Unbeugsam
Für die Schallwandlung ist beim T10i ein dynamisches 1-Weg-Chassis vom Typ 770.1 verantwortlich, bei diesem von Hand gefertigten Treiber arbeitet eine Membran über das gesamte Frequenzspektrum hinweg. Die mehradrigen Anschlusskabel des T10i und des T20 werden aus OFC-Leitern hergestellt und sind mit sehr hochwertig ausgeführten 3.5mm-Klinkensteckern terminiert: Ihre Kontaktstifte sind vergoldet, die Stecker-Gehäuse werden aus Edelstahl gefertigt und sind mit einem Kabelschutz im Übergangsbereich versehen. Die ansprechend geformten Gehäuse des T10i und des T20 werden ebenfalls aus Edelstahl hergestellt, und zwar im Spritzguss-Verfahren. Dieses Material unterstreicht natürlich den Anspruch an Design und Langlebigkeit, kommt allerdings ebenso dem Klang zugute: Die sehr verwindungssteifen, resonanzarmen Gehäuse geben den Treibern beste Arbeitsbedingungen.
Was macht eigentlich den brandneuen T20 aus? Davon abgesehen, dass er keine Mikrofon-Fernbedienung hat, unterscheidet sich der T20 technisch vom T10i nur in einer einzigen Weise: Er ist mit einem völlig neu entwickelten Dual Coil-Treiber ausgestattet. Dieses Chassis wird von einem Mikro-Ringmagneten angetrieben und hat zwei Schwingspulen, eine ist außen am Ringmagnet angebracht, die zweite sitzt in dessen Mitte. Eine hauchdünne, sehr steife Folie, die so genannte Apex, verbindet die Schwingspule mit der Membran, dementsprechend hat der Treiber des T20 auch zwei Apizes. Dieser Aufbau greift insofern die Funktionsweise eines 2-Wege-Systems auf, als das ankommende Musiksignal in zwei Frequenzspektren aufgeteilt wird: Der Tief- und der Mittel-Tiefton wird der inneren Schwingspule zugewiesen, mittlere und hohe Frequenzen werden an die äußere Spule geleitet. Die Doppel-Konfiguration ermöglicht, für die Schallwandlung der beiden Frequenzbänder unterschiedliche Bereiche der Membran anzusteuern - dieses Grundprinzip findet sich auch bei manchen elektrostatischen und magnetostatischen Lautsprechern.
Und wie klingen die beiden? Um dies genau zu ergründen, habe ich den T10i und den T20 jeweils mit einem iPhone und einem mit Audirvana Plus optimierten MacBook als Tonquelle gehört, am MacBook bekamen sie zeitweilig Unterstützung vom vorzüglichen USB-DAC-Amp Meridian Explorer 2. An Dateiformaten habe ich nur WAV, AIF und ins AIF-Format konvertierte Hires-FLACs verwendet, schließlich will man potentes Equipment ja sofort ausreizen. Alles andere wäre in diesem Fall auch bloß unnötiger Genussverzicht, denn der T10i liefert ein beachtliches Auflösungsvermögen und verblüffende tonale Differenzierung: Stimmen atmen, vibrieren und haben sogar körperhaften Charakter. Dabei ist sein Mitteltonbereich völlig schlackenlos, der T10i spart sich jede Abrundung oder gönnerhafte Schmeichelei, spielt viel lieber einfach grundehrlich. Das gleiche gilt für den Bass, der immer herrlich trocken, scharf konturiert und kraftvoll reproduziert wird, jedoch nie auch nur den Hauch einer Gefälligkeit zeigt. Für manche Hörgewohnheit mag das etwas zu asketisch wirken, aber dafür gibt es ja die Tuning-Filter.
Tja, und das war erst der T10i - der T20 ist in gleicher Manier abgestimmt, macht aber schlicht alles noch besser, viel sogar! Der RHA T20 ist ein portabler Monitor par excellence, der selbst feinste Nuancen darreicht und sich bei anspruchsvoller Kost nicht eine einzige Blöße gibt. Klassische Musik, Hélène Grimaud - mit keinem In-Ear, der preislich vergleichbar wäre, habe ich auch andere Genres als Rock, Pop und Electro so genießen können wie mit dem T20. Nicht zu vergessen, wie viel Spaß die unangestrengte Dynamik und vorzüglich gelungene Tiefton-Abstimmung bei gut produzierter elektronischer Musik macht… RHA löst sein audiophiles Versprechen locker ein, der T10i ist ein heißer Klang-Tipp, die Performance des T20 setzt sich von dessen Preisgefüge noch deutlicher ab.