Ohrenschmaus
Die markanteste Raffinesse hat auch funktionalen Charakter: Der Kopfbügel ist mit vier ovalen Löchern in regelmäßigen kurzen Abständen versehen, sie nehmen an den Gehäuseschalen angebrachte Edelstahl-Schnallen auf und ermöglichen so die Weitenverstellung des Kopfbügels. Das Prinzip funktioniert in der Tat einfach: Man löst die Schnalle, hebt den Bügel etwas an um ihn verschieben zu können und dreht die Schnalle wieder zu. Lediglich eine von hochwertigen Kopfhörern gewohnte stufenlose Einstellung ist so nicht möglich, man darf jedoch davon ausgehen, dass die Ingenieure im Konstruktionsprozess Daten über Kopfumfänge und -formen herangezogen haben und der Pryma daher auf jeden Kopf gut passen müsste. Für mich persönlich ergab sich jedenfalls kein Wenn und Aber zwischen zwei Einstellungen, er sitzt im zweiten Loch von oben perfekt.
Bei den Gehäuseschalen adaptiert Sonus faber gestalterische Details seiner Lautsprecher: Ihr Umriss erinnert an ein schmales Pentagon, mit leicht abgerundeten Ecken. Wegen dieser symmetrischen Form spielt es keine Rolle, wie herum man den Pryma aufsetzt, folgerichtig haben die Gehäuseschalen auch keine Kennzeichnung für links und rechts. Wohl aber das abnehmbare Anschlusskabel, das über hochwertig ausgeführte 2,5mm-Mini-Klinkenstecker mit den Gehäusen verbunden wird, passend zu den Reinkupfer-Leitern des Kabels. Die Materialqualität setzt sich im Inneren der vollständig aus Aluminium hergestellten Gehäuse fort, sie beherbergen 40mm-Schallwandler, deren Antriebssystem mit sehr kräftigen Neodym-Magneten für eine hohe Empfindlichkeit sorgt und den Pryma so bestens geeignet für mobile Tonquellen mit schwacher Ausgangsspannung macht. Eine üppig dimensionierte Schwingspule aus Reinstkupfer bewegt Membrane, die aus Mylar hergestellt werden. Dabei handelt es sich um eine zweiachsig ausgerichtete Polyesterfolie (BoPET), die sowohl sehr dünn als auch sehr reißfest ist. Anders gesagt qualifiziert sich dieses Material mit geringer Masse und hoher Stabilität bestens für die Verwendung als Schallwandler-Membran.
Für die Hörtests kam am unteren Ende der Skala ein iPhone und als ausreizende Tonquelle ein mit Audirvana Plus optimiertes MacBook, an das der USB-DAC Explorer 2 von Meridian angeschlossen war, zum Einsatz. Bereits am iPhone spielt der Pryma sehr fein aufgelöst, dynamisch und facettenreich, gibt Stimmen geradezu einschmeichelnd wieder ohne in die Überzeichnung abzugleiten. Seine tonale Abstimmung trägt mobilen Umständen Rechnung: Im Grundtonbereich leicht vollmundig, mit einem Hauch Bassbetonung. Dieses generell für die geschlossene Bauweise typische Wirken hat beim Pryma einen Charakter, für den selbst hartgesottene Neutralitätsverfechter dankbar sein dürften - er vermittelt die pure Freude am Hören. Die Tieftonreproduktion ist ebenso gefühlt immer goldrichtig; absolut präzise und unaufdringlich, aber wenn geboten satt und knackig. Auch die für Kopfhörer naturgemäß schwierige räumliche Ausdehnung gelingt dem Pryma sehr gut, sogar mit deutlich nachvollziehbarer Tiefenstaffelung.
Am Laptop mit vorgeschaltetem DAC legt der Pryma in allen Kriterien erheblich zu und entfaltet ein Klangniveau, das weit über seine Preisklasse hinaus weist. Ich ertappe mich beim bloßen Musikhören, analytisch bin ich nur damit beschäftigt, den Pryma mit wesentlich teureren, halboffenen Exemplaren zu vergleichen - Kompliment an Sonus faber.