zusammen: Meinem modifizierten Rega P25 mit Denon DL-103R in der Headshell. Schnell wird klar: Das geht gut zusammen und richtig zur Sache. Der Oehlbach bietet ein wohl geordnetes, weitläufiges Klangbild und schält den erdigen Klangfarbenreichtum des Denon-Systems ebenso schön heraus wie dessen kernige Spielweise. Gleichzeitig bleibt auch die manchmal nicht nur sehr flinke, sondern auch etwas nervös wirkende Gangart des Rega nicht verborgen; also ran an den Transrotor Crescendo mit dem formidablen MC Transrotor Figaro. In diesem asymmetrischen Match zeigt sich der XXL Phono PreAmp immer noch von seiner besten Seite, mit ausgezeichnetem Dynamikumfang und auch bei komplexen Einspielungen Herr der Lage: Die in letzter Zeit häufiger gehörte Firebird-Suite erklingt mit dem XXL PhonoPreAmp Ultra nuancenreich, energiegeladen und mit der gebotenen Dramatik - so macht analog Spaß.