Im Kern pur audiophil
Angesichts dieses Aufgebotes an Funktionalität und trendigem Bedienkomfort wird deutlich, dass der SR250 abgesehen von seiner Stereophonie in der Tat mehr ein vollwertiger AV-Receiver als ein Vollverstärker mit DAC ist. Dennoch betont Arcam in firmentypischer Manier dessen konzeptionellen Fokus auf ausgezeichnete Klangqualität; um damit einhergehende Versprechen einzulösen, verfügt der SR250 zunächst über eine aufwendig geregelte Spannungsversorgung und ein sehr leistungsstarkes Netzteil. Hochwertige, streng selektierte Bauteile und eine strikte Trennung analoger und digitaler Sektionen verstehen sich da ebenso von selbst wie die Resonanzoptimierung der Platinenbefestigungen und der gesamten Gehäusekonstruktion. Mit dem CS42528 von Cirrus Logic kommt als Konverterchip ein High-End-Baustein zum Einsatz, eingebettet in eine adäquate Peripherie mit einer hochpräzisen Masterclock für die Neutaktung und dem Cirrus Logic CS49844A als DSP für die Filterung.
In den Endverstärkerzügen des SR250 setzt Arcam auf eine ganz besondere, proprietäre Technologie: Die „Class G“ genannte Schaltungstopologie. Dieses Layout soll die minimalen Verzerrungen des Class-A-Modus mit der Leistung verbinden, die für eine ungebremste Impulswiedergabe erforderlich ist. Konventionelle Verstärker schalten bei höherer Leistungsanforderung in den effizienteren Class-A/B-Betrieb, dabei entstehen allerdings Übernahmeverzerrungen. Mit der sich zunehmend auch im High-End-Segment etablierenden Alternative einer Schaltverstärkung unzufrieden, entwickelte Arcam kurzerhand einen eigenen Verstärkungsmodus, der eine zweite Biasstufe ins Spiel bringt. Diese wird wie ein Turbolader zugeschaltet, wenn Impulse eine hohe Dynamikbandbreite aufweisen und deshalb mehr als nur wenige Watt Verstärkerleistung abgerufen werden. Anstatt wie ein Schaltverstärker blitzschnell an- und auszuschalten, erreicht dieses Design trotz permanenter Verstärkung seine Effizienz gegenüber einer reinen Class-A-Topologie dadurch, dass der höhere Ruhestrom nur bei Bedarf anliegt.
Dieser Clou ist jedoch nur einer von zwei audiophilen Leckerbissen, die der SR250 mitbringt, denn er unterstützt als drittes Gerät aus der FMJ-Serie das Raumkorrektursystem Dirac Live. Diese von Dirac Research aus Schweden entwickelte Software arbeitet prinzipiell genauso wie jedes andere System, das die Anpassung an akustische Gegebenheiten eines Raumes ermöglicht: Ein Messmikrofon übermittelt die über die Anlage abgespielten Testfrequenzen zurück an die Software, welche anschließend den idealen Frequenzverlauf mit der tatsächlichen Raumantwort vergleicht und Korrekturen erlaubt. Anders als bei vielen Einmess-Systemen von AV-Receivern und Subwoofern wird das Messmikrofon in diesem Fall nicht an das Gerät, sondern per mitgeliefertem USB-Adapter an den Computer angeschlossen, auf dem zuvor die kostenfrei auf der Website von Arcam erhältliche Dirac-App installiert wird. Wichtig für das folgende Prozedere ist, dass der Computer und der SR250 im selben Netzwerk eingebunden sind.
Bei einem Stereo-System ist ein Messdurchgang, der aus neun Einzelmessungen besteht, inklusive Optimierung in wenigen Minuten erledigt. Arcam gibt die klare, sinnvolle Empfehlung, vor einem Ausgleich raumakustischer Einflüsse dieselbe Sorgfalt bei der Lautsprecherpositionierung walten zu lassen wie gewohnt, anstatt die Lautsprecher weniger gewissenhaft aufzustellen und die digitale Korrektur diese Nachlässigkeit ausbügeln zu lassen. Die Handhabung der Dirac-Software gestaltet sich dank einer übersichtlichen, anschaulich gehaltenen grafischen Oberfläche recht einfach; wer kein Experte ist, sollte allerdings von der Möglichkeit, individuelle Ziel-Frequenzverläufe zu definieren, Abstand nehmen und dem System die Optimierung überlassen.
Die automatische Anpassung gelang in unserem Fall vorbehaltlos überzeugend; tatsächlich ist das klangliche Resultat so eindrucksvoll, dass man die Korrektur nicht mehr missen möchte. Vor allem zeichnet sich das Klangbild mit Raumkorrektur gegenüber dem nicht optimierten Ergebnis durch eine wesentlich präzisere Ortung, eine schärfere Fokussierung und mehr Detailinformationen aus. Dagegen lässt sich keinerlei dynamische Limitierung oder eine künstlich wirkende, leblose Charakteristik ausmachen - im Gegenteil, die Darbietung klingt einfach natürlicher, losgelöster und agiler.
Diese Stichworte kennzeichnen auch den Klang des SR250 an sich, unabhängig von Dirac Live. Tonal vorbildlich neutral abgestimmt, entfaltet er ein reiches Klangfarbenspektrum und differenziert auch in tiefsten Registern ausgezeichnet, dabei immer druckvoll und scharf konturiert zu Werke gehend. Seine in allen Achsen weitläufig ausgedehnte Raumdarstellung bleibt bei hohen Pegeln stabil; ein mindestens ebenso aussagekräftiges Indiz für seine klangliche Güte ist allerdings die Fähigkeit des SR250, selbst leise eingestellt sowohl räumlich als auch feindynamisch sehr nuanciert abzubilden. Gepaart mit einer amtlichen Portion grobdynamischer Schlagkraft sorgt diese Präzision für eine involvierend atmosphärische, spannungsgeladene und griffige Spielweise voller Verve. Ein ganz großes Kompliment: Der Arcam SR250 ist ein audiophiles Highlight mit jeder Menge Extras!