Velodyne Acoustics MiniVee X im Test:Einmessung und Hörtest
Subwoofer sind generell unkompliziert aufzustellen, weil tiefe Frequenzen nur schwer beziehungsweise nicht ortbar sind. Vermeiden sollte man lediglich eine Positionierung in Nähe von Gegenständen, die leicht zu Schwingungen angeregt werden. Ansonsten kann die automatische Einmessung auf den Raum alles erledigen; die Velodyne-App ermöglicht zudem manuelle Eingriffe per 5-Band-Equalizer, was jedoch nur sachkundigen Anwendern zu empfehlen ist.
Raumeinmessung mit der App »Auto EQ SUB«
Die App Velodyne Acoustics Auto EQ SUB ist kostenfrei für iOS und Android erhältlich; für die Aufzeichnung der Testsignale muss im Falle des MiniVee X nicht das integrierte Mikrofon eines Smartphones benutzt werden, denn ein kalibriertes Messmikrofon mit Tischstativ gehört zum Lieferumfang. Selbiges wird in Nähe des Hörplatzes platziert, wobei es hier nicht auf eine möglichst genaue Positionierung ankommt. Wichtig ist dagegen, vor dem Start der Einmessroutine für Ruhe im Raum zu sorgen - danach kann’s direkt losgehen.
Hörtest
Gleich zu Beginn konfrontiere ich den MiniVee X mit einer Aufnahme, bei der Subwoofer abseits ihrer klassischen Funktion mehr Bass zu liefern ihre übrigen Vorteile ins rechte Licht rücken können: Das Kate Bush-Cover des Titels »Wuthering Heights« von Cécile McLorin Salvant (Album »Ghost Song«) wurde in einer Kirche aufgenommen und wenig nachbearbeitet. Innerhalb der ersten Minute geht die Sängerin aus dem hinteren Altarbereich kommend auf den Zuhörer zu, währenddessen rauscht die Aufnahme vernehmlich, verdeutlicht jedoch sehr eindrücklich die räumlichen Verhältnisse. Mit dem MiniVee X gewinnt genau dieses atmosphärische Moment eine neue Qualität, denn Frequenzen an der unteren Hörschwelle sind wichtig für den räumlichen Eindruck. So wird die Dimension des Kirchenschiffs jetzt vollends erfahrbar, gleichzeitig wird die Sängerin plastischer abgebildet und ist in ihrer Bewegung präzise lokalisierbar.
Beim Song »Still Waters Run Deep« von Carolin No (Album »Favorite Sin«) ist der glockenklare Gesang (diesmal auf englisch) von Synthesizer-Instrumentierung begleitet, wobei sehr tiefe, erdige Bassläufe den Rhythmus geben. Erst mit dem MiniVee X wird allerdings klar, welch Klangvolumen hier abgemischt wurde, es geht bis zur letzten Stufe in den Frequenzkeller herab und federt mächtig nach. Der Song »Ohne Worte« (Album »Ehrlich gesagt«) ist dagegen minimal akustisch instrumentiert und gibt dem Kontrabass eine prominente Rolle. Der MiniVee X setzt das Instrument dabei wirkungsvoll in Szene, die Akkorde klingen voluminös-erdig. Zugleich hat der Bass Live-typische Autorität und wird messerscharf umrissen abgebildet.
Auch der Flügel auf dem Album »The Light« von Eydís Evensen steht als dreidimensionaler Körper auf der Bühne, zum Anfassen plastisch. Wenn man hier zwischendurch den Pegel des Subwoofers auf null setzt, wird der Unterschied noch deutlicher: Die räumliche Darstellung schrumpft ein wenig und das Instrument wird diffuser abgebildet. Vor allem jedoch kann der MiniVee X hier selbst feine tonale Schattierungen in tieferen Lagen offenlegen und verleiht dem Flügel seinen holzigen Klang, ohne ihn klingt es vergleichsweise blutleer. Charlotte de Witte hat nach einer wenig inspiriert wirkenden Phase mit der EP »Power Of Thought« im vergangenen Oktober zurück zu alter Größe gefunden. Der Track »Pria« markiert meines Erachtens nicht weniger als den Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens, und natürlich steigert ein Subwoofer bei Techno den Klanggenuss - vorausgesetzt, es passt alles. Dass der neue Velodyne-Würfel völlig mit einer Stereo-Anlage verschmelzen und sie wesentlich bereichern kann, hat er längst eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Also darf er nun von der Leine gelassen werden und richtig, richtig Druck machen. Der Verstärker steht auf zwölf Uhr, und der MiniVee X schleudert die Beats in den Raum, als gäbe es kein Morgen. Zeichnet die Bassläufe unerbittlich straff durch und macht aus Hören ein physisches Erlebnis - unbezahlbar!