Wenn er losgelassen…
Als Hochtöner setzt T+A beim TCD 315 S eine 25 Millimeter durchmessende Gewebekalotte ein, die über einen so genannten Waveguide verfügt: Eine Schallführung, die der breiten Schallverteilung im Raum und der optimalen akustischen Ankopplung an den Mitteltöner dient. Das Hochton-Chassis ist trotz der geringen Höhe des Lautsprechers unterhalb des Mitteltöners positioniert, dank der Beschaffenheit des Waveguide steigt die Achse seiner Schallabstrahlung in Richtung des Hörers an und gleicht so die niedrige Bauhöhe des TCD 315 S aus.
Durch die Anordnung und die Schallführung bilden Hoch- und Mitteltöner eine akustische Einheit, die Frequenzweiche des TCD 315 S wurde optimiert, um über den ganzen Wiedergabebereich hinweg ein möglichst ideales Rundstrahlverhalten zu erreichen. Denn der TCD 315 S sollte ein ganz unkomplizierter Lautsprecher werden; unaufdringlich, aber groß im Klang - mal sehen, ob der kleinste Criterion dieses Versprechen erfüllt.
Hinsichtlich seiner Spielpartner ist der TCD 315 S jedenfalls nicht wählerisch, er spielt bereits am Einstiegs-Hybrid-Vollverstärker MA 600 von Magnat ordentlich auf, der Einsatz höherwertiger Elektronik wird entsprechend belohnt. Gehört habe ich ihn hauptsächlich mit dem Audionet SAM G2 und meinem Audia Flight Three, wie alle hochwertigen Lautsprecher mag der TCD 315 S eine freie Aufstellung, erfordert jedoch keine minutiöse Zentimeterarbeit. Dank seines Transmission Line-Prinzips kann er auch relativ wandnah positioniert werden, ohne an Präzision in tiefen Lagen einzubüßen. Musikalisch geht es mit Jazz vom Giovanni Guidi Trio und Lizz Wright los, auch für den TD 315 S ist das eine ganz entspannte Nummer. Die Becken funkeln und sprühen, Bass-Saiten grummeln trocken und mit Grip, Lizz steht auf einer perfekt sortierten, großen Bühne.
Vorhang auf für Eiji Oue und das Minnesota Orchestra sowie ein früheres Werk von Hélène Grimaud: Credo. Weder die grobdynamischen Anforderungen voller Orchestereinsätze noch die filigrane Aura des Pianos scheinen den Criterion TCD 315 S in irgendeiner Weise zu fordern, er präsentiert Nuancen hervorragend aufgelöst, mit bemerkenswerter tonaler Differenzierung. Der TD 315 S besitzt die Stimmigkeit und Leichtfüßigkeit eines ausgefeilten Kompakt-Monitors, bringt jedoch zusätzlich frappierende Durchsetzungskraft und wahre Größe ins Spiel. Die äußert sich nicht allein in seiner bedingungslos kontrollierten, richtig druckvollen Bass-Wiedergabe; der Criterion TCD 315 S vermittelt immer das subtile Gefühl, einen wesentlich größeren Lautsprecher vor sich zu haben - mit Souveränität, Plastizität und viel Luft um einzelne Klangkörper herum.
Zeit für After Work-Fun mit einem ausgezeichnet produzierten Album, auf das ich während der HIGH END aufmerksam geworden bin: Das Intro von „Pure Live@P3“ ist ein furioser Konzertauftakt der niederländischen Gothic Metal-Band Nemesea, demgegenüber das restliche Album leider verblasst. Während dieser zwei Minuten voller Gitarrenbretter und Percussion werden Sie sich vielleicht nicht in diese Musik, aber garantiert in die herrliche Explosivität des TCD 315 S verlieben.