Bild und Ton
Ganz klar: Im Blickfeld des Betrachters liegende Lautsprecher würden das ganze Aurea-Farbspektakel zunichte machen. Philips entschied sich daher, die Schallwandler einfach unsichtbar zu machen. Im Rahmen verteilt liegen links und rechts je zwölf Mikro-Lautsprecher, die ihren Schall auf jeder Seite durch einen unauffälligen, dünnen Spalt auf der Rahmenvorderseite auf den Weg zum Cineasten schicken. Um erkleckliche Tiefen zu erzielen, unterstützen zwei rückseitig platzierte Subwoofer die kleinen Spielpartner. Das Resultat bringt nun freilich nicht gerade die Wände zum Wackeln, es kann sich jedoch durchaus hören lassen. Den Woofern fehlte es etwas an Klangfülle, und die Winzlinge im Schirm klangen ein klein wenig zu hell. Insgesamt hat Philips jedoch eine sehr gute Balance zwischen Klang- und Designvorgaben gefunden, die im Heimkino die gewünschte Wirkung erzielt.
Mit einem ähnlich guten Ergebnis im Bild würde der Niederländer bereits voll überzeugen. Die Chancen stehen gut - er hat schlicht das Neueste vom Neuen zu bieten. An vorderster Stelle steht die 100-Hertz-Bildwiedergabe (“100 Hz Clear LCD”), die bei Philips nun auch mit der vollen HD-Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten (Full-HD) klarkommt. Nächster wichtiger Bestandteil der Bildsignalverarbeitung ist “HD Natural Motion”. Die Schaltung hat zum Ziel, Bewegungsartefakte sowohl mit TV- und Video- als auch mit Filmbildern zu vermeiden. Bei Spielfilmen rechnet die Software das für Kinofilme normale, leichte Bewegungsruckeln vom Schirm (Film-Dejudder). Und sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Werden die Kinobilder nicht mit originaler Bewegungsdarstellung angeliefert (24p), sondern nach dem 3:2-Pull-Down-Prinzip, eliminiert die Elektronik das hierdurch fehlerhaft verstärkte Bildruckeln ebenfalls. Kurz: Egal, welche Signale ankommen, der Bildeindruck wechselt nicht jedes Mal mit dem zugespieltem Material, sondern bleibt angenehmerweise derselbe. Dabei ist es HD Natural Motion egal, ob Standard- oder HD-Aufnahmen Trumpf sind.
Im Team wollen 100 Hz Clear LCD und HD Natural Motion schließlich unschlagbar sein. Sie sollen auch dann für messerscharfe Bilder sorgen, wenn auf dem Schirm Action angesagt ist und Kameraschwenks oder sonstige Motivbewegungen die Handlung bestimmen. Funktioniert das?
Der Teamgeist siegt: Tatsächlich schaffte es der Aurea, auf seinem großen 107-Zentimeter-Schirm selbst wenn es im Film drunter und drüber ging, sehr scharfe und äußerst plastische Bilder zu zaubern. Die Schaltungen arbeiteten sogar so zuverlässig, dass auf dem Full-HD-Panel vor allem High-Definition-Kost fast dreidimensional räumlich wirkte. Wie auf dem Aurea Daniel Craig als James Bond über den Flughafen turnt, um einen dicken Jumbo vor dem Abfackeln zu retten, beeindruckt nachhaltig. Die großen Lastwagen schlittern auf der Landebahn so realistisch entlang, dass keine Spannungswünsche offen bleiben - kein Wunder, wenn sie durch den Philips-Schirm gleich durchzubersten scheinen. Aufgrund der absolut ruckelfreien Darstellung und der hierdurch erzielten hohen Bewegungsschärfe wirkten die Motive zudem noch mächtiger und realtistischer: Ob Tanklastwagen oder Boings, man sah sofort, dass in "Casino Royal" nicht mit Modellen gedreht wurde, sondern hartes Metall glänzt. Aber auch die Gesichtszüge der Schauspieler erhielten bei Großaufnahmen durch die gewonnene Detailschärfe und Bildruhe zusätzliche Ausdruckskraft.
Gänzlich fehlerfrei arbeiteten die Schaltungen freilich auch beim Philips noch nicht. Im Test wurden hin und wieder Fehlberechnungen sichtbar, bei denen das Bild dann doch nochmal kurz ruckelte. Doch diese Ausrutscher kamen erstaunlich selten vor und traten zudem bei sehr schwierig zu berechnenden Motivbewegungen auf. Da wirkt sogar eher eine andere kleine Schwäche störend: Bewegt sich ein Motiv vor besonders detailreichem Hintergrund, ist an dessen Kanten entlang leichtes Pixelrauschen zu erkennen – ein bekannter, nach wie vor nicht ausgemerzter Fehler. Doch auch er ist angesichts der sonstigen Künste der Schaltungen absolut akzeptabel. Die AV-Magazin-Redakteure gelangten sogar zu dem Schluss, dass die neue Philips-Software sämtliche Neuberechnungen der Bilder noch besser im Griff hat als die Vorgängerversionen: HD Natural Motion setzt die Bewegungsabläufe in sich noch stimmiger um und erzielt hiermit einen besonders realitätsnahen Eindruck.
Wer nun zu Hause zu dem Schluss kommt, dass ihn das ganze Jonglieren mit den Signalen dennoch nicht beeindruckt und er Kinofilme lieber in der Originalversion sehen möchte, findet bei Philips ebenfalls den richtigen Knopf. Er schaltet HD Natural Motion aus und sieht den Film dann exakt wie im Kino mit leichtem Bildruckeln und entsprechenden Unschärfen. Je nach Filmgenre und dessen Qualitäten in puncto Animation oder Kulissenbau kann das durchaus von Vorteil sein. Auf diese Weise bietet Philips jedem Cineasten genau das, was er möchte. Solche Puristen werden dann vielleicht auch feststellen, dass die Grundschärfe des Philips ein wenig geringer ist als die manch anderer Full-HD-Künstler. Dieser Unterschied fällt jedoch so gering aus, dass er die meisten tatsächlich kaum beunruhigen dürfte.
Angenehm flexibel gibt sich der Aurea schließlich auch mit weniger hochwertigen Signalen. So wirken auch per Scart zugespielte Analogsignale ausgewogen, zeigen klare, natürliche Farben und hohe Schärfe. Voraussetzung ist, dass der Kontrastverstärker (Dynamic Contrast) und alle Schaltungen zur Rauschminderung deaktiviert sind. Nur mit DVB-T-Empfang darf die MPEG-Rauschunterdrückung eingeschaltet sein. Aufgrund der geringen Qualität dieser Bilder wirkt der große Schirm sonst allzu verrauscht und pixelig. Wer also das volle Potenzial des Ambilight-TVs ausnutzen möchte, sollte den digitalen Sat- oder Kabelempfang vorziehen.
Dies lohnt sich besonders, da der Philips auch in den Grunddisziplinen der Bilddarstellung mithält. Seine Schwarzdarstellung gehört eindeutig mit zu den besseren, wodurch er auch bei dunkleren Bildern hohe Kontrastwirkung erzielt. Die ließ im Test selbst von der Seite betrachtet weniger schnell nach als bei vielen anderen LCD-Modellen. Mit hellen Szenerien wiederum zeigte der Philips eine so starke Leuchtkraft, wie man es sich von einem LCD wünscht und auch von ihm erwarten darf. Etwaiges Flimmern an Motivkanten hatte er ebenfalls gut im Griff. Beim Aurea stimmt damit alles - und dem ausgefeilten, hochwertigen Full-HD-Spaß steht nichts mehr im Weg.