Musikalisch umwerfend
In ihrem Aluminiumgewand, schwarz oder silberfarben eloxiert, wie aus einem Block geschnitten wirkend, strahlen die MAXe kühle, funktionale Ästhetik aus, doch in ihnen steckt die ganze Leidenschaft des Bochumer Entwickler-Teams um Volker Wischniowski. Ihre Bestimmung lässt sich genauso knapp beschreiben, wie ihre technischen Zielvorgaben: Musik unverfälscht zu übermitteln, dabei Grenzen neu zu definieren. Wer die AMP aus gleichem Hause kennt, ihr Leistungsvermögen und ihre bedingungslos wirkende Kontrolle über Lautsprecher, mag sich fragen, welche Legitimation daneben Mono-Endverstärker wie die MAX haben. Einer nüchternen Betrachtung wird sich die evidente Antwort auf diese Frage nie erschließen, denn hierbei geht es um pure Emotion - allerdings nicht derart, ganz einfach eine noch größere Elektronik zu besitzen. Rational kann man sich einem Statement wie den MAX mit dem Argument nähern, mit ihnen garantiert das volle Potenzial eines jeden Lautsprechers auszuschöpfen, aber um die Begeisterung für solche Ausnahme-Komponenten wirklich zu verstehen, hilft nur hören.
Vor allem, um eins zu begreifen: Für den gefühlten Nutzen von noch mehr Verstärkerleistung gibt es praktisch keine Obergrenze. Wo vorher eine top-aufgeräumte, sehr weitläufige und glaubhafte Abbildung das Klanggeschehen wie selbstverständlich in den Raum gestellt hat, wirkt die Reproduktion in jeder Hinsicht noch Maßstabs-getreuer und natürlicher, wenn die MAXe die Endverstärkung übernehmen: Die Musik öffnet sich noch mal weiter, wirkt noch flüssiger, noch lockerer und noch souveräner dargeboten. Wer einmal die MAX an einem Lautsprecher wie der Sonus faber Aida gehört hat, vorzugsweise mit klassischer Musik, wird über seine etwaigen Zweifel an einem hörbaren Vorteil dieser Verstärker lächeln - dieses Klangerlebnis ist wahrhaft unvergesslich.
Sind die MAXe also nur etwas für Leute mit sehr großen, besonders leistungshungrigen Lautsprechern? Nein! Auch kleine Schallwandler wie die Sonus faber Guarneri Evolution - hier bald vorgestellt - und selbst deutlich weniger kostspielige, nicht derart begabte Lautsprecher profitieren von den Audionet MAX ohne Wenn und Aber. Mit, wenn man so will, nicht ganz ebenbürtigen Spielpartnern bewegen sich die Klangunterschiede im Vergleich zu anderer Elektronik nicht, wie man vermuten könnte, im Bereich von Nuancen: Die Audionet MAX heben jeden Lautsprecher, der etwas kann, in eine höhere Klasse.
Im ART G3 rotiert eine CD von Reference Recordings: Eiji Oue und das Minnesota Orchestra spielen Igor Stravinskys "The Firebird Suite", ein temporeiches Werk voller Dramatik, sehr expressiv und stellenweise geradezu furios. Die auch bei orchestraler Klassik selten in solchem Maß anzutreffenden dynamischen Anforderungen, die diese Einspielung stellt, sind wie gemacht für die MAX: Wenn das Ensemble zum "Infernal Dance of King Kashchei" anschwillt, baut sich eine nachgerade körperlich fühlbare Spannung auf, beklemmend und zugleich anregend. Als sie sich im "Finale" entlädt, gestatten die MAX ein Spektakel ohne Gleichen: Die Musik bricht wie eine Naturgewalt über einen herein.